Mail aus Hannover: Starkes Doppel, schwache Fans!
Philipp Kohlschreiber und Philipp Petzschner verlieren zwar das Doppel gegen Berdych/Stepanek – zeigen aber trotzdem eine mehr als ordentliche Leistung. Im Gegensatz zu enttäuschenden deutschen Fans.
Ein kurzes Treffen mit Niki Pilic am Samstagvormittag. Während Philipp Kohlschreiber und Philipp Petzschner um 11 Uhr ihre letzte Trainingseinheit vor dem so wichtigen Doppel absolvieren, plaudert der 76-jährige Team-Berater ein wenig. Über das starke Debüt am Abend zuvor von Alexander Zverev. „Schade, sehr schade. Er hätte den ersten Satz gewinnen müssen“, sagt Pilic. Und über das anstehende Doppel der beiden Philipps gegen eines der erfolgreichsten aktuellen Davis Cup-Duos überhaupt. Seit 2007 gewannen Tomas Berdych und Radek Stepanek 15 von 17 gemeinsamen Partien. Nur zweimal unterlagen sie – 2009 gegen Spanien und 2014 gegen Frankreich. Die Frage, wie man gegen ein solches Weltklasse-Doppel bestehen kann, beantwortet Pilic trocken und ehrlich: „Sie sind kaum zu schlagen. Egal mit welcher Taktik.“
Kohlschreiber statt Brown
Der Entschluss, dass Kohlschreiber und nicht Dustin Brown an der Seite von Petzschner antreten würde, reifte im Team schon früh in den Vorbereitungstagen. Petzschner und Kohlschreiber absolvierten die meisten Trainingseinheiten zusammen. Bei einer 2:0-Führung am Freitagabend hätte Brown seinen Einsatz wohl erhalten. Weil man dann fest auf einen Sieg von Zverev im letzten Einzel gebaut hätte. So wählte Kapitän Michael Kohlmann lieber die sichere Variante. Schließlich ist Brown ein Spieler – wie Kohlmann schmunzelnd zu Protokoll gab –, der zwar an starken Tagen für Überraschungen gut ist. An weniger starken aber eben auch.
Gefühltes Auswärtsspiel
Die Geschichte der 6:7, 5:7, 4:6-Niederlage ist schnell erzählt. Kohlschreiber und Petzschner beginnen vielversprechend, sind im ersten Durchgang eigentlich das bessere Team. Aber sie können ihre Überlegenheit nicht ausnutzen. Nach 1:13 Stunden verlieren sie den Tiebreak mit 7:9. Während schätzungsweise 20 tschechische Fans einen Höllenlärm veranstalten – Stichwort: gefühltes Auswärtsspiel –, hallen in Abständen auch immer wieder „Deutschland, Deutschland“-Gesänge durch die Arena. Allerdings: Sie werden von einem Band abgespielt! Weil die Performance der deutschen Anhänger im Fanblock über weite Strecken irgendwie mehr an die eines Opernpublikums erinnert. Ohne Zweifel die schlechteste Leistung an diesem Tag. Traurig für ein Davis Cup-Heimspiel in der Weltgruppe.