Die Marke Sportkind: Ein Fall für Zwei
Die Firma Sportkind produziert bunte Outfits in 18 Farben. Das Unternehmen hat sich vom Start-up zu einer etablierten Marke entwickelt.
Die besten Ideen entstehen häufig im Alltag. Wie bei Gabi Windisch, 2009, also vor sieben Jahren. In einer Phase, als sie wie eine klassische „Tennismutti“ im Dauereinsatz ist und ihre Kinder regelmäßig von einer Anlage zur anderen kutschiert, kommt ihr ein Geistesblitz. Ein neues Modelabel gründen! Outfits für Kids produzieren, in knallig bunten Farben – und vor allem in diversen Größen, weil es den etablierten Marken zum einen an der nötigen Auswahl und erst recht an vielen Zwischengrößen mangelt.
Eine geniale Idee, findet Windisch. Sie ruft eine entfernte Bekannte an, Nadine Lux, eine studierte Modedesignerin. Die ist zunächst kritisch, „weil der Modemarkt eine schwierige Branche ist, besonders im Sport“. Es dauert nicht lange, bis sie sich doch überzeugen lässt. Zusammen gründen die Damen die Firma Sportkind, bringen ein Jahr später bereits ihre erste Kollektion für Kinder auf den Markt.
Sportkind ist bunt
tennis MAGAZIN ist zu Besuch bei Sportkind. Das Unternehmen hat sich inzwischen auf dem Markt etabliert. In der Innenstadt von Augsburg, in einem schicken Altbauhaus mit Holzböden und extrem hohen Wänden, hat die Bekleidungsfirma ihren Sitz. Die Inhaberinnen führen uns in ihren Showroom. An den Wänden stehen menschenhohe Kleiderständer mit Shirts, Shorts, Tops und Röcken in 18 Farben – von kobaltblau über pfirsich bis neongrün.
Windisch und Lux erzählen von den Anfängen, wie sie auf Stoffmessen tingelten und europäische Lieferanten suchten, die Stoffe in vielen Farben und kleinen Mengen bereitstellen konnten – eine Herkulesaufgabe. „Die Qualität hatte immer Priorität, Billigproduktionen in Asien waren für uns nie eine Alternative“, erzählt Lux. Sie zeichnet ihre Entwürfe bis heute mit Bleistift auf Papier, anders als die meisten Designer, die ihre Ideen am Rechner skizzieren.
Sportkind: Die Anfänge
Mit den ersten fertigen Outfits an einem Kleiderständer reisten Windisch und Lux in den ersten Jahren von einem LK-Turnier zum nächsten. Klinkenputzen quasi. Ein beschwerlicher Start an der Basis, der ihnen gleichzeitig jedoch wertvolle Erfahrungen lieferte, Feedback von Kunden einbrachte und wichtige Kontakte bescherte.
Sportkind hat sich über die Jahre einen Namen in der Szene gemacht. Längst produziert die Firma nicht mehr nur Bekleidung für Kinder, sondern auch für Erwachsene – sogar bis Größe XXL. In den Augsburger Kellerräumen lagern rund 35.000 Produkte, ein Großteil für Damen, weil etwa 70 Prozent der Kunden weiblich sind. Zwischen 1.000 und 2.000 Pakete werden pro Monat in den eigenen Büroräumen gepackt und von dort verschickt – Tendenz steigend, so wie die Markenpräsenz in der Szene.
2011 war Sportkind zum ersten Mal mit einem großen Stand bei den BMW Open in München vertreten, in diesem Jahr waren Windisch und Lux auch bei vielen anderen deutschen und österreichischen Profiturnieren vor Ort. Beim Davis Cup-Relegationsspiel in Berlin gegen Polen stattete Sportkind die Ballkinder und Linien-richter mit Outfits aus, ebenso im Sommer bei der Premiere des neuen WTA-Turniers auf Mallorca. „Es ist nicht leicht, bei den wichtigen Events unterzukommen, weil viele Turniere Exklusivrechte an große Firmen vergeben“, sagt Windisch.
