Dopingfall Jannik Sinner: Was wir bislang zu dem Fall wissen
Der Dopingfall Jannik Sinner mischt die Tennisszene auf. tennis MAGAZIN beantwortet die wichtigsten Fragen zu einem bemerkenswerten Vorgang.
Die Nachricht erschütterte gestern die Tennisszene: Jannik Sinner, aktuelle Nummer eins der Herren-Weltrangliste, hatte im März 2024 bei Turnier in Indian Wells zwei positive Dopingtests. Doch damit nicht genug: Sinner wurde weder länger suspendiert, noch erhielt eine größere Strafe – bis auf die aberkannten 400 Weltranglistenpunkte und das Preisgeld über 300.000 Dollar, das er zurückzahlen muss.
Es sei ihm nichts vorzuwerfen, hieß es in einem Statement der International Tennis Ingerity Agency (ITIA). Ein Freispruch auf ganzer Linie, weil die bei den positiven Dopingtests festgestellte unerlaubte Substanz unwissentlich in Sinners Körper gelangt sei – durch die Hände seines Physiotherapeuten. Inzwischen hat die WADA (Welt-Doping-Agentur) Einspruch gegen das Urteil eingelegt. Das Fall wird nun vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS neu verhandelt.
Der Dopingfall Jannik Sinner wirft nun eine Menge Fragen auf. tennis MAGAZIN beantwortet diese und hält sich dabei vor allem an die offizielle Urteilsbegründung der ITIA sowie an öffentliche Statements und Einschätzungen von Experten.
Wann wurde Jannik Sinner positiv getestet?
Die Tests wurden am 10. und 18. März 2024 beim Turnier in Indian Wells durchgeführt. In beiden Fällen wurde in Sinners Urinproben das verbotene Steroid Clostebol gefunden. Die erste Probe wies einen Wert von 76pg (Pikogramm) pro Milliliter auf. Die zweite wurde mit 86pg pro Milliliter gemessen. Ein Pikogramm entspricht dem Billionstel eines Gramms.
Die Ergebnisse der Tests erhielt Sinner jeweils knapp einen Monat später. Damit einhergingen jeweils „vorläufige Spielsperren“: Das erste Mal vom 4. bis 5. April 2024, also vier Tage nachdem Sinner das Masters-Turnier in Miami gewonnen hatte. Ein zweites Mal war Sinner vom 17. bis 20. April 2024 gesperrt.
Die erste Kurz-Suspendierung war vor dem Masters-Turnier in Monte Carlo, bei dem Sinner im Halbfinale gegen Stefanos Tsitsipas verlor. Die zweite Mini-Sperre erfolgte unmittelbar vor dem Masters-Turnier in Madrid, wo es – zumindest im Nachhinein – zu bizarren Szenen gekommen ist: Er nahm an der Auslosung teil und sprach vor dem Turnier mit der Presse, während er suspendiert war, und die Sperre wurde während des Turniers rechtzeitig aufgehoben, damit er spielen konnte. Zum Viertelfinale gegen Felix Auger-Aliassime trat er wegen Hüftproblemen nicht mehr an.
Warum waren die Suspendierungen von Sinner so kurz?
Weil er gegen die vorläufigen Spielsperren juristisch vorgegangen ist und mit seinen Klagen erfolgreich war. Folgender Grundsatz der ITIA ist dabei wichtig: „Wenn ein Spieler erfolgreich gegen eine vorläufige Sperre Berufung einlegt, bleibt diese anonym.“ Damit nutzte Sinners Team eine Hintertür in den Anti-Doping-Regeln im Tennis. Denn eigentlich – so wurde es zumindest 2016 offiziell vereinbart – sollen Sperren nach positiven Dopingtests öffentlich gemacht werden. Das Ziel der ITIA: mehr Transparenz in den Anti-Doping-Kampf zu bringen. Zehn Tage, nachdem die vorläufige Suspendierung in Folge eines positiven Dopingtests angelaufen ist, wird sie von den ITIA öffentlich gemacht.
