Große Pläne in Rom: Italien will ein fünftes Grand Slam-Turnier
Medien in Italien berichten, dass der italienische Tennisverband ein fünftes Grand Slam-Turnier in Rom installieren will. Ein Insider bestätigte die Pläne gegenüber tennis MAGAZIN.
Es klingt hochtrabend, was der italienische Tennisverband FITP aktuell plant: In Rom soll in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein fünftes Grand Slam-Turnier entstehen. Italienische Medien berichten, die FITP hätte bereits ein entsprechendes Angebot zur Übernahme des Großturniers in Madrid abgegeben. Die Rede ist von einem Betrag in der Höhe von 550 Millionen Dollar.
Italiener wollen Großturnier in Madrid kaufen
Der Plan der Italiener sieht so aus: Das zehntägige WTA/ATP-Turnier von Madrid, das aktuell vor dem „combined event“ von Rom stattfindet, soll quasi in die italienische Hauptstadt übersiedeln, so dass es im Vorfeld von Roland Garros nur noch ein Mega-Turnier auf europäischem Sand geben wird. Und dieses soll nach den Vorstellungen der FITP den Status eines Grand Slam-Turniers bekommen. Rom würde dann in Summe drei Wochen andauern, inklusive der vorgeschalteten Qualifikationswoche.
Die italienische Tageszeitung La Stampa veröffentlichte Details rund um die Pläne zuerst. Auf der Website des italienischen Tennismagazins tauchte eine Zusammenfassung des Artikels auf. Demnach soll die Tennisanlage in Rom, das legendäre Foro Italico, Grand Slam-gerecht vergrößert werden. Es sollen drei neue Courts entstehen, darunter eine „SuperTennis Arena“ mit einer Kapazität von 6.500 Sitzen.
„In Italien ist alles möglich – auch ein Grand Slam-Turnier“
Ein Kenner des italienischen Tennis, ausgestattet mit besten Kontakten zur FITP, bestätigte gegenüber tennis MAGAZIN die Ambitionen des Verbandes. Der Insider, der namentlich nicht genannt werden will, erzählt, dass die FITP den Rückhalt der Stadt Rom und des Nationalen Olympischen Komitees von Italien hätte: „Im italienischen Tennis ist derzeit alles möglich – auch ein eigenes Grand Slam-Turnier.“
Der Boom rund um Jannik Sinner und die außerordentlichen Erfolge in den Mannschaftswettbewerben (Italien gewann 2024 sowohl den Billie Jean King Cup bei den Damen als auch den Davis Cup bei den Herren) machen Italien derzeit zur gefragtesten Tennisnation der Welt. In den Top 100 der Herren stehen aktuell zehn Italiener. Die ATP-Finals werden bis mindestens 2030 in Italien bleiben (erst noch in Turin, ab 2026 in Mailand). Von 2025 bis 2028 findet auch die Finalrunde des Davis Cups in Italien statt (in Bologna).
Aber wie realistisch sind die Pläne eines italienischen Grand Slam-Turniers in Rom? Dazu muss man wissen, dass die Turnierlizenz von Madrid der Vermarktungsagentur IMG gehört. IMG hatte 2021 das Turnier für 360 Millionen Dollar dem rumänischen Tennis-Zampano Ion Tiriac abgekauft. Ende Oktober 2024 berichteten dann US-Medien, dass der US-Unterhaltungskonzern Endeavor, zu dem unter anderem IMG gehört, seine Großturniere in Madrid und Miami für jeweils 500 Millionen Dollar verkaufen will. Hintergrund ist eine Konsolidierung der Unternehmensstruktur.
Endeavor Looking to Sell IMG Events Including Miami Open and Madrid Open Tennis Tournaments https://t.co/n7WR2b7tdu
— Variety (@Variety) October 24, 2024
Damals wurde vor allem Saudi-Arabien als potenzieller Käufer der Events gehandelt, doch es kam bislang nicht zu einem Deal. Nun wollen also die Italiener zugreifen. Allerdings: Noch fehlen öffentliche Bestätigungen sowohl von der FITP als auch von IMG/Endeavor zum angeblichen Kaufangebot über 550 Millionen Dollar für das Turnier in Madrid.
Grand Slam-Tennis in Rom zum 100. Jubiläum?
Immerhin scheint es aber nicht komplett illusorisch zu sein, dass die Italiener Madrid übernehmen könnten. Was hingegen wirklich schwer vorstellbar ist: ein fünftes Grand Slam-Turnier in Rom zu etablieren. Klar, Italien hat eine lange Tennistradition und Rom als Turnierort ist historisch gewachsen. Seit 1935 wird es im Foro Italico ausgerichtet.
Für die Italiener wäre es eine Art Wunschtraum, wenn Rom 2035 zum 100. Jubiläum den Grand Slam-Status verliehen bekommen würde. Dem allerdings müssten die vier Grand Slam-Turniere in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York zustimmen. Deswegen bleibt es wohl eher nur: ein Traum.