Kafelnikov_imago0000000112h

Yevgeny Kafelnikov 1996 in der Hochphase seiner Karriere Bild: IMAGO / Oliver Behrendt

Kafelnikov kritisiert Iga Swiatek: „Alles, was du tust, ist jammern!“

Beim Turnier in Cincinnati klagte Iga Swiatek erneut über den zu vollen Turnierkalender. Ex-Profi Yevgeny Kafelnikov griff sie deswegen auf der Plattform X scharf an.

Yevgeny Kafelnikov gewann 1996 die French Open (im Einzel und Doppel!), 1999 die Australian Open, schnappte sich 2000 den Olympiasieg in Sydney und war insgesamt fünf Wochen die Nummer eins der Welt. Nach seinem Karriereende 2003 galt er schnell als einer der besten russischen Tennisprofis überhaupt und war insbesondere in seiner Heimat als Tennislegende bekannt. An seinem Legendenstatus änderte sich auch dann nichts, als er halbwegs ambitioniert als Golf- und Poker-Spieler um die Welt tingelte.

Kafelnikov äußert sich gerne kontrovers auf X

Immer wieder meldet er sich via Twitter (jetzt X) zu Wort – und das durchaus kontrovers. Einmal warf er dem spanischen Profi Feliciano Lopez vor, dass dieser aufgrund seiner angeblich limitierten Fähigkeiten keinen Platz in den Top 20 verdient hätte. Er teilte auch private Themen, indem er etwa erklärte, dass er als Vater versagt hätte. Hintergrund: Seine einzige Tochter Alesya Kafelnikova, die als Model und Influencerin tätig ist, litt 2016 an einer Essstörung.

Nun hat sich Kafelnikov wieder via X gemeldet und kritisierte die Weltranglistenerste Iga Swiatek scharf. Swiatek hatte sich in Cincinnati nach ihrem Sieg gegen die russische Teenagerin Mirra Andreeva in einem On Court-Interview zum wiederholten Male kritisch über den vollen Turnierplan auf der WTA-Tour geäußert.

Swiatek: „Wir verdienen mehr Pausen”

„Ich habe mich oft dafür ausgesprochen, dass wir nicht noch mehr spielen sollten“, sagte sie gegenüber Sky Sports. Die Polin betonte, dass die große Anzahl an Turnieren die Freude am Tennis mindere und die Spielerinnen zunehmend erschöpfe. „Es ist auf Dauer ermüdend. Die meisten Spielerinnen werden das bestätigen. Besonders wenn man auf hohem Niveau spielt und oft bis zum Ende der Turniere dabei ist“, fügte sie hinzu. Mehr Ruhezeiten wären wichtig, glaubt die 23-Jährige. Die aktuelle Situation würde sich negativ auf die Spielerinnen auswirken, befürchtete sie. „Wir verdienen mehr Pausen“, erklärte Swiatek. „Vielleicht werden mich die Leute dafür hassen, dass ich das sage.“

Später in der offiziellen Pressekonferenz bekräftigte sie ihre Kritik am Turnierkalender: „Unser Turnierkalender ist irre und der wahrscheinlich härteste im Weltsport. Es fehlen die Ruhepausen. Es wird jede Saison verrückter, was beängstigend ist. Man muss einfach klug trainieren.“ Swiatek selbst versucht zunehmend, Ruhepausen in ihre Saison einzubauen. In diesem Jahr etwa pausierte sie nach der für so wie gewohnt erfolgreichen Sandplatzsaison für drei Wochen. Sie sagte ihre Teilnahme beim WTA-Rasenturnier in Berlin ab und trat ohne ein Vorbereitungsturnier auf Gras in Wimbledon an, wo sie in der dritten Runde ausschied.

Kennt Kafelnikov die Hintergründe nicht?

Kafelnikov kann die Kritik von Swiatek am Turnierkalender nicht nachvollziehen, um es vorsichtig zu formulieren. „Zwingt Dich jemand dazu zu spielen? Alles, was Du tust, ist jammern. Ich werde Dir sagen, was Du verdienst: Du solltest weniger verdienen als jetzt. Wie wäre es damit?“, schrieb der 50-Jährige auf X.

Was Kafelnikov nicht anspricht, vermutlich weil er es nicht besser weiß: Die WTA-Spielerinnen sind dazu verpflichtet, eine gewisse Anzahl von Events in Abhängigkeit vom Ranking und der jeweiligen Turnierkategorie pro Jahr zu spielen. Wenn Spielerinnen in der Rangliste hoch genug stehen, werden sie zum Beispiel automatisch für die WTA-1000er-Turniere gemeldet. Für die Turniere der 500er-Kategorie gilt seit 2024: Wenn es das Ranking zulässt, dann sind sechs Events auf diesem Level pro Saison verpflichtend – früher waren es zwei. Es ist also längst nicht so einfach, wie sich das Kafelnikov vorstellt.

Auf X wurden sofort die üblichen Gegenstimmen laut. Tenor: Kafelnikov sei halt einfach sauer, weil er in seiner gesamten Karriere viel weniger Preisgeld verdient hätte als die gerade mal 23 Jahre alte Swiatek. Kafelnikov kam insgesamt auf 23.883.797 US-Dollar, Swiatek liegt aktuell bei 31.419.512 US-Dollar. Natürlich profitiert die Polin von der zunehmenden Angleichung des Preisgelds bei Herren und Damen sowie von der allgemeinen Anhebung der Gagen im Vergleich zu den 90er-Jahren. Aber das ist noch längst kein Grund, warum Swiatek nicht auf mögliche Missstände im Damentennis öffentlich hinweisen sollte.