Warum nun Sinner mit seinen Berufungsklagen gegen die Suspendierungen Erfolg hatte, erklärte Richard Ings dem italienischen Tennis-Portal Ubitennis. Ings, der von 2001 bis 2005 Leiter des Anti-Doping-Programms der ATP und von 2005 bis 2010 CEO das australischen Anti Doping-Behörde war, gilt als anerkannter Experte auf dem Gebiet „Doping im Tennis.“ Seiner Meinung nach wurden die Regeln „genau eingehalten.“ Sinners Anwälte hätten jeweils noch am Tag der Suspendierung „einen Antrag auf dringende Aufhebung“ gestellt – mit der Begründung, ihr Klient hätte „kein Verschulden“ an den positiven Dopingtests. Ings: „Eine beschleunigte Anhörung in solchen Fällen ist ein Bestandteil des Regelwerks.“ Ein unabhängiges Gericht, das von Sport Resolutions, einer privaten Firma, die häufig Dopingfälle überwacht, eingesetzt wurde, stimmte der Aufhebung beider Suspendierungen zu.
Im Fall von Simona Halep lief das 2022/2023 anders: Sie hatte keinen Erfolg mit ihren Klagen gegen eine vorläufige Suspendierung. Deswegen wurde ihr Dopingfall bekannt, bevor es ein finales Urteil eines unabhängigen Gerichts gab.
Welche verbotene Substanz wurde bei Sinner gefunden?
Es wurde das anabole Steroid Clostebol gefunden, das auf der schwarzen Liste der weltweiten Anti-Doping-Agentur steht und in die Kategorie der verbotenen anabolen Wirkstoffe fällt. Es ist eine dem Testosteron ähnliche Substanz, die für ihre leistungssteigernden Effekte bekannt ist. Clostebol steht seit mindestens 30 Jahren im Mittelpunkt zahlreicher Dopingfälle. Insbesondere stimuliert die Substanz die Proteinsynthese, fördert also die Zunahme von Muskelmasse und kann dazu beitragen, die Erholungszeit der Muskeln nach einer intensiven Trainingseinheit zu verkürzen.
Clostebol war eine der Schlüsselsubstanzen, die in der DDR im Skandal des „Staatsdopings“ verwendet wurden. Die Athleten waren jahrelang dazu gezwungen, einen Mix aus Substanzen, darunter dieses Steroid, einzunehmen. Von „Wunderspritzen“ war damals die Rede. Viele von ihnen, insbesondere Frauen, erlitten schwere Nebenwirkungen aufgrund der langfristigen Einnahme des Steroids. Die ARD-Doku „Tod für Olympia – Der Fall Birgit Dressel“ beleuchtet dieses traurige Kapitel der deutschen Sportgeschichte auf eindrückliche Weise.
Für den Fall Sinner ist es wichtig zu wissen, dass der Wirkstoff Clostebol in verschiedenen therapeutischen Cremes und Sprays enthalten ist, die in einigen Ländern rezeptfrei erhältlich sind – zum Beispiel in Italien. In Deutschland dagegen sind Sprays und Salben mit Clostebol gar nicht erst zugelassen. In Italien wurden allein zwischen 2019 und 2023 insgesamt 38 Athletinnen und Athleten positiv auf Clostebol getestet, berichtete der auf Dopingthemen spezialisierte Journalist Edmund Willison in seinem Newsletter „Honest Sport“ bereist im Mai 2024. Unter ihnen waren auch Tennisspieler wie die Nachwuchsathleten Matilde Paoletti und Mariano Tammaro. Auch in ihren Fällen waren angeblich unbeabsichtigte Kontaminationen der Auslöser für die positiven Dopingbefunde.
Mariano Tammaro wurde im Oktober 2021 bei einem kleinen Turnier in Neapel positiv auf Clostebol getestet, nachdem er ein Wundspray – anders als bei Sinner – zur Behandlung einer eigenen Verletzung verwendet hatte. Das Spray enthielt Clostebol. Dafür wurde er für zwei Jahre gesperrt. Tammaro zog vor den Sportgerichtshof CAS, der die Sperre im März 2023 auf 15 Monate verkürzte.
Auch Marco Bortolotti wurde im November 2023 positiv auf Clostebol getestet. Der Fall des italienischen Doppel-Spezialisten ähnelt dem von Jannik Sinner stark. Denn Bortolotti gab wie Sinner an, dass das Clostebol durch eine Handverletzung eines Physiotherapeuten in seinen Körper gelangt sei. Die Wundbehandlung mit einem Clostebol-haltigen Mittel und einem anschließenden direkten Kontakt soll den positiven Test verursacht haben. Bortolotti durfte wie Sinner weiterspielen. Im Februar 2024 folgte dann sein offizieller Freispruch.
