655580-davis-cup-trophy-twitter-itftennis

Die 10 wichtigsten Fragen zur Davis Cup-Reform

6| Woher soll das Geld für den neuen Davis Cup kommen?

Das weiß niemand so genau – die Führungsriege der ITF einmal ausgenommen. Der undurchsichtige Deal mit der Investment-Gruppe Kosmos (s. Frage 3) bringt extreme Kritiker der Davis Cup-Reform zu der kühnen These, dass im Tennis-Weltverband Verhältnisse wie bei der FIFA (Fußball-Weltverband) herrschen würden. Namentlich wollen sie aber nicht in Erscheinung treten. Ihre Sorge: Der ITF geht es nicht um die Sache, sondern darum, möglichst viel Geld zu verdienen.

„Was mich besonders beunruhigt, ist der Mangel an Informationen der ITF über die Bankgarantien für dieses Projekt, die 120 Millionen Dollar pro Jahr einbringen sollen. Ich habe noch keine rationale Erklärung für das Geschäftsmodell oder den Aufbau von Organisationsstrukturen für ein solches Projekt gesehen“, schrieb jüngst der Tennis Europe-Präsident Vladimir Dmitriev in einem Brief.

Davis Cup-Reform

TENNISFAN: Fußballstar Gerad Piqué vom FC Barcelona besucht schon länger regelmäßig Tennis-Turniere und will nun mit der KOSMOS-Gruppe in den Davis Cup investieren. (Foto: Getty Images)

Die ITF selbst verspricht, dass die drei Milliarden Dollar der Kosmos-Gruppe, verteilt auf 25 Jahre, vor allem den Mitglieder-Nationen langfristig zu Gute kommen sollen. Außerdem ist zu hören, dass sich BNP Paribas, jahrelang Titelsponsor des Davis Cups, als Geldgeber zurückziehen will. Insofern „muss man den Kosmos-Deal machen, er ist einfach zu gut“, bekräftigt René Stammbach, Schweizer Präsident und Befürworter der Reform.

7| Wo würde die neue Final-Woche 2019 stattfinden?

Für die ersten zwei Jahre (2019, 2020) in Europa – zumindest stellt das David Haggerty momentan so in Aussicht. Dahinter steckt zum einen politisches Kalkül, um die Europäer hinter sich zu bringen. Denn: Tennis Europe, der Zusammenschluss der europäischen Tennis-Nationen, hatte sich schon mehrmals gegen die Reform ausgesprochen. Zum anderen werden so auch die Top-Spieler besänftigt, die zuvor noch beim ATP-Masters in London antreten müssen. Sie hätten es dann nicht allzu weit, um im Anschluss bei der Davis Cup-Finalwoche in Europa aufzulaufen.

In welcher Stadt das Finale ausgespielt werden soll, stet noch nicht fest. „Momentan wird jede Woche eine andere Stadt hoch gehandelt“, ließ ein Funktionär mitteilen. Neben Genf, St. Petersburg und Istanbul stand zuletzt Madrid ganz oben auf der Liste. Die „Caja Magica“, Heimat des WTA/ATP-Events im Mai, hat drei Courts mit verschließbaren Dächern, was im europäischen November selbst in Spanien zwingend nötig ist.

Auch Lille in Frankreich soll Chancen haben. Dort steht ein Fußballstadion mit verschließbarem Dach, das schon öfter für große Davis Cup-Partien (Endspiele 2014 und 2017) genutzt wurde. Nach tennismagazin.de-Informationen galt selbst Berlin als möglicher Kandidat, was der DTB allerdings nicht bestätigen wollte.

Davis Cup-Reform

TENNIS IM FUSSBALL-STADION: Im Stade Paul Mauroy von Lille wurde 2014 das Davis Cup-Endspiel zwischen Frankreich und der Schweiz ausgerichtet. Der Standort soll große Chancen haben, den Zuschlag für eine neue Davis Cup-Finalwoche zu bekommen. (Foto: Getty Images)

Für die Jahre ab 2021 hat sich der Standort Indian Wells ins Spiel gemacht. Das Tennis-Paradies in der kalifornischen Wüste soll bei Haggerty von Anfang an hoch im Kurs gestanden haben, bis er die Zugeständnisse an die Europäer machen musste. Software-Tycoon Larry Ellison, unter dessen Ägide das Masters in Indian Wells nach den vier Grand Slam-Events zum fünfgrößten Turnier der Welt aufgestiegen ist, teilte vergangene Woche mit, dass er nun als Investor bei der Kosmos-Gruppe einsteigen wird. „Ich liebe innovative Ideen“, schrieb Ellison, der sich „sehr darüber freuen“ würde, wenn der neue Davis Cup ab 2021 in seinem Tennis-Garden stattfände.

