Hady Habib siegt für den Libanon: „Das Publikum war völlig wild”
Hady Habib schreibt bei den Australian Open weiter Geschichte für den Libanon. Mit dem Sieg in der ersten Runde gelang dem 26-Jährigen erneut Historisches.
Es herrschte Davis-Cup-Stimmung auf Court 13 im Melbourne Park, als Hady Habib eine dieser schönen Geschichten schrieb, welche die Grand-Slam-Turniere so besonders machen. Als erster Libanese gewann Habib ein Hauptfeldmatch auf Grand-Slam-Ebene. 7:6, 6:4, 7:6 gegen den Chinesen Bu Yunchaokete, Nummer 67 im ATP-Ranking. Nach jedem Punktgewinn ertönten laute Jubelschreie auf dem pickepackevollen Platz. Die Libanesen waren deutlich in der Überzahl und peitschen ihren Landsmann zu dessen historischen Sieg.
Hady Habib does it! Two days ago Lebanon had never had a Grand Slam main draw participant, now they have a match winner!
And look at what it means!
He defeats Bu 7-6(4) 6-4 7-6(6)@wwos • @espn • @eurosport • @wowowtennis • #AusOpen • #AO2025 pic.twitter.com/oFoJbKIQoE
— #AusOpen (@AustralianOpen) January 12, 2025
„Das ist wahrscheinlich einer der besten Tage meines Lebens. Es ist solch ein tolles Gefühl, diesen Sieg zu holen, nicht nur für mich, sondern für den Libanon und das libanesische Tennis. Das Publikum war völlig wild. Das hat es umso besonderer gemacht, vor diesen Leuten zu gewinnen“, sagte Habib nach seinem historischen Sieg. Dabei hatte Habib bereits zuvor Geschichte schrieben, indem er sich als erster Libanese überhaupt für ein Grand-Slam-Turnier qualifizierte.
Hady Habib: „Ich möchte den Leuten etwas Positives mitgeben”
Nun setzte er noch einen obendrauf. „Es ist ein gewaltiger Sieg, vor allem wenn man bedenkt, was wir als Land durchgemacht haben. Ich möchte den Leuten etwas Positives mitgeben, auch weil es für uns mit dem Krieg eine schlimme Zeit ist“, sagte Habib über die Lage im Libanon. Der 26-Jährige wurde in Houston im US-Bundesstaat Texas geboren, zog mit sechs Jahren in den Libanon, wo er mit dem Tennis spielen begann. „Mein Vater ist Libanese und hat immer davon geträumt, dass ich eines Tages ein Profispieler bin. Ich lebte im Libanon im Alter von sechs bis zwölf Jahre. Ich ging dort zu Schule und habe im Alter von neun Jahren mit Tennis begonnen. Ich habe immer noch viele Freunde im Libanon, außerdem wohnen meine Eltern dort. Ich repräsentiere den Libanon, seit ich mit 15 Jahren erstmals ein Davis-Cup-Match spielte“, sagte Habib.
Er hätte auch durchaus für die USA spielen können, dem Land, in dem er am College zum Tennisprofi reifte, doch der 26-Jährige entschied sich für den Libanon. „Ich wurde beeinflusst durch die Leute und die Werte im Libanon. Es war eine Entscheidung, die ich früh getroffen habe. Für ein kleines Land zu spielen, ist besonders für mich“, sagte er.
Hady Habib: Erst Challenger-Titel, dann Qualifikation, dann Hauptfeldsieg
Dass er überhaupt in Melbourne spielt, ist ein kleines Märchen. Ende November reiste Habib als Nummer 320 im ATP-Ranking zum ATP-Challenger-Turnier in Temuco (Chile). Er brauchte den Turniersieg, um noch ins Feld für das Qualifikationsturnier bei den Australian Open hereinzukommen. Habib erfüllte sich seinen ersten Traum, indem er in Temuco als erste Libanese ein ATP-Challenger-Turnier gewann und sich als Nummer 216 im ATP-Ranking erstmals für die Qualifikation eines Grand-Slam-Turniers qualifizierte. In Melbourne erfüllte er sich nun die nächsten Träume: Qualifikation fürs Hauptfeld, erster Sieg im Hauptfeld und erster Sieg gegen einen Top-100-Spieler.
„Das ist gewaltig für das libanesische Tennis, für die junge Generation, die Tennis spielt und sieht, dass es einen Weg gibt, das zu erreichen“, sagte Habib nach seiner erfolgreichen Qualifikation für die Australian Open. „Die Unterstützung, die ich die letzten Tage erhalte, ist unglaublich. Mein Telefon explodiert förmlich. Es ist sogar Familie aus Sydney angereist, um mich spielen zu sehen. Ich spürte die Energie auf dem Platz“, sagte Habib, nachdem er ein weiteres Mal Historisches für den Libanon erreichte. Energisch geht es sicherlich auch in Habibs Zweitrundmatch zu. Dort trifft er auf den an 14 gesetzten Franzosen Ugo Humbert. „Hoffentlich spiele ich auf einem größeren Court, damit noch mehr Libanesen mich spielen sehen können”, blickte Habib voraus.