Dominic Thiem: „Ich dachte, ein Grand-Slam-Sieg würde mein Leben verändern“
Dominic Thiem schaut auf seinen Titelgewinn bei den US Open 2020 zurück, der eigentlich sein Leben glücklicher machen sollte.
Jeder Tennisprofi träumt davon, einmal einen Grand Slam-Titel zu gewinnen. Dominic Thiem ist einer von wenigen Spielern, die sich diesen Traum erfüllen konnten. Bei den US Open 2020 gewann der Österreicher seinen ersten und einzigen Grand-Slam-Titel – in einem dramatischen Finale gegen Alexander Zverev nach 0:2-Satzrückstand und ohne Zuschauer wegen der Corona-Pandemie.
Der Titel bei den US Open war mehr Fluch als Segen für Thiem. Eine hartnäckige Handgelenksverletzung sowie Knieprobleme warfen Thiem massiv zurück. Hinzukamen mentale Probleme nach dem US-Open-Sieg. „Ich bin in ein Loch gefallen. Ich bin 15 Jahre dem großen Ziel hinterhergelaufen, ohne nach links oder nach rechts zu schauen. Wenn man sein ganzes Leben seinem ganz großen Ziel hinterherläuft, ihm alles unterordnet und es dann erreicht, ist es eine Weile nicht mehr so, wie es vorher war. Das ist normal. Das Problem im Tennis ist, dass es so schnelllebig ist und Woche für Woche weitergeht“, gab Thiem im Jahr 2021 im Interview mit dem Standard offen zu.
Dominic Thiem: „Es ist eine Illusion”
Vor seinem bevorstehenden Karriereende sprach Thiem nochmals offen darüber, dass sich sein Leben durch den Sieg bei den US Open nicht verändert habe – auch wenn er davon zunächst ausgegangen ist. „Um ehrlich zu sein, gab ich im Rückblick dem Ziel Grand-Slam-Titel zu viel Bedeutung. Ich dachte, es würde mich für immer glücklich machen, dass es mein Leben verändern würde. Aber so ist nun mal nicht. Es ist eine Illusion. Die Wahrheit ist, dass sich nichts verändert hat. Und ehrlich gesagt: In 20 Jahren wird sich niemand darum kümmern, ob ich ein Grand-Slam-Champion bin oder nicht. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich so nicht gedacht. Ich dachte, dass meine Karriere nicht gut ist, wenn ich keinen Grand-Slam-Titel gewinne, und immer Zweifel gehabt hätte. Es war keine einfache Situation. Es ist schön, diese Trophäe zu Hause zu haben, aber letztendlich ist es nur eine Trophäe. Es sollte keinen Unterschied im Leben machen. So sehe ich es nun“, sagte Thiem. Beim Heimevent in Wien spielt der 31-jährige Österreicher sein letztes Turnier.