Novak Djokovic, Andy Murray

Courtside Box bei den Australian Open: Novak Djokovic lässt sich von Andy Murray coachen. ©Imago

Direktes On-Court-Coaching bei den Australian Open spaltet die Spieler

On-Court-Coaching der neuen Dimension: Bei den Australian Open 2025 dürfen Trainer ihre Spieler vom Spielfeldrand aus coachen. Aber die Einführung der sogenannten „Courtside Box“ stößt auch auf Ablehnung.

Die Australian Open sind bekannt dafür, Trendsetter unter den Grand-Slam-Turnieren zu sein. In diesem Jahr ist es die Courtside Box, mit der die Australian Open wieder neue Wege gehen. Seit vergangenem Jahr ist On-Court-Coaching auf der Tennis-Tour offiziell erlaubt. Die Trainer dürfen von der Tribüne mit ihrem Schützlingen reden. Keine verdeckten Handzeichen mehr, kein Gemurmel mehr – so wie es zuvor viele Jahre von etlichen Trainern gehandhabt wurde, um das Coaching-Verbot zu umgehen.

On-Court-Coaching in der Courtside Box

Die Veranstalter der Australian Open machen sich die Erlaubnis des On-Court-Coaching zunutze und haben eine Courtside Box direkt am Spielfeld in den zwei größten Stadien im Melbourne Park installiert – in der Rod Laver Arena und in der Margaret Court Arena. Dort dürfen maximal vier Teammitglieder des Spielers sitzen. „Wir haben es diese Woche getestet. Einige Trainer waren zunächst skeptisch, aber als sie sich hinsetzten, sagten sie: ‚Das ist großartig‘“, sagte Craig Tiley, Turnierdirektor bei den Australian Open, zu Turnierbeginn der australischen Zeitung The Age. „Ich denke, dass der Großteil auf diese Möglichkeit zurückgreifen und direkt auf dem Platz sitzen wird. Man hat eine tolle Sicht auf seinen Spieler bei jedem Punkt. Wenn sie ihr Handtuch holen, kann man mit ihnen reden. Man hat also die Möglichkeit, seinen Spieler nach fast jedem Punkt zu coachen, wenn man möchte“, ergänzte Tiley. In der Courtside Box haben die maximal vier Teammitglieder Zugriff auf Statistiken und Live-Analysen. Zudem verfügt die Box über einen Kühlmechanismus, um den Platztemperaturen von bis zu 50 Grad Celsius entgegenzuwirken.

Nach den ersten Spieltagen bei den Australian Open rief die Courtside Box gemischte Reaktionen bei den Spielern hervor. Einige lieben es, amdere können dem nicht viel abgewinnen. Feststeht: Es steht jedem Spieler und Trainerteam frei, ob man direkt auf dem Platz sitzen möchte oder wie gewohnt auf der Tribüne. „Am Anfang war ich kein großer Fan vom On-Court-Coaching. Ich dachte immer, Tennis sei ein Einzelsport, bei dem man die Dinge in gewisser Weise selbst herausfinden muss. Daran habe ich immer geglaubt“, sagt Alexander Zverev. „Natürlich ist es jetzt anders. Sie sitzen am Spielfeldrand. Sie haben das iPad und sehen die Statistiken auf dem Bildschirm. Das ist meiner Meinung nach ein großer Unterschied“, schob er hinterher.

Courtside Box: Sabalenka wünscht sich mehr Platz

Bei Zverevs Erstrundensieg in Melbourne saßen sein Vater, sein Bruder Mischa, Fitnesstrainer Jez Green und Sparringspartner Mikhail Ledovskikh direkt neben dem Court. Freundin Sophia und Physio Christoph Seiler nahmen auf der Tribüne Platz. „Tennis ist innovativ, die Welt ist innovativ, es ist, wie es ist. Ich hasse die neue Möglichkeit. Ich will die nicht noch öfter sehen, die da sitzen“, sagte Zverev scherzhaft über die erste Erfahrung mit der Courtside Box.

