John McEnroe: Direkt Match-Tiebreak statt fünfter Satz
In der London Times spricht sich Tennislegende John McEnroe für eine spektakuläre Regeländerung aus, die die Matchlänge von Fünf-Satz-Partien stark verkürzen würde.
Mit seinen 65 Jahren ist John McEnroe noch erstaunlich offen für neue Regeln im Tennis, die die zunehmende Spieldauer insbesondere bei Grand Slam-Turnieren mit ihrem Best-of-Five-Format bei den Herren beschränken würde. Wie McEnroe nun der London Times mitteilte, fände er es gut, wenn alle vier Majors statt eines regulären fünften Durchgangs direkt einen Match-Tiebreak bis zehn einführen würden.
„Ich würde diesen Mittelweg vorschlagen“, sagte McEnroe. „Das ist ein Kompromiss, mit dem ich beginnen würde, im Gegensatz zu einem Best-of-Three-Modus.“ McEnroe würde also beim Best-of-Five-Format bleiben, aber der Entscheidungsdurchgang hätte in seinem Vorschlag in der Regel eine wesentlich kürzere Dauer.
Warum McEnroe das überhaupt vorschlägt? Er nimmt eine zunehmende durchschnittliche Spieldauer wahr, die auf die verbesserte Körperlichkeit der Spieler und die langsameren Beläge zurückzuführen ist. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Wettbewerben bei den Grand Slam-Turnieren (neben Einzel noch Doppel, Mixed, Rollstuhlfahrer, Junioren, Legends), die die Organisatoren vor eine Herausforderung stellen. Insbesondere in den letzten Jahren gab es auch deswegen immer wieder extrem späte „Late-Night-Finishs“ einzelner Matches.
McEnroe: „Dieser Zeitplan ist furchtbar, ein Witz“
Jüngstes Beispiel: In Paris duellierten sich Novak Djokovic und Lorenzo Mussetti bis drei Uhr morgens, was bei McEnroe ein Sturm der Entrüstung auslöste. „Dieser Zeitplan ist furchtbar, ein Witz“, wetterte der US-Amerikaner in einem Eurosport-Talk. Weil sich Djokovic im nächsten Match gegen Francisco Cerúndolo eine Knieverletzung zuzog und deswegen nicht mehr zum Viertelfinale antrat, schlussfolgerte McEnroe: „Wenn die Verletzung von Novak die Organisatoren nicht zum Umdenken bewegt, was dann? Der beste Spieler aller Zeiten verletzt sich – und das Spiel gegen Musetti bis drei Uhr hat dabei eine Rolle gespielt. Es kann mir keiner erzählen, dass das keinen Einfluss auf seinen Körper, auf sein ganzes System hat.“
Ein anderer Vorschlag, der häufig in der Tennis-Bubble geäußert wird, ist die Einführung des Best-of-Three-Formats in den ersten drei Runden von Grand Slam-Turnieren, bevor ab dem Achtelfinale auf das Best-of-Five-Format umgestellt wird. Dies könnte auch bei den Damen eingeführt werden, um der Kritik zu begegnen, dass für Spiele, die nicht so lange dauern wie bei den Herren, nicht das gleiche Preisgeld gezahlt werden sollte.
McEnroe betont, dass bei den US Open von 1975 bis 1978 in den ersten Runden der Herren kurzzeitig das Best-of-Three-Verfahren angewandt wurde, bevor die gesamte Auslosung auf Best-of-Five umgestellt wurde. Er will jedoch beim Best-Of-Five bleiben, dem Alleinstellungsmerkmal der Majors – allerdings in stark verkürzter Form.
In Wimbledon drohen keine Nachtmatches – wegen der Sperrstunde
In Wimbledon, dem ältesten Tennisturnier der Welt, wird seit den ersten Meisterschaften 1877 im Best-of-Five-Modus gespielt. Ursprünglich wurden Sätze erst dann gewonnen, wenn ein Spieler mindestens sechs Spiele mit einem Vorsprung von zwei Spielen gewonnen hatte, bevor der All England Club 1971 Tie-Breaks in den ersten vier Sätzen einführte.
In den letzten Jahren wurden weitere Anstrengungen unternommen, um die Länge der Matches zu verkürzen, nachdem es zu einer Reihe von Marathonspielen gekommen war. Unvergessen: Das Erstrundenmatch 2010 zwischen John Isner und Nicolas Mahut, das im fünften Satz mit 70:68 für Isner endete. 2019 wurde ein normaler Tiebreak bei 12:12 eingeführt, bevor 2022 der Match-Tiebreak bis zehn bei 6:6 eingeführt wurde.
Durch die Sperrstunde ab 23 Uhr wird es Wimbledon keine Matches geben, die bis in die frühen Morgenstunden gehen. Wenn ein Match zu dieser Zeit noch läuft, muss es unterbrochen werden und am nächsten Tag fortgesetzt werden. Dies hat allerdings schon zu Problemen auf dem Centre Court geführt, denn gelegentlich wird das dritte Spiel des Tages nicht vor 20 Uhr angesetzt.
Kein früherer Spielbeginn auf dem Wimbledon-Centre Court
Sowohl Andy Murray als auch Novak Djokovic haben sich für einen früheren Spielbeginn ausgesprochen, um die Gefahr eines Wechsels der Spielbedingungen unter einem Flutlichtdach mitten im Match zu verringern, doch McEnroe ist mit der Entscheidung des All England Club einverstanden, den Spielbeginn um 13.30 Uhr im Hauptstadion beizubehalten.
Die BBC zum Beispiel, für die McEnroe als Kommentator arbeitet, behauptet etwa, dass „die Leute Wimbledon um 20 oder 21 Uhr sehen wollen“, wenn die Einschaltquoten sowieso gut sind. „Die Leute haben sich nach einem langen, harten Arbeitstag hingesetzt und wollen vielleicht ein bisschen Tennis sehen, also ist es nicht schlecht, abends zu spielen. Man versucht, den goldenen Mittelweg zu finden. Es ist nicht immer leicht, das richtig hinzubekommen“, sagt McEnroe.
Ob nun ein direkter Match-Tiebreak statt eines kompletten fünften Satzes all diese möglichen Probleme tatsächlich beheben würde, bleibt mehr als fragwürdig.