Delray Beach Open

DELRAY BEACH, FL - FEBRUARY 16: Juan Martin Del Potro of Argentina in action defeating Denis Kudla of USA at the Delray Beach Open at Delray Beach Stadium & Tennis Center on February 16, 2016 in Delray Beach, Florida. (Photo by Peter Staples/ATP World Tour/Getty Images)

Juan Martin del Potro: Der ewige Kampf gegen sich selbst

Anfang 2010 zwickte es im rechten Handgelenk. Rechts ist seine Schlaghand, dort wirken bei Aufschlag und Vorhand extreme Kräfte. Er verpasste mehr oder weniger die komplette Saison 2010, rutschte auf Rang 485 ab. Doch „Delpo“ kam zurück, spielte sich in den folgenden Jahren zurück in die Top 5, schlug immer mal wieder einen der „Big Four“, aber den ganz großen Durchbruch schaffte er nicht. „Ich bin der Beste der Schlechteren“, hatte er einmal gesagt. Und in dieser Phase der Karriere sollte er damit Recht behalten.

Warum hat del Potro als Rechtshänder Probleme am linken Handgelenk?

Seine große Leidenszeit begann Anfang 2014. Dieses Mal schmerzte das linke Handgelenk. Warum links? Del Porto ist doch Rechtshänder. Der Grund ist seine beidhändige Rückhand, die er wie viele moderne Beidhänder quasi als Vorhand mit links spielt. Dabei ist das schwächere linke Handgelenk der dauerhaften Extrembelastung bei der Rückhand nicht gewachsen (Wer mehr dazu wissen will: Schwachstelle Handgelenk). In den letzten Jahren traten Schmerzen am sogenannten „nicht-dominanten“ Handgelenk bei vielen Profis mit beidhändiger Rückhand auf: Rafael Nadal, Novak Djokovic, Caroline Wozniacki, Laura Robson, Maria Kirilenko, Sloane Stephens und andere mussten deswegen schon Verletzungspausen einlegen. Keinen aber erwischte es so schwer wie del Potro.

Juan Martin del Potro

DREI OPs AM LINKEN HANDGELENK: 2014 (l.o.), im Januar 2015 (r.o.) und im Juni 2015 (r.u.). Dr. Richard Berger führte alle Eingriffe durch.

Wer ihm auf Twitter oder Facebook folgt, konnte mit ansehen, wie del Potros Karriere weiterlief: Es war ein stetiges Hoffen und Bangen, es noch einmal zurück nach oben zu schaffen. Die geposteten Fotos drehten sich aber im Kreis: del Potro mit verbundener Hand auf dem Krankenbett, del Potro bei der sanften Reha, del Potro bei der harten Fitnessarbeit, del Potro bei ersten Schlagübungen auf dem Platz, del Potro freudestrahlend vor einem Turnierstart – und dann fing alles wieder von vorne an. Dreimal durchlief er diesen Kreis. Was macht das mit einem Profisportler, von dem etliche Experten behaupten, er könne – wenn er mal einige Monate schmerzfrei wäre – zu den allerbesten der Welt zählen?

„Das allerschlimmste ist, dass man nie weiß, wann es wieder losgeht, wann ich wieder ein Turniermatch bestreiten kann“, vertraute del Potro jüngst der argentinischen Zeitung „La Nation“ an. „Es ist eine grausame Situation. Ohne Familie und Freunde wäre ich an ihr zerbrochen. Sie haben mich immer motiviert, es weiter zu versuchen und den Glauben nicht zu verlieren.“

Bei der Rückhand noch zaghaft und vorsichtig

Jetzt steht er also wieder auf dem Platz. Er verlegt wieder seine Vorhandrohre, er umläuft die Rückhand und setzt seine gefürchtete Vorhand-Inside-Out ein, die er wie einen Strahl an die Außenlinie des Gegners setzt. Aber wenn er einen Ball dann doch mit der Rückhand spielen muss, wird er zaghafter und vorsichtiger. Das fiel vergangene Nacht bei seinem Comeback-Match gegen Dennis Kudla deutlich auf. Sehr häufig spielte er mit der Rückhand einen einhändigen Slice, um sein linkes Handgelenk zu entlasten. 60 Minuten dauerte das Match. Danach sagte del Potro: „Ich muss versuchen, meine Rückhand zu verbessern. Aber wenn es nicht geht, spiele ich eben Slice.“

Hier die Highlights der Partie zwischen Juan Martin del Potro und Dennis Kudla in Delray Beach:

Dass er sein Comeback ausgerechnet in Delray Beach gibt, ist übrigens kein Zufall. Als er 2011 nach seiner ersten längeren Zwangspause zurückkehrte, gewann er dort, als 166. der Weltrangliste, sein erstes Turnier nach seinem Sensationserfolg bei den US Open 2009. Ein gutes Omen also? „Ergebnisse spielen keine Rolle. Es geht nicht gegen die Gegner. Es geht gegen mich, gegen meine Verletzungen. Ich will das eines Tages alles vergessen haben“, sagte del Potro vor dem Turnierstart in Delray Beach.

Der Kampf des Juan Martin del Potro ist nach lange nicht vorbei.

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