TENNIS-GBR-WIMBLEDON

Der perfekte Tag für Philipp Petzschner

Erst bei der Siegerehrung flüsterte der Herzog von Kent Philipp Petzschner zu, dass Deutschland gegen Argentinien gewonnen hatte, vorher wollte der große Fußballfan davon nichts wissen. Er hatte zu tun. „Das war der perfekte Tag“, sagte der Bayreuther Tennisprofi am Samstag, der dafür aber das unglaubliche WM-Ergebnis aus Kapstadt gar nicht gebraucht hätte. Petzschner ist Wimbledon-Sieger, der erste aus Deutschland seit Michael Stich 1992. „Ich hatte nach dem Matchball Tränen in den Augen“, sagte „Petzsche“, „mir ging so viel durch den Kopf und gleichzeitig so wenig.“

Mit seinem österreichischen Freund Jürgen Melzer gewann der 26-Jährige auf dem Centre Court souverän mit 6:1, 7:5, 7:5 gegen die schwedisch-rumänische Kombination Robert Lindstedt/Horia Tecau. Nach dem Matchball sank der Deutsche an der Grundlinie auf die Knie, aber nur Sekunden später stürzte sich Melzer auf ihn, und sie lagen als Knäuel auf dem Rasen.

„Der absolut größte Erfolg in der Karriere“

„Ohne Zweifel der absolut größte Erfolg in der Karriere“, sagten beide unisono, „Wimbledon-Champion bleibt man ein Leben lang, unsere Namen stehen hier jetzt für immer an der Wand. Wir haben eine Chance genutzt, die vielleicht nie wieder kommt.“

Michael Stich, der wegen Abbruchs wegen Dunkelheit an der Seite des großen John McEnroe an einem Montag gewann, war bislang der einzige Deutsche, der jemals im Doppel bei einem Grand-Slam-Turnier triumphierte. Das allein zeigt den Stellenwert dieses Sieges. „Petzschner hat sich über die Jahre konstant verbessert“, sagte Stich, der darauf hofft, dass das Sieger-Doppel nun in zwei Wochen bei „seinem“ Turnier am Hamburger Rothenbaum antritt.

Petzschner nahm nach dem Match zwei der gelben Bälle an sich, küsste sie und gab einen an Melzer weiter: „Ich wollte unbedingt den Ball behalten, mit dem wir den Matchball verwandelt haben“, erzählte der Franke, „Jürgen hat dann gefragt, und was ist mit mir?“ Also bekam der Niederösterreicher mit Wohnsitz in Wien auch einen, die Harmonie ist groß, man versteht sich bestens. „Privat befreundet zu sein, hilft auf dem Platz sehr“, sagte Melzer, „man weiß, wie man den anderen pusht, was man ihm wie sagen kann.“

Seit Anfang der vergangenen Woche wohnte Melzer in Wimbledon im Mietshaus von Petzschner, beide waren da in ihren Einzeln an Rafael Nadal (Petzschner) und Roger Federer gescheitert. Zum Finale kamen Frau Petzschner mit Kind und Melzers Freundin wieder nach London. Eine Tennis-Kommune in SW19, die bestens funktionierte. „Man spürt dann, das man eine Einheit ist“, sagte Petzschner.

Petzschner schon Junioren-Champion bei den French Open

Dass der 26-Jährige nun in die Fußstapfen eines der besten deutschen Tennisspielers aller Zeiten getreten ist, passt irgendwie zu dem genialen Balltalent. Als Junior war er bereits 2002 Doppelchampion bei den French Open, bevor seine wilde Phase mit Irrungen und Wirrungen folgte. Erst seit etwa drei Jahren ordnet er sein Leben den Notwendigkeiten auf der Profitour unter.

„Ich habe viele irre Sachen gemacht und bin immer noch ein bisschen verrückt“, sagte Petzschner, „aber ich ruiniere mir meine Karriere nicht mehr.“

Dass er auch im Einzel mit den Besten mithalten kann, zeigt seine knappe Fünf-Satz-Niederlage im Achtelfinale gegen Nadal. „Der Sieg im Doppel gibt mir sicher einen zusätzlichen Schub“, meinte Petzschner. Und auch French-Open-Halbfinalist Melzer gehört als Weltranglisten-16. zu den besten seiner Zunft im Einzel. „Deshalb spielen wir seit Jahresbeginn zusammen“, so Melzer, „wir haben von Anfang an ausgemacht, dass das Einzel vorgeht, aber wenn wir da raus sind, können wir im Doppel viel erreichen.“

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