Ida Wobker

Lassen Sie sich nicht täuschen: So lieb Ida ­Wobker hier auch schaut, im Match wird sie zu einer aggressiven Angreiferin. Bild: Porsche/DTB Justus Stegemann

Ida Wobker: Volle Attacke mit einem Lächeln

Als drittbeste 2010er-Juniorin der Welt gilt Ida Wobker als deutsches Riesentalent. In ihrer niedersächsischen Heimat will sie den Traum vom Profitennis verwirklichen – mit hochprofessioneller Hilfe.

Egal, mit wem man über Ida ­Wobker spricht: Irgendwann fällt immer der Name Aryna Sabalenka. Die Weltranglisten-­Erste ist das große Idol der 14-jährigen ­Nachwuchsspielerin aus Glandorf in Niedersachsen. „Ida spielt sehr aggressiv und schnell von der Grundlinie. Mit wenig Spin, aber mit viel Tempo. Sie will das Spiel selbst gestalten und geht auf die Winner – Sabalenka-Style also“, sagt etwa ihr Trainer Dirk Stöbitsch. „In Sachen Athletik, Schlaghärte und Platzposition erinnert sie mich an Sabalenka“, ­analysiert Barbara Rittner, die sich als sportliche ­Leiterin der neu gegründeten Management-Agentur ACEIN-Performance um Ida kümmert. „Spielerisch ist Sabalenka ihr Vorbild, aber Ida ist nicht so extrovertiert“, ordnet Mutter Tanja Wobker ein. 

Noch ist es viel zu früh für ­Prognosen, ob Ida Wobker tatsächlich jene Durchschlagskraft entwickelt, mit der Aryna Sabalenka zum Star im Damentennis wurde. Worüber in der deutschen Tennisbubble indes Einigkeit herrscht: Ida Wobker ist eines der größten Talente im deutschen Damentennis, die nun ihren eigenen Weg geht, um es nach ganz oben zu schaffen. 

Ida Wobker

So mag Sie es am Liebsten: Mit ihrem Powertennis von der Grundlinie will Ida Wobker schnell das Geschehen auf dem Platz bestimmen.Bild: Imago/Horst Mauelshagen

Ida wurde im November 2024 ­deutsche U16-Hallenmeisterin ohne Satzverlust – obwohl sie in der U14-Altersklasse hätte starten können. Ein Erfolg, der aufhorchen ließ. „Man darf einen Deutschen Jugend-Meistertitel nicht überbewerten. Ida ordnet so einen Titel genau richtig ein: Sie freut sich darüber, weiß aber auch, dass noch viel Arbeit vor ihr liegt“, sagt Trainer Stöbitsch, die aktuelle Nummer sechs der deutschen Herren 50-Rangliste. 

„Es wäre fahrlässig, es nicht mit dem Profitennis zu probieren”

Auch international hinterließ Ida schon einige Duftmarken. Beim „Les Petits As“ im französischen Tarbes, der ­inoffiziellen U14-WM, kam sie über die ­Qualifikation bis ins Viertelfinale. Danach meldeten sich Management-Agenturen aus der ­ganzen Welt bei Familie Wobker mit ­verlockenden Angeboten. Inzwischen arbeitet sie sich auf der U18-Juniorinnen-Weltrangliste ­stetig nach oben und steht kurz vor den Top 120. In ihrem Jahrgang 2010 gibt es nur zwei ­Mädchen, die vor ihr platziert sind. Idas Traum für die nächsten Monate: in die Juniorinnen-Quali für Roland ­Garros zu kommen. Sollte sie das schaffen, ist ihr alles zuzutrauen. „Sie ist ein Wettkampfkind und liebt es, sich mit anderen zu ­messen“, beschreibt sie Mutter Tanja. Diese Eigenschaft hätte schon häufiger dazu geführt, dass sie bei Turnieren einen Lauf hatte und über sich hinauswuchs. 

„Ich will die Nummer eins werden und alle Grand Slam-Turniere spielen“, ­formuliert Ida ihre langfristigen Ziele. Man kann solche Statements als Flausen einer 14-Jährigen abtun. Im Fall von Ida Wobker sollte man mit so einer Einschätzung aber vorsichtig sein. Denn: Ohne so ein ­Mindset, wie sie es mitbringt, würde sich der Aufwand, auf eine Karriere als ­Profispielerin zu setzen, nichts bringen. „Sie will den ganzen Weg gehen“, beteuert Barbara Rittner. „Ida hat wunderbare Voraussetzungen und den Willen, sich stets weiterzuentwickeln. Es wäre fährlässig, es unter diesen Umständen nicht mit den Profitennis zu probieren“, erklärt Trainer Stöbitsch.

