Englische Medien: Trophäen von Boris Becker sollen doch unter den Hammer
Boris Becker behauptet britischen Medien zufolge, nicht mehr diplomatische Immunität zu genießen. Dadurch verlängert sich nun sein Insolvenzverfahren und der Verkauf von Pokalen, Medaillen und anderen Memorabilien soll nun doch stattfinden.
Boris Becker hat vor einem Gericht in London seine Aussage zurückgenommen, er genieße durch seinen Diplomatenstatus der Zentralafrikanischen Republik Immunität in seinem Insolvenzverfahren. Der dreimalige Wimbledon-Champion teilte dem Gericht diese Aussage per E-Mail mit.
Becker erschien nicht persönlich. Auch keiner seiner Anwälte war bei der Anhörung anwesend. Becker, so wird es in englischen Medien wiedergegeben, soll geschrieben haben, dass er „keine Alternative habe, als die Forderung nach diplomatischer Immunität aufzugeben“.
Boris Becker: „sehr verantwortungsvolle Aufgabe“
Beckers angeblicher Diplomatenstatus der Zentralafrikanischen Republik, eines der ärmsten Länder der Welt, warf von Beginn an Fragen auf. Zunächst wurde vermutet, Becker würde nur deswegen als Attaché für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten fungieren, um durch seine diplomatische Immunität vor Gericht in seinem Insolvenzverfahren nicht belangt werden zu können.
„Es ist richtig, dass mein Diplomatenstatus einige Privilegien beinhaltet, zum Beispiel Immunität in besonderen Fällen“, sagte Becker, als er im Mai 2018 sein neues Amt antrat. Er fühle sich „sehr geehrt für diese verantwortungsvolle Aufgabe“. Aber mit seiner schwierigen privaten Situation habe die neue Aufgabe „natürlich nichts“ zu tun.
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— Boris Becker (@TheBorisBecker) December 3, 2018
Zu Beckers Unglück wollten Regierungsmitglieder in der Zentralafrikanischen Republik nichts von seinem Diplomatenstatus wissen. Zwar sprang ihm der Botschafter der Landes in Brüssel bei, doch der Außenminister Charles Armel Doubane widersprach. Beckers Diplomatenpass sei eine Fälschung, betonte gar Doubanes Stabschef Chérubin Moroubama.
Boris Becker und seine Gläubiger
Becker hatte zuvor darauf gesetzt, dass das Verfahren wie in England üblich, nach einem Jahr endet. Der Insolvenzverwalter hatte jedoch Ende Mai eine Verlängerung beantragt, woraufhin Becker die angebliche Immunität ins Spiel brachte.
Überhaupt war die Frage, wie lange die Insolvenz Beckers gelten soll, in den vergangenen Monaten der Knackpunkt in dem Verfahren. Schon 2017 hatte der Londoner High Court auf Antrag der Privatbank Arbuthnot Latham & Co. Becker für insolvent. Die Bank forderte von dem Sportstar mehr als elf Millionen Euro. Daraufhin meldeten sich immer mehr Gläubiger, unter ihnen der Schweizer Geschäftsmann Hans-Dieter Cleven, der von Becker etwa 40 Millionen Euro verlangte.
Insolvenzverfahren laufen in Großbritannien in der Regel so ab, dass ein Konkursverwalter auf das Vermögen des Betroffenen Zugriff erhält und gegebenenfalls Teile davon veräußert. Der Vorteil: Nach bereits einem Jahr endet das Verfahren, und der Betroffene ist auf einen Schlag schuldenfrei. Genau darauf hatten Becker und seine Anwälte gehofft. Der Konkursverwalter kann aber auch in der Zeit danach noch Wertgegenstände verkaufen.
Allerdings hängt das Verfahren von der Zusammenarbeit zwischen Betroffenem und dem Konkursverwalter ab. Legt der der Angeklagte nicht seine Besitzverhältnisse offen, kann der Konkursverwalter das Gericht darum bitten, die Insolvenz zu verlängern.
Eigentlich hätte Beckers Insolvenz bereits am 21. Juni enden sollen. Doch bereits im Mai beantragte Insolvenzverwalter Mark Ford, die Frist zu verlängern. Er erklärte, Becker habe ihm Informationen über sein Vermögen vorenthalten. So fehlten ihm etwa Informationen zu zwei Immobilien in Deutschland und Anteile an drei Mercedes-Autohäusern. Zudem seien mehrere Trophäen Beckers spurlos verschwunden.
Insolvenzverfahren wird auf unbestimmte Zeit fortgesetzt
Beckers neue Aussage in seinem Verfahren hat nun weitreichende Konsequenzen für ihn selbst. Der Richter fasste nach der Anhörung den Beschluss, Beckers Insolvenzverfahren auf unbestimmte Zeit fortzusetzen. Außerdem soll nun eine geplante Versteigerung seiner Trophäen und Erinnerungsstücke – die zuvor auf Eis gelegt wurde – doch stattfinden. Das berichtet unter anderem die BBC.
Im Sommer konnte Becker die Versteigerung von Pokalen, Medaillen und Kleidungsstücken noch in letzter Sekunde verhindern. Dieses Mal wird der Ausverkauf kaum zu verhindern sein.
SID/Red, timboe
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