8| Welche Folgen für den Tour-Kalender würde der neue Davis Cup mit sich bringen?

Sehr große. Derzeit belegt der Davis Cup im Jahreskalender vier Wochen – eine für jede Runde. Im neuen Format wären es nur zwei. Es ergeben sich also zwei freie Wochen, die nicht ungenutzt bleiben würden. Die Groß­turniere von Madrid und Rom, wo Damen und Herren gleichzeitig spielen, wollen zwar ihre Felder ver­größern und auf zehn Tage erweitern, doch wie soll das alles umgesetzt werden, wenn es tatsächlich im nächsten Jahr mit dem neuen Davis Cup-Format losgehen sollte? Diese zentrale Frage warf auch schon Tennis Europe in einem Brief auf, der an Haggerty und alle europäischen Präsidenten adressiert war. Eine Antwort darauf blieb aber aus.

9| Wie ist der ATP-World Team Cup, der 2020 kommen soll, zu bewerten?

Als klare Kampfansage gegen die Reformpläne der ITF für den Davis Cup. Tatsächlich standen ATP und ITF kurz vor der Einigung, nur einen Teamwettbewerb gemeinsam auszurichten – jetzt wird es eventuell zwei Mannschaftsturniere innerhalb weniger Wochen geben, die mehr oder weniger gleich sind. Woran die Verhandlungen scheiterten, ist nicht bekannt – vermutlich am Geld.

Fakt aber ist: Im Januar 2020, also gut sechs Wochen nach einer möglichen Premiere der neuen Davis Cup-Finalwoche im November 2019, wird der World Team Cup reanimiert – in Australien. Mit 24 National­mannschaften, die in Brisbane, Perth und Adelaide in drei Achter-Gruppen eine Vorrunde spielen. Die Endrunde soll in Sydney stattfinden. Es gibt Weltranglistenpunkte, das Preisgeld beträgt 15 Millionen Dollar. ATP-Chef Chris Kermode prophezeit eine „Veränderung der Tennislandschaft“. In der Tat: Den Hopman Cup, die inoffizielle Mixed-WM, und einige ATP-Turniere wird es dann vermutlich nicht mehr geben.

Davis Cup-Reform

UMSTRITTENER ITF-PRÄSIDENT: David Haggerty hat mit seinem Reformeifer in Sachen Davis Cup eine monatelange Diskussion heraufbeschworen. (Foto: Getty Images)

David Haggerty sprach im Interview mit tennismagazin.de davon, „dass die ATP eine Chance verpasst hat, mit der ITF in einer Weise zusammenzuarbeiten, die dem gesamten Tennis zugute kommt.“ In diese angespannte Gemengelage platzte während des Wimbledon-Turniers die Nachricht hinein, dass der Laver Cup („Europa gegen den Rest der Welt“) nun jährlich ausgetragen wird, also auch in Olympischen Jahren. Das wurde bei der Premiere 2017 in Prag noch rigoros ausgeschlossen, um den ohnehin schon vollen Kalender während Olympischer Spiele nicht noch zusätzlich zu belasten.

Ein mögliches Zukunftsszenario könnte dann so aussehen: September 2019 Laver Cup, November 2019 Davis Cup-Finalwoche, Januar 2020 ATP World Team Cup – drei Team-Wettbewerbe bei den Herren in knapp vier Monaten. Es wäre ein Overkill ohnegleichen.

10| Was passiert eigentlich mit dem Fed Cup?

Das ist im Moment niemandem wirklich klar. Lange hieß es, dass es ab 2019 nur noch eine Weltgruppe mit 16 Teams geben soll und nicht mehr zwei mit jeweils acht Mannschaften. Doch die Erstrundenpartien im Fed Cup für 2019 wurden bereits ausgelost – nach dem alten Modus mit zwei Weltgruppen. Demnach wird sich 2019 erstmal nichts ändern. Im Gespräch war auch ein „Final Four“, das bei einem der vier Halbfinalisten gespielt wird. Doch auch dieser Plan wird nicht 2019 umgesetzt. Mittlerweile äußert sich Haggerty zum Thema Fed Cup eher nebulös: Langfristig will die ITF den Fed Cup nach Vorbild des „neuen“ Davis Cups umbauen.

Beitragsbild: Paul Zimmermen’s jordan retro 13 release date | which jordan 1s are the cheapest