Federer über das Ende der einhändigen Rückhand: „Es liegt auch an den Trainern“
Roger Federer äußerte sich über die Entwicklung im Profitennis, dass es immer weniger Spieler mit einer einhändigen Rückhand gibt.
Stirbt die einhändige Rückhand in den kommenden Jahrzehnten im Profitennis aus? Im aktuellen WTA-Ranking spielen nur zwei Spielerinnen aus den Top 100 mit einer einhändigen Rückhand, darunter die Deutsche Tatjana Maria. Im ATP-Ranking stehen unter den Top 100 momentan noch acht Einhänder, mit Grigor Dimitrov, Stefanos Tsitsipas und Lorenzo Musetti sind es drei unter den Top 20. Der Trend der letzten Jahre auf der Tennis-Tour zeigt aber eindeutig in Richtung noch weniger Spieler mit einer einhändigen Rückhand. Im Februar 2024 kam es sogar zu einem Unikum. Erstmals in der mehr als 50-jährigen Geschichte des ATP-Rankings standen nur Spieler mit einer beidhändigen Rückhand in den Top 10.
Federer: „Es geht nicht mehr so sehr um die Technik”
Mit Dominic Thiem hat inzwischen der letzte Grand-Slam-Sieger (US Open 2020) mit einer einhändigen Rückhand seine Karriere beendet. Richard Gasquet wird nächstes Jahr aufhören, und auch Stan Wawrinka befindet sich in den Endzügen seiner Karriere. Wenn es um Eleganz bei der einhändigen Rückhand geht, war Roger Federer zwei Jahrzehnte lang das große Aushängeschild. Der Schweizer äußerte sich über das allmähliche Aussterben der einhändigen Rückhand im Spitzentennis gegenüber tennis MAGAZIN in einer größeren Presserunde.
„Es ist schon traurig, dass es immer weniger Spieler mit einer einhändigen Rückhand gibt. Jungen und Mädchen fangen immer mehr damit an, stärkere Vorhand- und Rückhandschläge zu machen, und sie werden weniger Angst haben, weil sie merken, dass es sich lohnt. Die besten Spieler sind diejenigen mit der besten Beinarbeit und der stärksten Physis. Es geht nicht mehr so sehr um die Technik. In den letzten zehn bis 20 Jahren habe ich mich bei Spielern oft genug getäuscht und gedacht: ‚Ich bin mir bei dieser Technik nicht sicher‘, aber mit der Schläger- und Saitentechnologie kann man diese Probleme lösen. Solange man den Ball hart und gut trifft, ist im Tennis alles möglich“, sagte Federer über den Siegeszug der beidhändigen Rückhand.
Federer glaubt weiterhin an Platz für einhändige Rückhand
Doch warum spielen immer weniger Spieler, vor allem junge Profis, mit einer einhändigen Rückhand? „Es wäre toll, wenn man eine Nummer eins oder zwei der Welt mit einer einhändigen Rückhand hätte. Das würde die jüngere Generation inspirieren. Die jungen Spieler orientieren sich nun mal an der Spitze unseres Sports. Und wenn sie dann Spieler mit einer beidhändigen Rückhand sehen, dann denken sie, dass dies die Art des Spielens für sie ist, auch wenn es vielleicht nicht zu ihnen passt“, sagte Federer.
Um das Aussterben der einhändigen Rückhand zu verhindern, nimmt Federer vor allem die Trainer in die Pflicht. „Es liegt auch an den Trainern. Diese müssen ein Gefühl dafür entwickeln, ob einige Spieler mit einer einhändigen Rückhand besser spielen würden. Die Trainer müssen davon überzeugt sein und die Spieler müssen den Antrieb haben, es auszuprobieren, so wie ich es getan habe. Ich glaube daran, dass die einhändige Rückhand im modernen Tennis weiterhin einen Platz hat. Natürlich kann man mit der beidhändigen Rückhand beim Return und in der Defensive mehr dagegenhalten. Das ist für Einhänder etwas herausfordernder. Außerdem sehe ich, dass die Beidhänder mittlerweile einen viel besseren Slice spielen. Als ich vor 20 Jahren auf die Tour kam, gab es das noch nicht“, analysierte Federer.