Eugenie Bouchard: Liebling und Reizfigur
Um das „Phänomen Genie“ zu verstehen, muss man einige Jahre zurückblicken: Der große Ehrgeiz der Eugenie Bouchard wird am 3. Juli 2004 geweckt. Als kleines, tennisverrücktes Mädchen sitzt sie zuhause vor dem Fernseher in Montreal und schaut staunend zu, wie Maria Sharapova nach ihrem ersten Wimbledon-Sieg die Trophäe in die Luft stemmt. Bouchard ist gerade einmal zehn Jahre alt, als sie beschließt, eines Tages auch im All England Club gewinnen zu wollen.
DER TRIUMPHZUG DER EUGENIE BOUCHARD
Acht Jahre später hält Eugenie zumindest den kleinen Pokal in den Händen: Im Alter von 18 Jahren gewinnt sie 2012 den Nachwuchs-Wettbewerb in Wimbledon im Einzel und im Doppel, beendet das Jahr auf Position 144 im WTA-Ranking. Danach schießt die Kanadierin innerhalb von zwei Jahren in die Weltspitze: Der Übergang von den Juniorinnen zu den Profis gelingt ihr nahtlos, 2014 spielt sie sich bei ihrer ersten Grand Slam-Teilnahme bis ins Halbfinale der Australian Open. Dieses Kunststück wiederholt Bouchard bei den French Open und krönt ihre Leistung mit dem Finaleinzug in Wimbledon. Am Ende des Jahres steigt die damals 20-Jährige wie aus dem Nichts zur Nummer sieben der Welt auf, knackt zwischenzeitig sogar die Top fünf. Die Medien lieben sie sofort. Bouchard formuliert eloquent, sie lächelt in die Kameras, weiß sich zu verkaufen. „Genie“, wie sie alle nennen, ist in der Presse plötzlich „Everybody’s Darling“. Auf der Tour allerdings nimmt sie eine Sonderrolle ein: Sie schottet sich von den anderen Spielerinnen ab, ähnlich wie es ihr einstiges Vorbild Maria Sharapova macht.
In dieser Saison bleiben die großen sportlichen Erfolge bisher aus. Seit der Trennung im November 2014 von ihrem Trainer Nick Saviano, der sie acht Jahre lang begleitete und ihr zum Durchbruch verhalf, läuft es nicht mehr rund bei Bouchard. Bei den Australian Open scheiterte sie zwar erst im Viertelfinale an Maria Sharapova, bei den jüngsten Turnieren verabschiedete sich die Kanadierin aber frühzeitig und musste zuletzt fünf Niederlagen in Folge einstecken. In Antwerpen scheiterte sie bereits in ihrer Auftaktpartie an Mona Barthel, in Indian Wells war Schluss in Runde vier (gegen Lesia Tsurenko, Nummer 85) und in Miami und Charleston kassierte Bouchard weitere Auftaktniederlagen gegen Tatjana Maria und Lauren Davis. Zwei bittere Pleiten folgten am letzten Wochenende im Fed Cup gegen Rumänien. Der berühmte „Kournikova-Effekt“?