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Haas zieht in Runde drei ein, „Kiwi“ raus

Tommy Haas war die Erleichterung im Gesicht abzulesen, als sich das johlende Publikum auf dem Grandstand ein letztes Mal von den Sitzen erhob. Wieder zweieinhalb Stunden Kampf, wieder vier Sätze mit der maladen Schulter, und trotzdem: wieder gewonnen. Der Einzug in die dritte Runde bei den 127. US Open war ein hartes Stück Arbeit, zusätzlich erschwert von einem Gegner, von dem er so gut wie nichts wusste. Als der letzte Ball gegen Philipp Petzschner dann gespielt war, gab Haas zu: „Ich musste an meine Grenze gehen, ich musste mein bestes Tennis spielen, um ihn zu besiegen.“

Dawydenko lässt Kiefer keine Chance

Während Nicolas Kiefer (Hannover) in seinem zweiten Spiel in New York völlig chancenlos gegen den Weltranglistenvierten Nikolai Dawydenko aus Russland war (2:6, 2:6, 2:6), sahen die begeisterten Zuschauer auf dem drittgrößten Court des National Tennis Center den Aufstand eines Außenseiters: Philipp Petzschner aus Bayreuth, nur die Nummer 290 der Welt, Qualifikant, brachte Haas anfänglich sogar derart aus der Fassung, dass der Weltranglistenzehnte vor Wut einen Schläger an der rechten Schuhsohle zertrümmerte. Erst nach 2:36 Stunden setzte sich der Favorit mit 4:6, 6:3, 6:2, 7:5 durch.

„Es hat ein bisschen gedauert, bis ich meinen Rhythmus fand“, entschuldigte Haas den erneuten Verlust des ersten Satzes; immerhin habe er wegen seiner Schulterbeschwerden in den Tagen zuvor wieder nicht trainieren und sich vor dem Spiel gegen Petzschner auch nicht einschlagen können. Diesmal aber fühlte sich das Gelenk gut an. „Es war nicht bei hundert Prozent, aber wenn es so bleibt, dann bin ich zufrieden“, sagte der 29-Jährige. Sein nächster Gegner ist der Franzose Sebastien Grosjean.

Petzschner „doch ein bisschen enttäuscht“

Das Spiel gegen Petzschner war schon hart genug für Haas, und es hätte durchaus sein letztes bei diesen US Open sein können. „Ich bin doch ein bisschen enttäuscht, ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt“, sagte der 23 Jahre alte Bayreuther. Vor allem nutzte der Außenseiter von seinen 14 Breakpunkten nur drei, Haas dagegen sechs von elf. „Ich hatte ja meine Chancen, ich habe sie nicht genutzt“, sagte Petzschner. Zumindest bot er beste Unterhaltung. Sein erster Aufschlag im Spiel war ein Ass mit Tempo 219, das Publikaum raunte. Später gab es für den kessen Nobody spontane „standing ovations“.

Es war nicht nur die reine Höflichkeit von Haas, als er nach dem höchst unterhaltsamen und ausgeglichenen Spiel über Petzschner sagte: „Das darf gar nicht sein, dass der nur bei 280 steht“ – 290, um genau zu sein – „der müsste viel höher stehen.“ Und tatsächlich konnte der Franke, der in Leverkusen mit den Profi-Kollegen Björn Phau, Dominik Meffert und Alexander Peya aus Österreich trainiert, nicht widersprechen. Eine Weltranglistenposition unter 100 oder gar 70 traue er sich zu, sagt Petzschner: „Ich habe das Potenzial, ein guter Tennisspieler zu werden, aber noch bin ich nicht so weit.“

Mit Verspätung will Petzschner seine Karriere nun richtig in Schwung bringen. Er habe in der Vergangenheit „nicht alles für mein Tennis getan“, erklärte er, die Priorität habe für ihn zunächst bei der Freundin und dem gemeinsamen Kind gelegen. Darüber hinaus, gibt er zu, habe er sich auf dem Tennisplatz lange „nicht professionell verhalten“. Reue empfindet er deswegen nicht: „Ich habe mein Leben gelebt, wie ich es für richtig halte.“ Nun will er es im Profitennis noch einmal versuchen, und ein Spiel wie gegen Haas macht Lust auf mehr: „Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß auf dem Platz.“ Sein nächstes Turnierziel hört sich weniger lustig an: Donezk, Ukraine – dort wird ein zweitklassiges Challenger-Turnier ausgetragen.

Kiefer: „Möchte noch einmal mein Tennis spielen“

Die Lust an seinem Sport treibt auch Nicolas Kiefer an. Die Niederlage gegen die fast fehlerfreie Ballmaschine Dawydenko nimmt er in Kauf als unvermeidlichen Rückschlag auf seinem Weg zurück aus dem Krankenstand. „Ich weiß, wo ich mal stand und wie ich gespielt habe“, erläuterte der frühere Weltranglistenvierte. „Ich möchte noch einmal mein Tennis spielen“, erklärte er ohne jeglichen Anflug von Trotz, ein Aufhören komme nicht infrage: „Mein Liebe zu diesem Sport ist einfach zu groß.“

Auf der für ihn durchaus erfolgreichen Nordamerika-Tour hat Kiefer immerhin schon im Halbfinale des ATP-Turniers in Los Angeles gestanden, gegen Dawydenko erfuhr er in aller Deutlichkeit, was ihm noch fehlt. „Ich muss realistisch sehen, dass nicht jedes Spiel gut laufen kann, und dass es ein langer und steiniger Weg wird“, sagte Kiefer. Doch er will geduldig sein: „Ich muss mir die Zeit geben.“

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