Ida Wobker

Kümmern sich ­gemeinsam: Coach Dirk Stöbitsch (li.) und Barbara Rittner (re.), inzwischen sportliche Leiterin der Management-Agentur ACEIN Performance, nach dem Training mit Ida Wobker in Osnabrück.Bild: Privat

Alles begann beim TC Glandorf, als Idas drei Jahre älterer Bruder Paul ­Tennis für sich entdeckte und Klein-Ida mit zum Platz musste. Mit drei, vier Jahren hielt sie erstmals einen Tennisschläger in der Hand.  Bruder Paul wechselte dann zum 25 Kilometer entfernten Osnabrücker TC. Ida ging mit, als sie sechs Jahre alt war. Vereinstrainer Dalibor Krizanovic entdeckte schließlich ihr Talent: „Da geht einiges!“ Und tatsächlich: Ida wurde schnell zur besten deutschen Spielerin ihres Jahrgangs. 

„Als Ida mit 12 gegen Damen gewann, entwickelte sie eine gewisse Gier”

Über eine Profikarriere ihrer ­Tochter dachte die Familie erstmals nach, als Ida im Alter von zwölf Jahren etablierte Damenspielerinnen aus der Region bezwang. „Sie hatte gleich gute Ergebnisse bei den Damen und entwickelte dann auch eine gewisse Gier“, erinnert sich Mutter Tanja.

In dieser Phase klopften die ersten ­großen Akademien an: Mouratoglou und Nadal wollten sich Ida genauer anschauen. Im September 2023 verbrachten ­Mutter und Tochter eine Woche in der ­Akademie von Patrick Mouratoglou in der Nähe von Nizza. Fazit vom Star-Coach: erstklassige Aufschlägerin, viel Power, tolle Grundlagen. Und angesichts der eher geringen Trainingsumfänge hätte sie schon beachtliche Erfolge. Was darin mitschwang: Um nicht den Anschluss zu verpassen, müsste sie ihre eigenen Umfänge erhöhen – am ­besten in der Mouratoglou-Akademie. 

Die Wobkers entschieden sich ­erst mal dagegen und professionalisierten ihr Umfeld. Coach Dirk Stöbitsch ­intensivierte das Training, Sparringspartner aus dem Herrenbereich wurden akquiriert und Ida wechselte zum Ratsgymnasium nach Osnabrück. Die Neuntklässlerin kann nun Freistunden am Vormittag für kurze Einheiten nutzen, weil ihr Verein gleich um die Ecke liegt. Am Nachmittag, nach Schulschluss, wird eh immer trainiert. Jeden Montag kommt U14-Bundestrainerin Anna-Lena Herzgerodt (ehemalige Grönefeld) von Hannover nach Osnabrück, um mit Ida eine Einheit zu absolvieren. 

Ida Wobker: Vertrag bei ACEIN Performance

„Der Aufwand ist groß, aber er lohnt sich bei Ida einfach. Sie hat ein ­enormes  Potenzial“, sagt Herzgerodt. Im ­Sommer 2024 spielte die frühere Nummer 14 der Damen-Weltrangliste zusammen mit Ida für den DTV Hannover in der ­zweiten Damen-Bundesliga. Zweimal traten sie zusammen im Doppel an: „Da konnte ich ihr ein paar taktische Mittel in der Praxis vermitteln.“ Sie gewannen beide Matches und der DTV Hannover schaffte den Aufstieg. 

Anfang des Jahres gingen die Wobkers den nächsten Schritt: Sie unterschrieben bei ACEIN Performance, der Management­a­gentur, für die Barbara Rittner tätig ist. „Es erleichtert uns allen das Leben“, sagt Tanja Wobker, die sich jahrelang um alles selbst kümmern musste, was nicht direkt mit Idas Sport zu tun hatte. „Die Zusammenarbeit mit ACEIN gibt uns neue Freiheiten, natürlich auch finanziell. Ein Riesen-Vorteil ist die Expertise von Barbara Rittner. Sie hat einen so großen Erfahrungsschatz und sieht sofort, wie sich Ida noch weiter verbessern kann“, schwärmt Coach Stöbitsch. Inzwischen gehört Ida auch zum Porsche Nachwuchsteam, wodurch sie gezielt vom Deutschen Tennis Bund gefördert wird. 

Mehr Support im vertrauten Umfeld geht kaum. Für Ida ist es die perfekte Mischung. Sie mag die Abwechselung, den Input von unterschiedlichen Personen. „Sie ist noch so unbeschwert und trotzdem ­extrem ehrgeizig“, sagt Rittner. Damit könnte sie es noch sehr weit bringen.

Vita Ida Wobker

Ida Wobker

Alter: 14 (Jahrgang 2010)
Wohnort: Glandorf, Niedersachsen
Vereine: Osnabrücker TC und DTV Hannover (Punktspiele)
Deutsche U16-Rangliste: 2
Deutsche Damen-Rangliste: 46
ITF-Jugend-Weltrangliste (U18): 127
LK: 1,2
Trainer: Dirk Stöbitsch, Dalibor Krizanovic
Management: ACEIN Performance
Erfolge 2024: Viertelfinale „Les Petits As“ in Tarbes (inoffizielle U14-WM), 3 J60-Turniersiege auf der ITF-U18-Tour, Turniersieg in Lingen (DTB-Ranglistenturnier für Damen, Kategorie: A4), TNB-Hallenverbandsmeisterin (Damen), Aufstieg mit dem DTV Hannover in die erste Damen-Bundesliga, Deutsche U16-Hallenmeisterin.