Wie gelangte nun das Clostebol in den Körper von Sinner?
Die ITIA-Untersuchung ergab, dass Sinners Athletiktrainer Umberto Ferrara ein rezeptfreies Heilspray mit Clostebol nach Indian Wells mitbrachte. Ferrara hatte das Spray, das unter dem Markennamen „Trofodermin“ vertrieben wird, im Februar 2024 in Bologna gekauft. Dem unabhängigen Gericht liegt die Quittung für den Kauf dieses Sprays vor.
Nun kommt Giacomo Naldi ins Spiel, der Physiotherapeut von Sinner, der ebenfalls in Indian Wells war. Er schnitt sich am 3. März 2024 beim Griff in seinen Kulturbeutel mit einem Skalpell in den kleinen Finger seiner linken Hand. Das Skalpell hat Naldi eigenen Angaben zufolge stets dabei, um damit die Schwielen an den Füßen von Sinner während zu behandeln. Nach dem Schnitt verband Naldi zunächst seine Wunde für zwei Tage.
Indian Wells 2024
Giacomo Naldi and the bandaged finger on which the drug containing clobestol was applied.
It is what it is, a series of unfortunate event. pic.twitter.com/xYYnBs8g0p
— Janniksin_Updates (@JannikSinner_Up) August 20, 2024
Im Netz tauchte nun ein Foto auf, das ihn während des Turniers in Indian Wells auf der Tribüne sitzend zeigt. Darauf ist zu erkennen, dass er einen verbundenen kleinen Finger hat. Als Sinner übrigens den Verband bei seinem Physiotherapeuten sieht, fragt er ihn, ob ein Mittel zur Versorgung der Wunde nutzen würde. Die Antwort von Naldi lautete: „Nein.“
Auf Anraten von Athletiktrainer Ferrara benutzte Naldi aber zwei Tage später das „Trofodermin“-Spray, um die Schnittwunde doch zu behandeln. Wie in der vollständigen Entscheidung des Gerichts nachzulesen ist, befand sich das Spray nicht mehr in seiner Originalverpackung und Naldi „überprüfte weder den Inhalt des Sprays noch sah er, dass auf dem Etikett des Behälters ‚Clostebol‘ stand“. Naldi sprühte nun täglich seine Wunde ein und führte zwischen dem 5. und 13. März Massagen und Behandlungen an Sinner durch.
In der Erklärung des Teams von Sinner heißt es: „Der Physiotherapeut hat Jannik behandelt, und seine mangelnde Sorgfalt in Verbindung mit verschiedenen offenen Wunden an Janniks Körper hat die Kontamination verursacht.“ Diese offenen Wunden insbesondere am Rücken und den Füßen von Sinner sind auf eine „Psoriasiforme Dermatitis“ zurückzuführen. Dabei handelt es sich um eine an Schuppenflechte ähnelnde Hautkrankheit, die mit großem Juckreiz insbesondere an Füßen und Rücken bei Sinner auftritt. Durch die zum Teil aufgekratzten Stellen soll die verbotene Substanz in seinen Körper gelangt sein.
Naldi, der Physiotherapeut, nutzte bei seinen Behandlungen keine Handschuhe. Und ob er sich nach der Verwendung des „Trofodermin“-Spray die Hände wusch, bevor er Sinner durchmassierte, wisse er nicht mehr. Die ITIA spricht deswegen in ihrem Freispruch von einer „unwissentlichen transdermalen Kontamination“.
Wie kam es nun zu Sinners Freispruch in dem Dopingfall?
