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Ivan Lendl – eine Tennislegende wird 50

Er hatte nicht das Händchen eines John McEnroe, er machte nicht den Becker-Hecht, und ein Publikumsliebling wie Jimmy Connors war er schon lange nicht: Dennoch hat Ivan Lendl wie kaum ein anderer den Tennissport geprägt und jahrelang beherrscht. Mit eiserner Disziplin, harter Arbeit und unbändigem Ehrgeiz verdiente er sich Respekt und brachte es zu einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar.

Sieben Jahre nach seinem Rücktritt wurde er 2001 in die Hall of Fame der Tenniswelt aufgenommen. Längst ist er ein Unsterblicher seines Sports geworden und gilt sogar als einer der fünf größten Tennisspieler der Geschichte. Aber auch ein Unsterblicher wird älter. Am heutigen Sonntag wird der Mann, der am 7. März 1960 im tschechischen Ostrau geboren wurde, 50 Jahre alt.

„Gras ist nur was für Kühe“

Lendl, seit 1992 US-Staatsbürger, führte 270 Wochen lang, davon 157 in Folge, die Weltrangliste an. Nur Pete Sampras (286) und die aktuelle Nummer eins Roger Federer (bislang 272 Wochen) saßen länger auf dem Tennis-Thron. Lendl feierte 94 Turniersiege und ist damit hinter „Jimbo“ Connors (109) die Nummer zwei der ewigen Rangliste. Jeweils dreimal gewann Lendl die US Open und die French Open, zweimal triumphierte er bei den Australian Open. Er stand insgesamt 19-mal im Finale eines Grand-Slam-Turniers, nur in Wimbledon blieb ihm ein Erfolg versagt. „Gras ist nur was für Kühe“, sagte er mal verbittert, als er auf seine Hassliebe zum bedeutendsten Tennisturnier der Welt angesprochen wurde.

Lendl tat alles dafür, um den Traum vom Wimbledon-Sieg wahr werden zu lassen. Er ließ sich auf seinem Anwesen im US-Bundesstaat Connecticut sogar eine Kopie des legendären Rasenplatzes anlegen, doch es half alles nicht. Zweimal stand er in Wimbledon im Finale, zweimal ging er als tragische Figur vom Platz: 1986 verlor Lendl gegen Boris Becker, im Jahr darauf gegen Pat Cash.

Denkwürdiges Spiel gegen Michael Chang

Nicht nur in London schrieb Lendl Dramen ohne Happy End. 1989 unterlag er im sagenumwobenen Achtelfinale der French Open auf der roten Asche von Roland Garros dem bis dahin unbekannten Michael Chang. Der kleine Amerikaner chinesischer Abstammung konnte sich von Krämpfen geplagt kaum noch auf den Beinen halten, den Aufschlag schubste er gar von unten ins Feld des verdutzten Gegners. Lendl kam mit dieser völlig verrückten Situation überhaupt nicht mehr klar, machte Fehler auf Fehler und verlor das denkwürdige Match. Noch Jahre später sprach Chang mit leuchtenden Augen von der „langen Reise mit Ivan“.

Nach dem Karriereende ist es ruhig geworden um Lendl. Er spielte keine Show-Matches und gab auch nicht den TV-Experten wie viele der Kollegen. Dafür versuchte er, sich auf dem Golfplatz einen Namen zu machen, doch dort stieß er an Grenzen. Mit Fleiß allein verbessert man halt sein Handicap nicht entscheidend.

Alle Tennisschläger gespendet

Das Rampenlicht meidet Lendl, der einst als erster Tennisspieler die Preisgeld-Schallmauer von 20 Millionen Dollar knackte. Nur den US Open in New York stattete er einen Besuch ab und stellte sich dort für einen Schnappschuss für die Ahnengalerie zur Verfügung. Beim Anblick des Fotos mit allen noch lebenden US-Open-Gewinnern fragt man sich, wer denn der gemütliche ältere Herr mit leicht gequält wirkendem Lächeln ist, der da links außen steht. Hat der nicht eine große Ähnlichkeit mit Ivan Lendl? Richtig: Nur das einst hagere Gesicht des Asketen, der zu seiner Glanzzeit täglich bis zu zehn Stunden auf dem Tennisplatz stand, ist runder geworden, der Körper fülliger. Kein Wunder, besitzt er doch keinen einzigen Tennisschläger mehr. „Ich habe alle gespendet“, sagte Lendl einst.

Er spiele nur noch ein oder zwei Mal im Jahr für einen guten Zweck, und dann leihe er sich ein Racket aus. Wegen Rückenproblemen könne er ohnehin nicht mehr so gut spielen wie früher. Heute kümmere er sich vor allem um seine große Familie und fahre mit den ebenfalls Tennis spielenden Töchtern von Turnier zu Turnier, sagte er in einem seiner wenigen Interviews dem Magazin Stern. Lendl lebt mit Ehefrau Samantha und den fünf Töchtern seit vielen Jahren in den USA. Mit dem früheren Erzrivalen John McEnroe versteht er sich übrigens immer noch nicht besonders gut. „Wir sagen hallo, das war’s. Freunde werden wir wohl nicht mehr“, sagte Lendl nach einem Treffen bei den US Open.

Die Herzen der Fans, die ihn zu Beginn seiner Erfolgsgeschichte teilweise sogar ausbuhten, eroberte er sehr viel später. Erst, als im Herbst seiner Karriere die einst so gefürchtete Vorhand immer öfter ins Aus segelte, sich die Niederlagen häuften und „Ivan I.“ seinen Schrecken verloren hatte, gab es Beifall von den Rängen und Lob von den Kritikern. Er verlor die Matches, dafür sammelte er plötzlich Sympathiepunkte. Da hatte die lange Reise auch für Ivan Lendl ein Happy End.

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