Harte Arbeit und erste Erfolge
Wie schwierig war es, sich als Unternehmen auf einem hart umkämpften Markt zu etablieren, in der Tennisszene, die nicht gerade als wachsende Branche gilt? Die Damen blicken sich an, schmunzeln. „Am Anfang haben uns wenige eine Chance gegeben“, erinnert sich Windisch. „Damals haben uns die meisten belächelt.“ Banken waren an einer Kreditvergabe nicht interessiert, ebenso wenig wie der Handel an den Kollektionen, weil die Produkte als zu beratungsintensiv galten.
Inzwischen hat sich die Nische als Erfolgsmarkt entpuppt. Sportkind setzt auf Materialien, die sich weich und angenehm anfühlen, die zertifiziert sind und vor allem für Allergiker geeignet sein sollen. „Unsere Stoffe enthalten Polyamide, sie sind von der Gewebestruktur lockerer, nehmen die Feuchtigkeit auf und transportieren sie vom Körper weg“, erklärt Lux. Dadurch sollen weniger Farbstoffe in die Haut eindringen. Zudem enthalten sämtliche Produkte einen UV-Schutz – vor allem für Eltern ein wichtiges Kaufargument. Allerdings: Die Qualität hat ihren Preis. Ein T-Shirt für Kids kostet 34,90 Euro – kein Schnäppchen.
Neben dem Tennis etabliert sich Sportkind zunehmend auch im Hockey, weil die Röcke denen von Tennisspielerinnen ähneln – und weil sie einen Tick länger geschnitten sind, nicht bloß wie breite Gürtel aussehen. Was die Sportkind-Kleidung ebenfalls von Massenprodukten abhebt: Man verzichtet auf riesige Schriftzüge, hält Logos bewusst unauffällig und dezent, damit vor allem T-Shirts und Tops auch als Lifestyle-Produkte erkannt werden und nicht nur beim Sport zum Einsatz kommen. Windisch und Lux halten den Markenboom inzwischen für eher rückläufig. „Die Menschen werden bewusster, sie achten mehr auf Qualität und legen weniger Wert auf bekannte Logos“, sagt Lux.
Wie geht es für Sportkind weiter?
Im nächsten Jahr will Sportkind auch auf der großen Tour angreifen. Bislang stattet die Firma einige junge Talente mit Outfits aus. Man träumt für die Zukunft von einem namhaften Profi als Testimonial. Angelique Kerber und Alexander Zverev gelten als utopisch – unbezahlbar und vor allem mit festen Verträgen ausgestattet. Tommy Haas würde perfekt in die Zielgruppe passen – gutaussehend, sympathisch, ein positives Image, Familienvater.
„Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren zu einer namhaften Sportfirma zu wachsen“, sagt Windisch. Die Umsatzentwicklung klingt vielversprechend. Aus 10.000 Euro pro Jahr wurden bereits siebenstellige Beträge. Mittlerweile arbeiten neben den Geschäftsführerinnen eine weitere feste Mitarbeiterin, zwei Teilzeitkräfte und zwei Externe für das Unternehmen. Und: Sogar ein Ladengeschäft ist mittelfristig denkbar.
Bislang werden die meisten Bestellungen über die eigene Website und Partner wie Amazon getätigt. Der Online-Händler Tennis Warehouse Europe ist derzeit der einzige Tennis-Versender, der Sportkind vertreibt. Rund 75 Prozent der Bekleidung wird in Deutschland verkauft, der Rest in Europa. In den kommenden Jahren soll der internationale Absatz weiter steigen. Vor allem aber soll der persönliche Kontakt zu den Kunden bestehen bleiben. Das hatte sich Windisch vor sieben Jahren so vorgenommen. Und das soll sich nie ändern.Men’s Air Jordans 1 release dates | air jordan 1 mid red and black release date