Ganz Wimbledon im Tennis-Fieber
Die ganze Welt wird vom Fußball beherrscht. Nur ein kleiner Stadtteil in Südwest-London hört nicht auf, dem übermächtigen Weltsport Nummer eins Widerstand zu leisten: Wimbledon. Heute beginnt das wichtigste Tennisturnier der Welt mitten während der WM, doch das schert die Macher vom All England Club wieder mal kein bisschen. Und während sich die Prinzen William und Harry in Südafrika die enttäuschenden englischen Kicker anschauen, macht die Queen höchstselbst am kommenden Donnerstag an der Church Road ihre Aufwartung. Damit wären die Verhältnisse in SW19 mal geklärt.
Erstmals seit 1977 stattet Elisabeth II dem berühmtesten Centre Court der Welt wieder einen Besuch ab. Die Monarchin liebt eigentlich Pferderennen und ihre Corgis, aber in diesem Jahr konnte sie sich dem Ruf aus Wimbledon nicht mehr entziehen. Nachdem in Großbritannien kaum noch ein Sportfan einen Cent auf Rooney und Co. setzt, richtet sich im „Land of Hope and Glory“ alle Hoffnung auf Ruhm auf den Schotten Andy Murray.
Die Queen war zehn Jahre alt, als 1936 in Fred Perry letztmals ein britischer Mann das Turnier gewann. Das Datum wird in Wimbledon rauf und runter dekliniert und der Druck auf den besten Briten wächst mit jedem Jahr. Tim Henman ist daran Anfang des Jahrtausends gescheitert, jetzt muss es eben Murray richten. „ich habe im letzten Jahr wieder viel gelernt und nun ist es mein Ziel, das Turnier zu gewinnen“, kündigte der 23-Jährige an.
Federer auf Rekordjagd
Nun spielen da aber auch noch Titelverteidiger Roger Federer und der wieder auf Platz eins der Weltrangliste zurückgekehrte Rafael Nadal mit. Nadal konnte wegen einer Knieverletzung im Vorjahr seinen Titel von 2008 nicht verteidigen. „Dieses Turnier ist das Wichtigste für mich“, sagt der Spanier, „und ich bin sehr froh, dass ich nach dem schweren Jahr 2009 nun wieder fit zurück bin.“ Federer seinerseits kann seinen siebten Titel an der Church Road gewinnen und damit den Rekord von Pete Sampras einstellen.
„Mir ist natürlich klar, dass dies möglich ist“, sagte der Schweizer, „aber ich versuche, es einfach zu machen und mein erstes Spiel zu gewinnen, und ich bin froh, dass ich gesund hier bin.“ Um 14.00 Uhr eröffnet er heute auf dem Centre Court gegen Alejandro Falla (Kolumbien) das in diesem Jahr mit 12,555 Millionen Pfund (15,027 Millionen Euro) dotierte Turnier.
Am heutigen Montag greifen auch bereits zehn der 16 deutschen Starter in das Geschehen ein, je fünf Männer und fünf Frauen. Darunter auch der in Abwesenheit des verletzten Vorjahreshalbfinalisten Tommy Haas beste Deutsche Philipp Kohlschreiber. Der Weltranglisten-35. bestreitet das vierte Match gegen den Italiener Potito Starace. Rainer Schüttler, der sich zuletzt auf Rasen wieder in ansteigender Form präsentierte, trifft auf den Russen Dimitri Tursunow während Nicolas Kiefer, der dank einer Wild Card in das 128-köpfige Hauptfeld gelangt ist, erst am Dienstag sein Comeback gegen den Spanier David Ferrer gibt.
Petkovic startet gegen Tschakwetadse
Am Dienstag steigt auch Andrea Petkovic gegen Anna Tschakwetadse (Russland) in das Turnier ein. Die Darmstädterin ist erst am Samstag knapp im Finale von ’s-Hertogenbosch an der Belgierin Justine Henin gescheitert. Henin ist wie ihre Landsfrau Kim Clijsters erstmals nach ihrem Comeback wieder in Wimbledon am Start. Die Belgierinnen wollen die Rasen-Dominanz von Titelverteidigerin Serena Williams und ihrer viermal erfolgreichen Schwester Venus brechen.
Einige Tennisspieler outeten sich übrigens doch als Fußballfans. Der Amerikaner Andy Roddick war immer noch sauer auf den Schiedsrichter aus Mali: „Ich habe verstanden, dass wenn zwei Slowenen einen Amerikaner umhauen, Foul gegen den Amerikaner gepfiffen wird“, sagte er, „und man kommt viel schneller in die Stadt, wenn England spielt.“ Federer schöpft vor einem möglichen Finale gegen Nadal Hoffnung aus dem 1:0-Sieg der Schweiz gegen Spanien: „Das war für die Schweiz ein historischer Sieg. Im Fußball sind wir nicht so erfolgreich wie im Tennis.“ Vuvuzelas übrigens sind in Wimbledon natürlich verboten.
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