Novak Djokovic of Serbia in action French Open Tennis, Day 9, Tennis, Roland Garros, Paris, France – 03 June 2024 PUBLIC

Schmerzverzertes Gesicht: Novak Djokovic musste gegen Francisco Cerundolo lange behandelt werden. Am Ende half nur ein Schmerzmittel. Bild: Imago/ Ella Ling/ Shutterstock

French Open: Djokovic – sind Schmerzmittel die Lösung?

Novak Djokovic will bei den French Open 2024 sowohl den Grand Slam-Titel als auch die Spitzenposition in der Weltrangliste verteidigen. Um diese Ziele zu erreichen, nutzt der Serbe alle Mittel: seine spielerische Klasse, kleinere Psychospielchen und starke Schmerzmittel.

Erstmals seit sechs Jahren ohne Titel nach Paris

Die Voraussetzungen für Novak Djokovic, bei den French Open den Titel zu holen, sind in der Vergangenheit selten so schlecht gewesen wie in diesem Jahr. In seiner gesamten Karriere reiste er lediglich viermal ohne einen Titel zum Roland Garros – zuletzt 2018. In der aktuellen Saison spielte er nur fünf Turniere vor den French Open. Nachdem er die Australian Open nicht gewinnen konnte – ebenfalls zum ersten Mal seit 2018 – konnte er auch bei den Masters-Turnieren in Indian Wells, Monte Carlo und Rom nicht überzeugen. Besonders beim Erst- und Letztgenannten enttäuschte der Serbe und schied in Runde drei gegen Luca Nardi und Alejandro Tabilo aus. Aufgrund der schwachen Leistungen meldete er kurzfristig für das 250-Turnier in Genf in der Woche vor den French Open. Im Halbfinale hatte er gegen Tomas Machac das Nachsehen, weshalb er im Jahr 2024 noch immer ohne Titelgewinn ist.

Djokovic

Ende April sagte Novak Djokovic das Masters in Madrid ab. Dennoch hielt er sich in der spanischen Hauptstadt auf, um seinen fünften Laureus Award als „Sportler des Jahres“ entgegenzunehmen.Bild: Imago/MPG

Djokovic ohne festen Trainer bei den French Open

Neben den sportlichen Leistungen sorgte Novak Djokovic vor allem mit der Trennung von seinem Trainer Goran Ivanisevic im März für Schlagzeilen. Insgesamt war der Kroate sechs Jahre ein Teil des Trainerteams. Öffentlichen Aussagen zur Folge erfolgte die Trennung in beidseitigem Einvernehmen. Einige Wochen nach der Trennung erklärte Ivanisevic, dass beide Müde voneinander gewesen seien. Außerdem gab es schon länger Gedanken, die Zusammenarbeit zu beenden: „Es war ein unglaublicher Lauf – das Endspiel gegen Alcaraz in Cincinnati, der Sieg bei den US Open – aber da hatte ich wirklich das Gefühl, dass das Ende nah war“, erklärte Ivanisevic.

Als Übergangslösung fungierte zunächst Djokovic langjähriger Freund und Doppelpartner Nenad Zimonjic, der beim Masters in Monte Carlo in der Box des Djokers saß. In Paris wird Djokovic wiederum von Boris Bosnjakovic betreut. Gegenüber Eurosport sagte der 24-fache Grand Slam-Champion, dass beide bereits in den ersten Phasen seiner Karriere zusammengearbeitet haben.

McEnroe sieht Djokovic auch ohne Trainer gut aufgestellt

Bosnjakovic war in der Vergangenheit selbst Tennisprofi, seine beste Platzierung war Position 740 im September 1998. Nach seiner Karriere war er als Trainer der serbischen Junioren sowie im Trainerteam des serbischen Davis Cup-Teams aktiv. Ein weiterer Verbindungspunkt zu Djokovic ist der Novak Tennis Centre, dem Bosnjiakovic 2020 als Trainer beitrat. Besonders angesehen sind seine Fähigkeiten im Bereich der Methodologie und der Videoanalyse – zwei Aufgaben, die er bereits in den vergangenen Jahren auch für Novak Djokovic erledigte.

