Sieg im Einzel, Niederlage im Doppel: Jan-Lennard Struff

Jan-Lennard Struff hat bei den BMW Open seinen ersten ATP-Titel gewonnen.Bild: IMAGO/Philippe Ruiz/SID/IMAGO/Philippe Ruiz

Struffs steiniger Weg zu seinem ersten ATP-Titel

Beim 218. Anlauf war es endlich so weit: Jan-Lennard Struff gewinnt bei den BMW Open erstmals ein Turnier auf der ATP-Tour. Der Warsteiner zeigt damit einmal mehr, dass es sich lohnt zu kämpfen. tennis MAGAZIN blickt auf den Weg und die Meilensteine des 33-Jährigen zurück.

Die Anfänge von Jan-Lennard Struff

Die Grundlage für einen erfolgreichen Tennisspieler lag bei Jan-Lennard Struff in der Familie. Schließlich sind sowohl seine Mutter als auch sein Vater Tennistrainer. Wie der Warsteiner in einem Interview mit tennis MAGAZIN verriet, war er „schon als Kind komplett tennisverrückt“. Seine Mutter sammelte ihn jeden Tag nach der Schule ein, damit er schnellstmöglich zum Training in das 30 Kilometer entfernte Landesleistungszentrum kam. Abends wurde er von seinem Vater abgeholt, teilweise erst um halb zehn. „Meine Eltern unterstützten mich bedingungslos“, erzählte Struff.

Trotz des harten Trainings gehörte er nicht zu den besten Nachwuchsspielern in Deutschland. Allerdings gab er den Traum von der Profikarriere nicht auf, was belohnt wurde. Im Alter von 19 Jahren trat er in der Qualifikation für den Rasenklassiker in Halle an.

Struff seit 2009 auf der Profi-Tour

Knapp 15 Jahre ist dieses Ereignis nun her. Ein Sieg in der ersten Quali-Runde blieb ihm damals jedoch verwehrt. Fast vier Jahre und ganze 18 Versuche später, spielte der Deutsche als Lucky Loser erstmals im Hauptfeld eines ATP-Turniers – dem 500er-Event in Barcelona. Dort unterlag er Albert Ramos-Vinolas mit 4:6, 6:7.

Rund zwei Monate später, im Juni 2013, folgte der erste Match-Gewinn in einem Hauptfeld, jedoch nicht bei einem regulären ATP-Turnier, sondern in Wimbledon. Dort setzte sich der gebürtige Warsteiner als Qualifikant glatt in drei Sätzen gegen Blaz Kavcic aus Slowenien durch. In Runde zwei musste er sich dann geschlagen geben. Für den 33-Jährigen war es bereits die zweite Grand Slam-Teilnahme nach den French Open, wo er sich ebenfalls erfolgreich durch die Qualifikation spielte.

ITF- und Challenger-Turniere als Grundlage

Während seiner Anfänge auf der ATP-Tour bewies Struff auf der Future-Tour, dass er gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Profikarriere hat. So gewann er im Juni 2010 erstmals ein Turnier der ITF-Serie und ließ bis 2012 fünf weitere Titel folgen. Schon damals war auffällig, dass sich der Warsteiner auf Sand, wo er fünf seiner sechs ITF-Erfolge feierte, besonders wohl fühlt. Neben der Future-Tour spielte er auch die Challenger-Tour, auf der er 2014 den ersten von sechs Triumphen holte.

Die besten Ergebnisse in den Turnierkategorien

Wie bereits erwähnt, spielte Struff 2013 sein erstes Grand Slam-Turnier. Mittlerweile steht er bei 37 Teilnahmen. Sein bestes Ergebnis war das Achtelfinale bei den French Open 2019 und 2021. Während er in Wimbledon und bei den US Open nicht über die dritte Runde hinauskam, reichte es bei den Australian Open sogar nur für Runde zwei.

