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Im Doppel gilt künftig die "No Ad"-Regel – zumindest in der Hamburger Hallenrunde. Bild: Shutterstock

Hamburg: „No Ad“-Regel kommt – nur im Doppel und nur im Winter

Der Hamburger Tennisverband wird im kommenden Winter die „No Ad“-Regel im Doppel einführen. Andere Landesverbände sind in der Hinsicht zum Teil schon einen Schritt weiter.

Als am Donnerstag die Mitteilung des Hamburger Tennisverbandes (HTV) erschien, dass „ab der Winterrunde 2024/25“ die „No Ad“-Regel im Doppel in allen Altersklassen eingeführt wird, explodierten in manchen Hamburger WhatsApp-Tennis-Blasen die Chatgruppen. Tenor: Und irgendwann spielen wir nur noch einen Kurzsatz bis vier bei den Punktspielen.

Ob es tatsächlich so weit kommt, sei dahingestellt. Fakt ist: Der HTV setzt die „No Ad“-Regel ausschließlich im Doppel im Rahmen der Hallenrunde ein – im Einzel und im Sommer nicht. Das sollte die erhitzten Gemüter vielleicht ein wenig beruhigen. Die HTV-Mitteilung ist in der Hinsicht arg schwammig formuliert, aber auf Anfrage von tennis MAGAZIN betonte HTV-Sportwart Jens-Peter Kröger: „Der Beschluss gilt aktuell nur für den Winter und nur für die Doppel!“

„No Ad“ in Hamburg auch aufgrund weniger Hallenkapazitäten

Hintergrund: Durch schwindende Hallenkapazitäten in der Hansestadt sind die verfügbaren Hallenzeiten bei manchen Vereinen knapp geworden. Mit der „No Ad“-Regel im Doppel erhofft sich der Landesverband kürzere Spielzeiten und am Ende auch weniger Kosten für die Clubs durch die Anmietung von Hallencourts. Ob die Zeiteinsparung durch „No Ad“ aber wirklich so massiv ausfällt, dass man ganze Hallenstunden nicht mehr buchen muss, ist fraglich.

Auf der ATP-Tour wurde „No Ad“ im Doppel bereits 2006 eingeführt (in Verbindung mit dem Match-Tiebreak als dritten Satz). An den „Deciding Point“ bei Einstand haben sich Fans und Profis längst gewöhnt. Als die ATP allerdings am Ende der Saison 2006 Zahlen zu den neuen Doppelregeln veröffentlichte, war der Effekt der Zeitersparnis eher gering: 2005 dauerte ein Doppel-Match auf der ATP-Tour nach herkömmlichen Regeln im Durchschnitt 88 Minuten; 2006 mit „No Ad“ und Match-Tiebreak belief sich die Durchschnittsdauer auf 72 Minuten. Im Schnitt waren die beschleunigten Doppelmatches also nur eine gute Viertelstunde früher zu Ende.

Mit „No Ad“ Extremfälle möglichst vermeiden

Klar ist aber auch: Dem Hamburger Tennis-Verband geht es vor allem darum, die Extremfälle zu vermeiden. Eine Doppelpartie, die zwei Stunden dauert, ist mit „No Ad“ nicht komplett unwahrscheinlich, aber doch äußerst selten. Allerdings ist bei den meisten Punktspielen kein Schiedsrichter vor Ort. Und wenn sich die beiden Teams vor den Doppeln darauf einigen, ohne „No Ad“ zu spielen, dann wird das in der Regel ohne Konsequenzen bleiben – auch wenn der Hamburger Tennis-Verband explizit darauf hinweist, dass die neue Regel nicht alternativ einsetzbar, sondern verpflichtend ist.

Hamburg, wo die „No Ad“-Doppelregel schon seit Jahren im Jugendbereich angewendet wird, ist mit seinem Vorstoß nicht allein. In den Landesverbänden von Bayern und Hessen wird „No Ad“ beispielsweise schon länger eingesetzt. Die Hallenrunde in Bayern wird bereits seit dem Winter 2022/23 mit „No Ad“ im Doppel gespielt. Laut Bayerischem Tennis-Verband verlief die Einführung problemlos. Im Sommer kommt „No Ad“ auch bei den jüngeren Altersklassen im bayerischen Jugendbereich zur Anwendung.

Der Hessische Tennis-Verband (HTV) hat einen zeitlich auf dreieinhalb Stunden festgelegten Hallenrunden-Modus. Gespielt werden pro Begegnung nur zwei Einzel in der ersten Runde und ein Doppel im Anschluss. Seit dem Winter 2023/24 gilt hier im Doppel die „No Ad“-Regel.

Hessischer Tennisverband mit „No Ad“ sogar im Einzel

Im Sommer allerdings bietet der HTV seit 2023 eine Pokalrunde an, in der sowohl im Einzel als auch im Doppel mit „No Ad“ gespielt wird. Das Besondere an dem „HTV-Pokal“: Die Begegnungen finden werktags am frühen Abend statt und es werden zwei Einzel sowie ein Doppel parallel auf drei Plätzen gespielt. Es gibt in allen erwachsenen Altersklassen drei Spielstärken, die sich nach den LKs der gemeldeten Spieler und Spielerinnen richten: Champions, Pros und Talents.

Das Spannende ist nun: Als der HTV jüngst eine Umfrage bei den Vereinen machte, an der knapp 3.000 Spieler und Spielerinnen teilnahmen, sprach sich eine deutliche Mehrheit gegen die „No Ad“-Regel aus. Dennoch blieb der HTV bei seinen Pokalregeln mit „No Ad“ im Einzel und im Doppel. Widerstand regte sich dagegen nicht. Ganz im Gegenteil: Die Anzahl der gemeldeten Teams verdoppelte sich 2024 auf knapp 300 im Vergleich zum Vorjahr.

Auch wenn die „No Ad“-Regel vermutlich nicht der große Gamechanger sein wird, der einen Punktspiel-Tag im klassischen Modus großartig verkürzen wird: Die Landesverbände gerade in Flächenländern wir Bayern, Hessen oder Baden-Württemberg sind immer stärker darum bemüht, altbewährte Abläufe und verkrustete Strukturen zu hinterfragen, um neue Zielgruppen für ihre Punktspiel-Wettbewerbe zu gewinnen, die nach Möglichkeit kompakter und zeitlich besser überschaubarer werden.

Wie attraktiv sind die Punktspiele noch?

Denn: Je weniger Teams sich zu den Wettspielrunden in ihren Regionen anmelden, desto weniger Einnahmen landen letztlich beim Landesverband. Die Mannschaften müssen nämlich eine Meldegebühr an den Landesverband entrichten. Und: Die Landesverbände generieren einen großen Anteil ihrer finanziellen Mittel über die sogenannten „Ballgelder“. Wenn also weniger offizielle Punktspielbälle durch weniger Teams verkauft werden, sind auch die Einnahmen der Landesverbände geringer.

Es liegt also im Eigeninteresse der Landesverbände, ihr Punktspiel-Angebot nach Möglichkeit attraktiv zu gestalten. Die „No Ad“-Regel wird dabei künftig sicherlich eine tragende Rolle einnehmen – so ähnlich wie der „Match-Tiebreak“, der seit 2014 flächendeckend in Deutschland einen regulär ausgespielten dritten Satz ersetzt hat.