Novak Djokovic – French Open

Nachdenklicher Blick: Bei den French Open fungiert der Serbe Boris Bosnjakovic als Trainer von Novak Djokovic.Bild: Imago/Loic Baratoux

Geht es nach John McEnroe, würde Djokovic auch ohne Trainer zurechtkommen. „Wenn es darum geht, ob er einen Trainer braucht, denke ich, dass das lächerlich ist. Wenn es darum geht, ob er jemanden braucht, der ihm sagt, was er am Platz tun muss, glaube ich das nicht“, meint der siebenmalige Grand Slam-Sieger. Djokovic selbst ist entgegengesetzter Meinung: „Ich habe einige Erfahrung und weiß, was getan werden muss, aber ich brauche auch jemanden, der Tennis gespielt hat und Tennis kennt. Ich brauche Augen auf dem Platz. Man kann nicht alles sehen. Auch nach so vielen Jahren braucht man jemanden, der einem sagt, ob man etwas falsch macht oder nicht.“

French Open 2024: Souveräner Start für Djokovic

In seiner Auftaktpartie bekam es Novak Djokovic mit dem französischen Wild-Card-Inhaber Pierre-Hugues Herbert zu tun. Trotz des Formtiefs war der Serbe natürlich favorisiert. Über die gesamte Partie machte Djokovic nicht mehr als nötig und holte in allen drei Sätzen ein Break, wodurch am Ende ein 6:4, 7:6, 6:4-Erfolg zu Buche stand.

Deutlich glatter verlief seine Zweitrundenpartie gegen Roberto Carballes Baena aus Spanien, den er mit 6:4, 6:1, 6:2 besiegte. Auch wenn Djokovic nach zwei Runden noch keinen Satz verlor, hatte er immer wieder kleinere Schwächephasen in seinem Spiel, die er in den wichtigen Momenten durch seine mentale Stärke wieder wettmachte.

Dramatische Nachtschicht gegen Musetti

Nachdem er die beiden glatten Siege eingefahren hatte, standen Djokovic anschließend deutlich schwierigere Aufgaben bevor. Sein Drittrundengegner Lorenzo Musetti konnte den Djoker letztes Jahr in Monte Carlo schonmal auf Sand bezwingen. Außerdem standen sich beide vor drei Jahren im Achtelfinale von Roland Garros gegenüber – damals wie heute setzte sich Djokovic in einem Fünfsatz-Krimi durch. 2021 drehte er sogar einen 0:2 Satzrückstand, nachdem er die ersten beiden Sätze im Tie-Break verlor.

Bei dieser Ausgabe fand die Begegnung unter besonderen Voraussetzungen statt. Aufgrund der wetterbedingten Spielabsagen während der ersten Turnierwoche, wurde am Samstag die Partie zwischen Grigor Dimitrov und Zizou Bergs auf den Centre Court Philippe Chatrier verlegt. Dementsprechend verzögerte sich der Beginn für Djokovic und Musetti, sodass beide erst um kurz vor 23 Uhr starten konnten. Die Nummer eins der Setzliste gewann den ersten Satz, woraufhin Musetti aufdrehte und selbst die Führung übernahm.

Djokovic: „Es ist eine Schande, dass jemand verlieren muss.“

Nach dem Spiel gab Djokovic zu: „Ich hatte ein bisschen Glück zu Beginn des vierten Satzes, da war er der bessere Spieler.“ Das besagte Glück nutzte der Serbe zum Satzausgleich. Zur späten Stunde gingen Musetti dann die Kräfte aus. Am Ende einer hochklassigen Partie stand ein 7:5, 6:7, 2:6, 6:3, 6:0 für Novak Djokovic auf der Anzeigetafel, der viel Lob für seinen Gegner übrig hatte: „Ich muss Lorenzo Musetti gratulieren. Es ist eine Schande, dass jemand verlieren muss. Er hat unglaublich gespielt.“

Durch den Matchgewinn egalisierte er gleichzeitig eine Bestmarke von Roger Federer, der 369 Sieg bei Grand Slam-Turnieren feierte. Auf dem Weg zum Sieg wurde er vor allem von seiner Frau Jelena unterstützt. Besonders im späteren Verlauf der Partie feuerte sie ihren Ehemann mehrfach energisch an – mit Erfolg. Um 03:07 Uhr in der Nacht verwandelte Djokovic seinen Matchball zum Einzug ins Achtelfinale.