In der von der ITIA veröffentlichten vollständigen Entscheidung äußerte sich Professor David Cowan, ein wissenschaftlicher Experte, der mit der Überprüfung von Sinners Erklärung beauftragt wurde, zu den in Sinners Proben gefundenen Mengen an Clostebol. Cowan sagt: „Selbst wenn die Verabreichung absichtlich erfolgt wäre, hätten die geringen Mengen, die gefunden wurden, keine relevante Doping- oder leistungssteigernde Wirkung auf den Spieler gehabt.“
Zudem wird aus einer italienischen Studie von 2020 zitiert, die in Zusammenarbeit mit dem italienischen Anti-Doping-Labor angefertigt wurde. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich Clostebol über Hautkontakt überträgt. Untersucht wurde konkret das Mittel „Trofodermin“, also das Wundspray von Sinners Physiotherapeuten. Die Studie wies nach, dass sich das Mittel auch durch Hautkontakt wie Händeschütteln oder physiotherapeutische Anwendungen übertragen kann und bei der zweiten Person zu einem positiven Doping-Befund führt. Dies würde die Kontaminations-Hypothese von Sinner stützen. Auch die anderen Experten, die in dem Fall involviert waren, sehen „keine Schuld oder Fahrlässigkeit“ bei Jannik Sinner. Entsprechend kam es zum Freispruch nach einer abschließenden Anhörung am 15. August aus.
Jamie Singer, ein Anwalt von Sinner, bezeichnete seinen Klienten in einem abschließenden Statement als den jüngsten Athleten, der den Fehlern seines Teams zum Opfer gefallen ist, und sagte, dass die ITIA seine Unschuldsbehauptung bezüglich der absichtlichen Einnahme einer verbotenen Substanz nicht in Frage gestellt hat.
Warum verliert Sinner trotz Freispruchs Weltranglistenpunkte und Preisgeld?
Die in Indian Wells 2024 erspielten Weltranglistenpunkte (400) und das Preisgeld (300.000 Dollar) darf Sinner nicht behalten. In seinem aktuellen ATP-Profil sind sie bereits gelöscht. Dass Sinner die Punkte und das Preisgeld von Indian Wells verliert, ist so in den ITIA-Regeln festgelegt. „Er verliert automatisch Punkte und Preisgelder bei dem Turnier, bei dem er positiv getestet wurde. Das ist auch dann vorgeschrieben, wenn der positive Befund absolut unverschuldet ist, das ist also alles regelkonform“, erklärt Experte Richard Ings.
Profitierte Sinner von einem „Promi-Bonus“?
Dazu muss man wissen, dass die Urteilsfindung der ITIA größtenteils mit anonymisierten Daten und Fakten abläuft. Heißt: Die unabhängigen Experten, meist hoch dekorierte Wissenschaftler in ihrem jeweiligen Fachbereich, wissen in der Regel nicht, wessen Probe sie untersuchen oder wessen Argumentation gegen eine Strafe sie prüfen. Dennoch ist es für einen Spieler wie Jannik Sinner etwas „einfacher“, sich gegen eine drohende Spielsperre zur Wehr zu setzen, weil er über die nötigen Ressourcen verfügt.
Konkret heiß das: Sinner hat gute Anwälte und vor allem das Geld, diese zu bezahlen. Experte Richard Ings schätzt, dass sich bei Sinner schon jetzt mehr als eine halbe Million Dollar Anwaltskosten angesammelt haben. Bei solchen Summen wird klar: Das kann sich längst nicht jeder Tennisprofi leisten und führt auch im Anti-Doping-Kampf zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Wie fielen die Reaktionen auf den Freispruch aus?
In Summe äußerte sich eine Vielzahl von Profis und Experten eher wohlwollend zur Person Jannik Sinner, auch wenn der unvermeidliche Nick Kyrgios in den sozialen Netzwerken sogleich lospolterte: „Lächerlich – egal, ob absichtlich oder unabsichtlich. Du wirst zweimal auf eine (steroide) Substanz getestet, also solltest du für zwei Jahre von der Bildfläche verschwinden.“
Die substanziellere Kritik richtete sich eher gegen die Arbeitsweisen der ITIA. Der britische Profi Liam Broady etwa schrieb auf X: „Egal, ob er gedopt hat oder nicht. Viele Spieler müssen Monate oder sogar Jahre warten, bis ihre Unschuld bewiesen wird. Kein gutes Bild in diesem Fall. Das kann nicht richtig sein.“
Unmut löste die Vorgehensweise im Fall Sinner auch bei den eher unbekannten Profispielerinnen Tara Moore und Cagla Büyükakcay aus. Beide waren in der Vergangenheit zu Unrecht wegen positiver Dopingtests für längere Zeit gesperrt. Bei der Britin Moore waren es insgesamt 19 Monate, bevor sie ihre Unschuld beweisen konnte. Insgesamt 200.000 Euro kostete sie der Weg dorthin. „Anscheinend ist nur das Image der Topspieler wichtig. Anscheinend sieht das unabhängige Tribunal nur die Erklärung der Topspieler als fundiert und richtig an. Mir schenkten sie keinen Glauben “, schrieb sie auf X. Dass bei Sinners und anderen Fällen die gleiche Rechtsgrundlage verwendet worden sein soll, glaubt sie nicht. Sie sei zwar glücklich, dass der Fall des Südtirolers so schnell abgeschlossen werden konnte, plädiere aber dafür, dass dies auch bei anderen Betroffenen der Fall sein müsse.
