Doppelspezialistin Anna-Lena Grönefeld: „Unser Start war ein Traum“
Bei den WTA Finals in Shenzhen schlagen die besten Tennisspielerinnen des Jahres auf. Dabei ist auch Doppelspezialistin Anna-Lena Grönefeld vom Porsche Team Deutschland. Mit der Niederländerin Demi Schuurs tritt sie heute zu ihrem zweiten Match an.
Es ging schon auf Mitternacht zu, als Anna-Lena Grönefeld und Demi Schuurs am Montag im Shenzhen Bay Sports Center zu ihrem ersten Match bei den prestigeträchtigen WTA Finals antraten. Gegen die Gewinnerinnen der Doppelwertung im „Porsche Race to Shenzhen“ und an Nummer 1 gesetzten Elise Mertens/Aryna Sabalenka (Belgien/Weißrussland), die sich in diesem Jahr auch den Titel bei den US Open holten, zeigten sie sich trotz der späten Stunde von Anfang an hellwach – und setzten sich mit einer starken Leistung 7:5, 1:6, 10:7 durch. Die WTA Finals erlebten ihre erste faustdicke Überraschung.
„Mit so einem Sieg in dieses Turnier zu starten, ist natürlich ein Traum“, sagte Anna-Lena Grönefeld, der es vorbehalten war, den Matchball zu verwandeln. „Wir waren sehr konzentriert und haben uns nie aus der Ruhe bringen lassen. Als es im Match-Tiebreak darauf ankam, haben wir unsere Chance genutzt.“
👏👏 @Annagroenefeld and Demi Schuurs defeat Sabalenka and Mertens in a dramatic tiebreak, 7-5, 1-6, 10-7, at the Shiseido @WTAFinals Shenzhen pic.twitter.com/GTxGhSPwAz
— WTA (@WTA) October 28, 2019
In Shenzhen ist die Weltelite unter sich. Nur die acht erfolgreichsten Einzelspielerinnen und Doppelteams des Jahres haben sich über das „Porsche Race to Shenzhen“ für das Saisonfinale in der chinesischen High-Tech-Metropole qualifiziert. Bereits zum zweiten Mal nach 2017 gehört Anna-Lena Grönefeld zu diesem erlauchten Kreis. Damals verlor sie mit Partnerin Kveta Peschke in der ersten Runde. Die 34-Jährige aus Hannover löste als einzige Deutsche das Ticket für Shenzhen. Eine starke Leistung, denn die Weltspitze im Damendoppel ist nah aneinander gerückt.
Anna-Lena Grönefeld: „Für Shenzhen mussten wir konstant punkten“
„Wir mussten schon sehr konstant punkten, um uns den Startplatz für Shenzhen zu sichern“, sagt Anna-Lena Grönefeld, die in dieser Saison den Doppel-Titel beim Turnier in Charleston geholt hat – allerdings mit der Polin Alicja Rosalska. Wie das? „Eigentlich hatten Demi und ich für diese Saison mit anderen Partnerinnen verabredet. Doch dann hat das alles nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten.“ Es war bereits April, als sie zum ersten Mal zusammen auf dem Platz standen, und da hatten sie schon ein Viertel der Saison verpasst. Dass es am Ende als Achte im Porsche Race trotzdem für Shenzhen reichte, so Anna-Lena Grönefeld, „zeigt, dass Demi und ich eine gute Saison zusammen gespielt haben.“
Damendoppel ist zuletzt attraktiver geworden. Was auch damit zu tun hat, dass gute Einzelspielerinnen immer häufiger auch im Doppel antreten. Das beste Beispiel dafür ist Ashleigh Barty, die aktuelle Nummer 1 der Welt im Einzel. Die Australierin verpasste mit Partnerin Victoria Azarenka die Doppel-Qualifikation für die WTA Finals um einen Platz. Auch Elise Mertens und Aryna Sabalenka sind in dem Zusammenhang zu nennen: Beide haben sich 2019 im Einzel in den Top 20 etabliert und gehören zur absoluten Weltspitze im Doppel.
Anna-Lena Grönefeld: „Das Niveau ist besser geworden“
„Das Niveau ist auf jeden Fall besser geworden“, bestätigt Anna-Lena Grönefeld, die seit 2012 nur noch Doppel spielt und in ihrer Karriere bisher 17 WTA-Doppeltitel gewonnen hat. Auch die WTA Finals tragen zu dieser positiven Entwicklung bei: War für ein qualifiziertes Doppel früher nach nur einer Niederlage Schluss, gibt es nun – wie auch im Einzel – eine Gruppenphase, so dass jedes Doppel mindestens drei Matches spielt. „Beim Doppel erleben die Fans viele schnelle Ballwechsel, gute Reaktionen am Netz und taktische Finessen. Das macht richtig Spaß“, erklärt Grönefeld die Vorzüge im Damendoppel.
Iconic selfie for the doubles! 🏆🤳#wtafinals pic.twitter.com/y9cDqBaRw3
— WTA Finals (@WTAFinals) October 26, 2019
Mit ihrer Partnerin Demi Schuurs versteht sie sich blendend. Obwohl die eine etwas Holländisch spricht und die andere etwas Deutsch, unterhalten sie sich auf dem Platz in Englisch. Auch die Arbeitsteilung ist klar geregelt. „Ich mache von hinten Druck, Demi spielt am Netz die Volleys“, erklärt Anna-Lena Grönefeld, auf deren Erfolgsliste auch zwei Grand-Slam-Siege im Mixed-Doppel stehen – 2009 in Wimbledon und 2014 bei den French Open.
Für sie ist es wichtig, dass sie sich mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner auch außerhalb des Platzes gut versteht. Als reine Geschäftsbeziehung zwischen zwei Profis, wie das einige ihrer Kolleginnen handhaben, würde das bei ihr nicht funktionieren. Bei Demi Schuurs auch nicht, da ist sich Anna-Lena Grönefeld sicher. „Wir sind gute Freundinnen und kommen super miteinander aus“, sagt sie. „Jede weiß, wie die andere tickt. Das spürt man auch auf dem Platz.“
Zweites Match gegen die Titelverteidigerinnen Babos/Mladenovic
In Shenzhen wollen Anna-Lena Grönefeld und Demi Schuurs im Wettbewerb mit den besten Doppelteams der Welt „unsere Saison mit einem guten Lauf beenden.“ Die Gruppenphase zu überstehen, ist ihr großes Ziel. So weit zu kommen wird allerdings nicht einfach werden, das wissen sie. „Diese WTA Finals sind auch im Doppel so stark besetzt, da ist jedes Match ein Endspiel“, sagt Anna-Lena Grönefeld, für die auch eine vorzeitige Heimreise kein Beinbruch wäre: „Allein dass wir es überhaupt nach Shenzhen geschafft haben, ist schon ein schöner Erfolg.“
Heute Abend können Grönefeld/Schuurs einen großen Schritt in Richtung Halbfinale gehen. Im letzten Match des Tages treffen die beiden auf Timea Babos und Kristina Mladenovic, die ebenfalls ihr erstes Gruppenspiel gewinnen konnten. Die Partie wird live vom Streaming-Dienst DAZN übertragen. Babos/Mladenovic siegten 2018 bei den WTA Finals. 2019 sicherte sich das Duo zwei Titel, unter anderem bei den French Open.
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