Djokovic mit Verletzung und Ausrutschern gegen Cerundolo

Nach der nervenzerreißenden Partie gegen Musetti traf der Djoker auf den Argentinier Francisco Cerundolo. Bereits im dritten Spiel musste Djokovic zwei Breakbälle abwehren, spielte dann aber dominant auf und gewann den ersten Satz mit 6:1. Allerdings beschwerte er sich wiederholt über den rutschigen Untergrund, der ihm kurze Zeit später zum Verhängnis wurde, als er sich am Knie verletzte.

„Die Knieverletzung passierte, weil ich ausgerutscht bin“, erklärte Djokovic beim Pressegespräch nach dem Spiel. Der Serbe ließ sich zwischenzeitlich minutenlang behandeln. „Um ehrlich zu sein wusste ich an einem Punkt nicht, ob ich weiterspielen soll oder nicht“, schilderte er seine Gedanken. Anschließend war ihm sichtlich anzumerken, dass er unter Schmerzen weiterspielte – mit zwei Satzverlusten als Folge.

Wie einst Nadal mit Schmerzmitteln zum Titel?

Im späteren Matchverlauf unterzog sich Djokovic einer weiteren Behandlung und nahm eine Schmerztablette. „Das war die maximale Dosis, wie ich jetzt vom Arzt hörte. Nach 30 bis 45 Minuten, was ungefähr am Ende des vierten Satzes war, wirkte es. Im Grunde war der ganze fünfte Satz scherzfrei, was gut zu wissen ist. Aber dann wird die Wirkung der Medikamente nicht allzu lange anhalten“, erklärte der Serbe beim Pressegespräch. Auch für die Zuschauer war nicht zu übersehen, dass er sich wieder schmerzfrei bewegen konnte und erneut mit seiner spielerischen Klasse überzeugte.

 

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Sollten die Knieprobleme weiter anhalten, müsste Djokovic wohl auch in den nächsten Partien Schmerzmittel einnehmen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dabei könnte Rafael Nadal ein Vorbild sein. Der Rekordsieger der French Open ließ sich 2022 über das gesamte Turnier seinen Fuß betäuben, damit er die Schmerzen nicht spürte. Mithilfe der Schmerzmittel konnte Nadal das gesamte Turnier spielen und holte am Ende seinen 14. Titel in Paris.

Neben den Platzverhältnissen führte Djokovic seine Knieverletzung auch auf die Partie gegen Lorenzo Musetti zurück. „Natürlich war das späte Ende vor ein paar Nächten nicht gerade hilfreich für den Schlaf, den Biorhythmus und die Regeneration.“ Trotzdem habe er sich vor dem Spiel sehr gut gefühlt. Darüber hinaus enthüllte der 37-Jährige, schon in den vergangenen Wochen leichte Knieprobleme gehabt zu haben, jedoch ohne größere Einschränkungen.

Verletzungen als psychische Spielchen?

Bei einem weiteren Ausrutscher in der Partie gegen Cerundolo fiel Djokovic auf seinen Schläger, den er gerade rechtzeitig losließ. Dabei erlitt er Schürfwunden an Armen und Beinen. Die zahlreichen Zwischenfälle blieben natürlich auch Francisco Cerundolo nicht verborgen. In der Vergangenheit unterstellten einige Fans dem Serben, dass er die Verletzungen nur vortäusche, um einen psychischen Vorteil zu erlangen. Auch diesmal gab es vereinzelte User auf X, die ihm Absicht unterstellten.

Ob von der Nummer eins gewollt oder nicht: Die Verletzungen werden Cerundolos Hoffnungen auf einen Sieg nochmals gesteigert haben. Allerdings schlug Djokovic umso stärker zurück und schaffte gerade rechtzeitig das Break zum Ende des vierten Satzes. Schlussendlich besiegte er Cerundolo mit 6:1, 5:7, 3:6, 7:5, 6:3.

 

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Viertelfinal-Absage

Am Dienstag Nachmittag verkündete Djokovic, dass er nicht im Turnier weiterspielen kann, womit sich auch sämtliche Spekulationen bezüglich des Vortäuschen der Verletzung erübrigen. In der nächsten Runde wäre es zur Neuauflage des Vorjahresfinals gegen Casper Ruud gekommen. Den direkten Vergleich führt Djokovic mit 5:1 an. Allerdings ging die letzte Partie an Casper Ruud, der das Halbfinale in Monte Carlo für sich entscheiden konnte.