Auch die Türkin Cagla Büyükakcay musste eine achtmonatige Strafe absitzen, bevor sie jegliche Schuld von sich weisen konnte: „Es ist extrem unfair, wenn der Fall eines anderen unter den gleichen Regeln anders behandelt wird als der eigene. Den Job, das Ansehen, das Ranking und die mentale Gesundheit wegen so etwas zu verlieren ist das Zermürbendste, was einem Sportler passieren kann.“
Novak Djokovic äußerte schließlich vor den US Open sein Verständnis für jene Profis, die die ungleiche Behandlung angeprangert hatten. „Ich verstehe ihren Frust, weil es einen Mangel an Konsistenz gibt. Wir sehen einen Mangel an standardisierten und klaren Protokollen. Bei ihnen gab es nicht das gleiche Ergebnis. Und jetzt ist die Frage, liegt es an den finanziellen Mitteln, ob ein Spieler es sich leisten kann, eine beträchtliche Menge an Geld für eine Anwaltsfirma zu zahlen, die ihn oder sie in dem Fall vertreten kann“, führte Djokovic aus.
Seine abschließende Forderung: „Wir müssen das System untersuchen und verstehen, wie wir alles standardisieren können, damit jeder Spieler, unabhängig von seinem Rang, Status oder Profil, die gleiche Behandlung erfährt. Es muss eine Veränderung geben, das ist offensichtlich.“
Und was sagt eigentlich Jannik Sinner selbst zu seinem Dopingfall?
Am Media Day vor Beginn der US Open wurde die Pressekonferenz von Sinner natürlich mit großer Spannung erwartet. Sinner ließ die Weltpresse aber erst einmal warten und kam 18 Minuten zu spät. Dann gab er eine eher allgemein gehaltene Erklärung ab: „In meinem Kopf weiß ich, dass ich nichts falsch gemacht habe. Ich wusste, dass ich in dem Fall unschuldig bin. Einige Monate musste ich schon spielen mit diesem Gedanken in meinem Kopf, aber ich habe mich selbst daran erinnert, dass ich nichts falsch gemacht habe. Ich respektiere stets die Anti-Doping-Regeln, und ich werde sie immer respektieren.“ Danach wollte ein US Open-Verantwortlicher keine weiteren Fragen zum Thema zulassen, aber dagegen wehrten sich die Journalisten.
Sinner musste sich also weiteren Fragen stellen und beantwortete diese höflich und bedacht. Zur fehlenden Transparenz und zur Ungleichbehandlung gegenüber ähnlich gelagerten Fällen verteidigte er sich: „Wir wussten, wo die Substanz herkam, und wir haben es ihnen sofort erklärt. Sie haben mir und uns geglaubt, deshalb konnte ich spielen.“ Jeder, der positiv getestet werde, durchlaufe denselben Prozess, betonte Sinner: „Es gibt keine Abkürzung, keine unterschiedliche Behandlung.“ Aber er sei jetzt „einfach glücklich“, dass nun „alles raus ist“ und sprach von einer „Erleichterung“.
Nach zehn Minuten war die Pressekonferenz vorbei. Am Ende bestätigte er noch Gerüchte, dass er sich von Athletiktrainer Umberto Ferrara und Physiotherapeut Giacomo Naldi getrennt habe. „Wegen der Fehler spüre ich nicht das Vertrauen, um mit ihnen weiterzumachen“, sagte er.