Die mysteriöse Pause von del Potro
Eigentlich sollte 2010 sein Jahr werden, doch nun kann Juan Martin del Potro vermutlich schon für 2011 planen. Seit seinem Achtelfinal-Aus bei den Australian Open im Januar in Melbourne fehlt der Argentinier auf der ATP Tour. Am Dienstag wurde er in Rochester/Minnesota am rechten Handgelenk operiert. Eine Sehnenscheidentzündung machte den Eingriff erforderlich, doch in seiner argentinischen Heimat mutmaßt man längst über andere Gründe für die dauernde Abwesenheit des 21-Jährigen.
„Der mysteriöse Fall del Potro“ titelte das Tagesblatt La Nacion in der vergangenen Woche und warf eine Frage auf, über die seither intensiv diskutiert wird. Hat der neue Volksheld seinen Fünfsatztriumph gegen den Schweizer Roger Federer im Finale der US Open 2009 und die anschließende triumphale Heimkehr vielleicht psychisch nicht verkraftet?
„An der Geschichte ist nichts Wahres dran, sein einziges Problem ist das Handgelenk“, behauptet der Italiener Ugo Colombini, del Potros Berater auf dem internationalen Markt. Ansonsten schweigt man im Umfeld des jungen Mannes, Vater Daniel hat alle Schotten dicht gemacht.
Nur das Handgelenk?
Die offenbar gewollte Isolierung „Delpos“, der sich zuletzt am 25. März beim Fußballklassiker zwischen seinem Lieblingsklub Boca Juniors und dessen Erzrivalen River Plate öffentlich in Buenos Aires blicken ließ, erstaunt die Argentinier. Auch über die genaue Art der Verletzung wird spekuliert, hatte doch Rafael Groppo, ein enger Vertrauter des Tennisprofis, kürzlich versichert: „Das Gute ist, dass es keine schwere Verletzung ist“ – die nun aber immerhin eine OP erforderlich machte.
La Nacion will aus dem Umfeld del Potros erfahren haben, dass der Jungstar panische Angst vor dem Versagen hat. Die Zeitung Clarin erinnerte in dem Zusammenhang an del Potros Landsmann Guillermo Coria, der nach seiner Niederlage im French-Open-Finale 2004 mental angeschlagen in der Versenkung verschwand und nach seinem Comeback fast alle Matches verlor.
Beim Masters in der kommenden Woche in Madrid wird Juan Martin del Potro jedenfalls ebenso fehlen wie bei den French Open in Paris (24. Mai bis 6. Juni). Bei den beiden Turnieren stehen für ihn insgesamt 1080 Punkte aus dem Vorjahr auf dem Spiel. Der Absturz in der Weltrangliste von derzeit Platz fünf ist damit nur eine Frage der Zeit. Und die nimmt sich Argentiniens neue Tennis-Hoffnung ja bekanntlich gerade.
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