Shapovalov: „Tennis braucht völlige Gleichberechtigung“
Anlässlich des Weltfrauentages fordert Denis Shapovalov in einem persönlichen Aufruf die Gleichstellung von Frauen und Männern im Profitennis.
Wer oben im Profitennis angekommen ist, zu den besten Spielern der Welt zählt und regelmäßig bei den Grand Slam-Turnieren im Hauptfeld steht, kann es sich mitunter nur noch schwer vorstellen, wie sich ein Sportlerleben außerhalb dieses erlauchten Zirkels anfühlt.
Denis Shapovalov ging es in der Hinsicht nicht anders. Der Kanadier, 23 Jahre alt, gehörte 2020 zu den Top 10 der Weltrangliste und liegt aktuell auf Rang 30 im ATP-Ranking. Er hat als Tennisprofi schon mehr als zehn Millionen Dollar Preisgeld verdient, obwohl er bislang „nur“ ein ATP-Turnier gewann (Stockholm 2019). Shapovalov ging davon aus, dass es Tennisprofis grundsätzlich erst mal gut haben, wenn sie ein gewisses Level erreichen.
Shapovalov: „Mirjam öffnete mir die Augen“
„Dann aber öffnete mir meine Freundin Mirjam Björklund die Augen“, schreibt Shapovalov nun in einem Text für das Online-Magazin The Players Tribune. Björklund ist wie Shapovalov als Tennisprofi unterwegs. „Ich war so naiv. Ich dachte immer, dass Frauen und Männer im Tennis gleich behandelt werden“, heißt es zu Beginn des Textes. Wenn wenn man nur die großen Turniere im Blick hat, existiert die Gleichbehandlung auch. Die vier Grand Slam-Events etwa zahlen seit 2007 die gleichen Preisgelder an Damen und Herren aus.
“Let’s stop talking about reducing the gender gap.
If we want tennis to be fair, it should not exist at all.”
Ahead of International Women’s Day, @denis_shapo has a message for tennis. https://t.co/lQtCGgraq9
— The Players' Tribune (@PlayersTribune) March 7, 2023
Doch der Blick von Shapovalov richtet sich auf jene Spielerinnen, die – wie seine Partnerin Mirjam Björklund – eben noch nicht so weit oben stehen, dass sie automatisch bei jedem Grand Slam-Turnier mitspielen können. Die Schwedin, 24 Jahre alt, ist momentan die Nummer 145 der WTA-Weltrangliste. Ihr Karriere-Preisgeld beträgt knapp 400.000 Dollar.
Shapovalov: „Wie ist so etwas möglich?“
In seinem Online-Beitrag erinnert er sich an einen Dialog mit seiner Freundin. Björklund hatte sich 2022 für das Hauptfeld des WTA 250er-Turniers in Washington qualifiziert, bei dem parallel auch die Herren in der 500er-Kategorie antreten. Shapovalov ging davon aus, dass seine Freundin nun um die 7.000 Dollar sicher hätte – so hoch liegt das ATP-Preisgeld bei einem Erstrunden-Aus. Björklund allerdings wies ihn daraufhin, dass sie im Falle eine Niederlage in der ersten Runde etwa 1.000 Dollar bekommen würde. Shapovalov konnte es nicht glauben: „Wie ist so etwas möglich?“
Björklund traf damals auf Daria Saville und verlor 6:7 im dritten Satz. Shapovalov schreibt: „Es war ein wahnsinnig intensives Spiel, die Qualität war unglaublich. Das Stadion war voll und sie spielten um 1.000 Dollar – das ist so ein kleiner Betrag. Ich verstehe nicht, warum Männer so viel mehr Geld für einen Sieg bekommen.“
Saville bekam für ihren Erstrundensieg 4.100 Dollar. Bei den Männer brachte der Auftakterfolg 14.280 Dollar ein. „Das ist weniger als ein Drittel“, rechnet Shapovalov vor. Und ja, er wüsste, dass die beiden Turniere zu unterschiedlichen Kategorien zählen und deshalb nur schwer zu vergleichen sind. „Aber selbst die Turniersiegerin erhält am Ende nur 33.200 Dollar. Das klingt nach viel, aber wie viel Arbeit steckt dahinter, bis man so ein Turnier gewinnt. Das ist Wahnsinn. Und nicht zu vergleichen mit dem Herrentennis. Ich stand im September 2022 im Finale von Seoul, einem ATP 250er-Event – und bekam 100.000 Dollar, als Verlierer!“
Shapovalov: „Potenzielle Stars werden einfach aufgeben“
Shapovalov kommt zu einem ernüchternden Fazit: „Als weiblicher Tennisprofi sind die Chancen, von seinem Sport Leben zu können, viel geringer – weil man eine Frau ist … Vielleicht bin ich zynisch, aber ich glaube, dass einige Leute die Gleichstellung der Geschlechter nur als politische Korrektheit betrachten. Tief in ihrem Inneren haben sie das Gefühl, dass Frauen es nicht besser verdienen. Und das ist schrecklich.“
Am Ende fordert der Kanadier eine „völlige Gleichstellung der Geschlechter im Tennis“. Sein Argument dafür lautet: „Wenn Spielerinnen nicht fair behandelt werden, können es sich einige von ihnen auf den unteren Ebenen nicht mehr leisten, weiterzumachen. Potenzielle Stars werden einfach aufgeben.“ Und das würde dem gesamten Tennissport schaden, so Shapovalov.
Sein finaler Appell: „Hören wir auf, über den Abbau der Gender Gap zu reden. Wenn wir wollen, dass Tennis fair ist, sollte es sie gar nicht geben.“dolce gabbana portofino lace up sneakers item | Sneaker News & Release Calendar for 2023 in UK | Grailify | best cheap jordan 1 lows