Die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka sieht die Einführung der Courtside-Box kritisch. „Um ehrlich zu sein, bin ich kein großer Fan dieser Entscheidung. Wenn man dies macht, sollte man mehr Sitze anbieten. Ich möchte gerne mein gesamtes Team sehen. Auch wenn ich nicht jede Person in meiner Box anschaue, schaue ich ständig zu meinem Trainer, aber ich sehe trotzdem jeden. Für mich ist das wichtig. Manchmal möchte ich zum Beispiel zur Unterstützung zu meinem Freund schauen. Ich möchte nicht zuerst zu meinem Trainer schauen und dann in meine Box gucken, weil ich viele Trainer habe. Vier Plätze sind nicht genug. Wenn sie acht Plätze anbieten, wäre dies viel besser für mich. Daher haben wir entschieden, dass alle normal in der Box sitzen. Vielleicht war es dort etwas eng und nicht komfortabel für sie, aber für mich war es angenehm, alle dort zu sehen“, erzählte Sabalenka.

Djokovic über Courtside Box: „Das war eine gute Erfahrung”

Auch Coco Gauff griff nicht auf diese Möglichkeit zurück, beziehungsweise überließ ihrem Team die Entscheidung. „Ich weiß, dass einige Spieler On-Court-Coaching nicht mögen. Für mich ist es fein, dass es erlaubt ist, weil man die Wahl hat, ob man gecoacht werden möchte oder nicht. Ich habe meinen Trainern die Wahl gelassen, ob sie in der Box oder am Spielfeldrand sitzen möchten. Ich wusste nicht, wofür sie sich entscheiden würden, bevor ich den Platz betrat, dann sah ich sie in der Box. Ich bin eine Person, die nicht so viel mit ihren Trainern redet, aber ich mag es, Tipps zu bekommen. Ich bin Fan davon und es ist deutlich besser, wie wir es damals auf der WTA-Tour hatten, als der Trainer einmal pro Satz auf den Platz zum On-Court-Coaching kommen durfte. Das war für mich immer etwas seltsam. Ich finde es gut, dass man als Trainer jederzeit alles sagen kann“, sagte Gauff.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Australian Open (@australianopen)

Novak Djokovic war von seiner ersten Erfahrung mit der Courtside Box angetan. Vier Teammitglieder, darunter sein neuer Trainer Andy Murray, nahmen direkt auf der Rod Laver Arena Platz. Immer wieder sah man Djokovic und Murray im regen Austausch während des hart erkämpften Viersatzsieges gegen den US-amerikanischen Wildcard-Spieler Nishesh Basavareddy. „Ich muss zugeben, dass es schon seltsam ist, dass Andy bei mir in der Box ist, und nun auch noch direkt auf dem Spielfeld. Wir spielten mehr als 20 Jahre gegeneinander auf dem höchsten Niveau. Daher ist es schön, ihn nun auf meiner Netzseite zu wissen. Er gab mir tolle Ratschläge während des Matches. Es ist schön, direktrd Feedback auszutauschen. Das war eine gute Erfahrung. Hoffentlich hören wir damit nicht auf“, sagte Djokovic.

Casper Ruud: „Man muss nicht mehr so viel schreien”

Auch Casper Ruud nutzt die Möglichkeit und ließ sich unter anderem von seinem Vater Christian vom Spielfeldrand aus coachen. „Man muss nicht mehr so viel schreien. Manchmal ist es schwer, jemanden zu verstehen, weil das Publikum sehr laut sein kann. Allerdings ist es aus Trainersicht nicht so einfach am Spielfeldrand zu sitzen, weil man das Geschehen auf dem Platz nicht allzu klar sieht“, sagte Ruud.

Casper Ruud

Casper Ruud nahm bei den Australian Open die Courtside Box in Anspruch. ©Imago/AAP

Der Australier James Duckworth, der in Melbourne die zweite Runde erreicht hat, plädiert zudem für einen zusätzlichen Schritt. „Man könnte noch Mikrofone an den Courtside Boxen platzieren. Das wäre verdammt cool aus Zuschauersicht, um mitzubekommen, wie Trainer mit ihren Spielern interagieren.“

Der Kanadier Denis Shapovalov hingegen sieht das Erlauben von Coaching im Tennis kritisch. „Nicht nur als Tennisspieler, sondern auch als Fan des Sports ist die neue Coaching-Regel traurig zu sehen. Tennis ist besonders, weil man dort alleine draußen ist. Warum muss man die Schönheit des Spiels verändern?“, schrieb Shapovalov in den sozialen Medien. Coaching generell und die Einführung der Courtside Box wird die Spieler weiterhin spalten.