Bei einem Masters-Turnier debütierte der 33-Jährige 2015 in Indian Wells. Nach bisher 46 Teilnahmen war sein größter Erfolg das Finale bei den Mutua Madrid Open 2023. Vor genau einem Jahr unterlag er hier im Endspiel Carlos Alcaraz mit 4:6, 6:3 und 3:6. Umso bemerkenswerter ist dieser Erfolg, weil Struff als Lucky Loser ins Hauptfeld kam. Darüber hinaus erreichte er zweimal das Viertelfinale, 2018 in Cincinatti und 2023 in Monte Carlo.

Während der Warsteiner bei ATP-Turnieren der 500er-Kategorie das Viertelfinale noch nicht überwinden konnte, schaffte er es bei 250ern schon dreimal in ein Endspiel. Nachdem er sowohl 2021 in München als auch in Stuttgart 2023 das Nachsehen hatte, sicherte er sich bei den BMW Open 2024 erstmals den Titel.

 

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Ohne Satzverlust zum 1. Titel

Wenn man sich die gegnerischen Namen von Jan-Lennard Struff in München anschaut, wird deutlich, wie stark dieser Sieg war. In seiner Auftaktpartie schlug er Botic van de Zandschulp, der bei den letzten beiden Ausgaben der BMW Open im Finale stand. Auch Felix Auger-Aliassime war für den 33-Jährigen kein Hindernis, obwohl das Match über zwei Tagen ausgetragen wurde. Das Highlight setzte Struff mit einem 6:2, 6:0 Erfolg gegen Holger Rune, bevor er im Finale Taylor Fritz besiegte. Im gesamten Turnierverlauf gab er keinen einzigen Satz ab.

Struffs Aufstieg in der Weltrangliste

Zum ersten Mal war der Name Jan-Lennard Struff am 06.07.2009 im Ranking der ATP zu lesen – auf Platz 1828. Der Sprung unter die besten 1000 gelang ihm rund anderthalb Monate später. Es folgte ein kontinuierlicher Aufstieg. Die 500er-Marke knackte er im Juli 2010, die 250er-Marke im Juni 2011 und in den Top-100 stand er dann im August 2013. Seine höchste Position in der Weltrangliste war Platz 21 am 19. Juni 2023, nachdem er das Endspiel bei den Boss Open in Stuttgart erreichte.

Mit Blick auf die Platzierungen sind nur vereinzelt Rückschlage zu erkennen. Diese sind unter anderem auf die Verletzungen des 33-Jährigen zurückzuführen. In den letzten beiden Jahren laborierte er beispielsweise an einem gebrochenen Zeh und an einer Hüftverletzung.

Struffs Weltranglistenpositionen in der Übersicht

JahrBeste PlatzierungPosition am Jahresende
2009702702
2010356359
2011229239
2012167168
201395107
20144659
201554107
20166363
20174453
20184957
20193335
20202936
20213751
202250150
20232125

Struffs aktuelle Ranking-Situation

Da die deutsche Nummer zwei im vergangenen Jahr in München bereits an seiner Auftakthürde scheiterte, wurden durch den Erfolg bei den BMW Open fast die kompletten 250 Punkte in der Weltrangliste addiert. Damit steht er nun auf Rang 24, womit er nur noch drei Positionen hinter seiner Bestmarke steht.

Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass er diese in den nächsten Wochen einstellt, weil er beim Masters-Turnier in Madrid 600 Punkte aus dem Vorjahres-Finale verteidigen muss. Sollte er früh ausscheiden könnte er bis auf Platz 45 der Welt zurückfallen.

In Bezug auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele war der Titel in München ein großer Schritt, da die Top-56 qualifiziert sind. Aktuell belegt er hier Platz 45. Für Struff wäre eine erneute Olympia-Teilnahme „ein Traum“. Nachdem in Rio und in Tokio auf Hartplatz gespielt wurde, finden die kommenden Sommerspiele in Paris auf Sand statt. Auf dem roten Untergrund fühlt sich der 33-Jährige am wohlsten, wodurch auch seine Chancen auf ein erfolgreiches Turnier steigen.