Kasachstan statt Saudi-Arabien: Showmatch zwischen Nadal und Djokovic
Ende 2018 wollten Rafael Nadal und Novak Djokovic ein Show-Match in Saudi-Arabien spielen, das nach massiver Kritik doch nicht stattfand. Jetzt gibt es für das Duell einen neuen Termin und einen neuen Austragungsort.
Am 22. Dezember 2018 sollte der „King Salman Tennis Cup“ in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda am Roten Meer erstmals vergeben werden. Es gab nur zwei Spieler, die für die Trophäe, benannt nach dem saudischen König Salman Ibn Abdelaziz, in Frage kamen: Novak Djokovic und Rafael Nadal. Wenige Monate zuvor wurde bekannt, dass die beiden Top-Stars ein Show-Match in Saudi-Arabien spielen werden. Für den Sieger sollte es den „King Salman Tennis Cup“ geben.
Thanks for the invitation and looking forward to playing and visiting for the first time ! https://t.co/hAKr5K4bnq
— Rafa Nadal (@RafaelNadal) October 7, 2018
Es dauerte nicht lange, bis die geplante Exhibition stark in die Kritik geriet. In den Social Media-Kanälen baten Fans der beiden Profis, die jeweils eine Million Dollar kassieren sollten, darum, das totalitäre Regime in Saudi-Arabien nicht mit ihrem Auftrtitt zu unterstützen.
Nadal und Djokovic in der Kritik
Die englische Tageszeitung The Guardian schrieb: „Nadal und Djokovic riskieren ihren guten Namen, sollten sie die Einladung wirklich annehmen. Entweder sind sie sich der Kritik nicht bewusst oder sie ignorieren die Situation absichtlich.“
Der Fall des regimekritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi heizte die Debatte zusätzlich an. Khashoggi wurde, wie sich mittlerweile herausgestellt hat, vom saudischen Geheimdienst im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet. Schließlich wurde das Match abgesagt. Offizieller Grund: eine Knieverletzung Nadals.
Jetzt wurde bekannt, dass Nadal und Djokovic das Show-Match nachholen werden – und zwar am 24. Oktober 2019. Der Spielort liegt aber nicht mehr in Saudi-Arabien. Das Duell zwischen der Nummer eins und der Nummer zwei der Weltrangliste wird in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan ausgetragen. Schauplatz ist das Eisstadion „Barys Arena“, in dem knapp 12.000 Zuschauer Platz finden. Über die Website das kasachischen Tennis-Verbandes kann man bereits Tickets für die Veranstaltung kaufen.
Ist Kasachstan als Ort für ein solches Show-Match nun besser als Saudi-Arabien? Das Auswärtige Amt schreibt auf seiner Website: „Die aktuelle Menschenrechtslage in Kasachstan ist nicht zufriedenstellend und bleibt hinter internationalen Standards und Verpflichtungen zurück.“ Und weiter: „Die Meinungs- und Medienfreiheit wird rechtlich und faktisch erheblich eingeschränkt.“
Sollen Nadal und Djokovic die neue Hauptstadt bekannter machen?
Im April 2019 trat Nursultan Nasarbajew, seit 30 Jahren Alleinherrscher des Landes, freiwillig und völlig überraschend zurück. 2020 wird es in Kasachstan Neuwahlen geben, aber Beobachter sind sich sicher, dass Nasarbajew bis dahin Sprösslinge seiner Familie entsprechend in Stellung gebracht haben wird. Menschenrechtsschützer sehen in Kasachstan ein im Kern totalitäres Regime, in dessen Mittelpunkt die Präsidentenfamilie steht und weiterhin stehen soll.
Einen Tag nach Nasarbajews Rücktritt wurde übrigens die kasachische Hauptstadt, die bisher Astana hieß, in Nur-Sultan umbenannt – dem Vornamen des langjährigen und mittlerweile 78 Jahre alten Präsidenten. Der neue Name der Hauptstadt ist noch nicht wirklich bekannt. Gut möglich also, dass der Showkampf zwischen Nadal und Djokovic dafür sorgen sollen, ihn in die Welt hinauszutragen.
Exihibtions in Kasachstan sind insbesondere für Nadal nicht Neues. Bereits im September 2014 absolvierte er zwei Showmatches (beide gegen Jo-Wilfried Tsonga) in Astana, um sich nach einer dreimonatigen Verletzungspause wieder in Form zu bringen. Drahtzieher damals war der Präsident der Kazakhstan Tennis Federation (KTF), Bulat Utemuratov, der auch heute noch im Amt ist.
Der Aufstieg Kasachstans zur Tennis-Nation
Utemuratov gilt als reichster Mann der zentralasiatischen Republik. Durch sein riesiges Firmen-Imperium zählt ihn das US-Wirtschaftsmagazin Forbes regelmäßig zu den 1000 vermögendsten Personen der Welt. Seit 2007 ist er KTF-Präsident. Sein vorrangiges Ziel: Tennis in Kasachstan zu einem Sport für jeden umzuwandeln. Bei seinem Amtsantritt gab es 60 Tennisplätze in ganz Kasachstan, mittlerweile sollen es über 250 sein. In jeder der 15 Regionen Kasachstans ließ er moderne Tenniszentren bauen.
In Almaty entstand das Tenniszentrum „Ace“ mit zehn Plätzen. Seit 2017 findet dort ein Challenger-Turnier statt. Allein diese Anlange soll fünf Millionen Dollar gekostet haben. In den letzten Jahren ist das kasachische Tennis tatsächlich auf dem Vormarsch – auch auf Profilevel. Kasachstans Davis Cup-Team etwa erreichte zuletzt immer wieder das Viertelfinale der Weltgruppe. Allerdings sind alle spielstarken kasachischen Profis „eingekauft“.
Es gehört zur Verbandspolitik von Bulat Utemuratov, vielversprechende Spieler aus Nachbarstaaten mit üppig dotierten Verträgen an die KTF zu binden. So war es bei Mikhail Kukuschkin und Andrey Golubev, die beide seit 2008 für Kasachstan antreten, ursprünglich aber aus Russland kommen. Ihre Erfolge brachte Kasachstan erstmals auf die Tennis-Weltkarte.
Neue Empörung gegen Nadal und Djokovic eher unwahrscheinlich
Bei den Damen wird Kasachstan vor allem von Yulia Putintseva vertreten, die aber auch gebürtige Russin ist und 2012 ihre Nationalität wechselte. Sesil Karantantcheva, die in Bulgarin zur Welt kam und zwischenzeitlich wegen Dopings gesperrt war, spielte von 2009 bis 2014 für Kasachstan – ihr wurden jeweils Drei-Jahres-Verträge mit der KTF angeboten. Alexander Bublik schließlich wechselte 2016 die Nation und wurde Kasache. Der talentierte 22-Jährige, in Russland zur Welt gekommen, soll dem Vernehmen nach einen Vertrag auf Lebenszeit mit der KTF haben.
In der Summe gibt es also genügend Kritikpunkte, die eigentlich gegen ein Show-Match zwischen Nadal und Djokovic in Kasachstans Hauptstadt sprechen. Ob es dieses Mal allerdings einen Sturm der Entrüstung wie beim „King Salman Tennis Cup“ in Saudi-Arabien geben wird, ist eher unwahrscheinlich. Dafür bieten die politischen Vorgänge in Kasachstan und im kasachischen Tennis-Verband wohl zu wenig Sprengkraft.The Global Destination For Modern Luxury | JmksportShops | Chaussures, sacs et vêtements | Livraison Gratuite