Kerber und Fissette: Der Grund für die Trennung
Angelique Kerbers Statement zur sofortigen Trennung von Erfolgscoach Wim Fissette so kurz vor den WTA-Finals in Singapur ließ Fans, Beobachter und Experten am Dienstag gleichermaßen verwundert zurück. tennismagazin.de kennt die wahre Ursache für das plötzliche Ende der Zusammenarbeit.
Fans, Beobachter und Experten: Kommen sah die Trennung zwischen Kerber und Fissette am Dienstag niemand. Die unterschiedlichen Perspektiven erzeugten aber einen jeweiligen Standpunkt. Einigkeit herrschte schnell bei dem Gros der Kerber-Fans. Die Trennung erzeugte Unverständnis, sie sei ein Fehler, ein schwerer noch dazu. Schließlich hatte Wim Fissette ihren Liebling von außerhalb der Top 20 nach dem verkorksten Jahr 2017 zurück in die Weltspitze geführt – mit dem Höhepunkt im Wimbledon. Der Coach genoss in der Fanbase eine hohe Anerkennung.
Alle Informationen zu den WTA-Finals
Sparringspartner Wiesler betreut Kerber in Singapur
Rittner zur Trennung von Kerber und Fissette: „Angie braucht jetzt ihre Energie“
Neutralere Beobachter wirkten auch überrascht und beschäftigten sich schnell mit der Trennungsmeldung, die Kerbers Manager, der Exprofi Aljoscha Thron, verfasst und veröffentlicht hatte. Diese sei durchaus kühl formuliert, wenn man die erfolgreiche Zeit als Maßstab betrachte, hieß es. Der Schritt sei, so der Wortlaut, trotz der erfolgreichen Zusammenarbeit aufgrund von unterschiedlicher Auffassungen bezüglich der zukünftigen Ausrichtung erforderlich geworden.
Das kommt dann doch ziemlich überraschend: @AngeliqueKerber trennt sich von ihrem Coach @wimfissette! Hier die offizielle Pressemitteilung, versendet von Kerbers Management 👇👇👇 pic.twitter.com/C3QKiQnNrI
— tennis MAGAZIN (@tennismagazin) October 16, 2018
Man bedanke sich bei Fissette für sein professionelles Engagement, das zum Erreichen der Saisonziele beigetragen hat. Besonders herzlich las sich das nicht. War etwas vorgefallen?
Kerber und Fissette: angeknackstes Vertrauensverhältnis
Bereits vor dem Thron-Statement berichtete die in Sachen Kerber eng vernetzte Journalistin Ulrike Weinrich via tennisnet.com von einem „angeknacksten Vertrauensverhältnis„, das eine Weiterarbeit bei den am Wochenende beginnenden WTA-Finals nicht mehr möglich mache. Etwas deutlicher wurde Jörg Allmeroth, dessen Analyse ebenfalls noch am Dienstag unter anderem auf der gleichen Plattform erschien.
Aus Kerbers Umfeld hieß es demnach: Das Verhältnis sei schon seit „einiger Zeit belastet gewesen“. Es hieß auch, man wisse nun, warum Fissette bei anderen Arbeitgeberinnen schnell wieder seinen Hut habe nehmen müssen. Anschließend fragten sich wieder alle Fans, Beobachter und Experten: Was bedeutet das konkret?
Zunächst wohl einmal, dass es bei so einem heiklen Thema gar nicht so einfach ist, Dinge, die man gehört hat, öffentlich auch auszuformulieren. Weil sich direkt und indirekt Beteiligte äußern, aber keiner mit seinem Namen dafür einstehen möchte – aus Angst vor einer möglichen Schlammschlacht.
Weder Kerber noch Fissette äußern sich
tennismagazin.de geht es da ähnlich. Wir sind den Andeutungen nachgegangen. Aus zuverlässiger Quelle wurde uns der Hauptgrund der Trennung erklärt. Anschließend haben wir beide Seiten damit konfrontiert, die von Kerber und Fissette. Beide wollten sich öffentlich nicht äußern oder reagierten bislang nicht auf unsere Anfrage.
Der Vorwurf, der im Raum steht: Wim Fissette soll ohne Wissen von Angelique Kerber mit anderen potenziellen Schützlingen verhandelt haben. Nochmal: Kerbers Management wollte sich dazu öffentlich nicht äußern. Fissette reagierte bisher auf eine entsprechende Anfrage nicht.
Fissette soll mit Spielerinnen verhandelt haben
Unter diesem Gesichtspunkt wirkt die Aussage aus Kerbers Umfeld – „man wisse nun, warum Fissette bei anderen Arbeitgeberinnen schnell wieder seinen Hut habe nehmen müssen“ – gleichwohl drastischer. Und wirft die Frage auf: Kam so etwas in der Vergangenheit schon einmal vor?
Nach tennismagazin.de-Informationen jedenfalls plante das Team von Kerber ursprünglich eine Verlängerung des Engagements – heißt: Der Ende des Jahres auslaufende Vertrag sollte eigentlich erneuert werden. Eine Einigung hatte man aber noch nicht erzielt. Fissette, der Kerber zurück in die Weltspitze führte, so heißt es, wollte mehr Einfluss. Und seinem Status entsprechend auch eine Anhebung der Bezüge.
Die von der Bild-Zeitung in ihrer Printausgabe am Mittwoch ins Spiel gebrachte Uneinigkeit, auf welchen Turnieren der zukünftige Fokus liegen solle, spielte demnach eine zu vernachlässigende Rolle.
Ist der Fall Kerber und Fissette so einfach?
Ist der Fall damit eindeutig und kann zu den Akten gelegt werden? Die Geschichte eines Trainers, der das Vertrauen seiner Spielerin missbraucht haben soll und nicht mehr tragbar sei, aller Erfolge zum Trotz? Nun, diesen Eindruck vermittelt das Kerber-Statement. Ein klarer Schlussstrich, unmittelbar und ohne Hintertürchen, der sehr plötzlich gezogen wurde. Schließlich hatte das Duo noch am Wochenende gemeinsam für die WTA-Finals in Polen trainiert. Das Ende kam so abrupt und plötzlich, dass sich das Management in Form von Thron genötigt gefühlt haben muss, noch vor der feststehenden Abreise nach Asien ein Statement zu verfassen.
If you never have coached on tour it is impossible for anybody to understand these matters. Nor can I even start to explain. Although @bgtennisnation wrote the best book on coaching on tour (ATP) #Ihavegotyourback I am waiting for a coach to write one on WTA tour.
— Sven Groeneveld (@sventennis) October 17, 2018
Zu einem wohl größeren Bild gehört aber auch, ein Verständnis für die Situation eines Trainers zu schaffen. Fissette machte auf den Turnieren, die wir begleitet haben, nie den Eindruck, er wolle sich in den Mittelpunkt stellen. Im Gegenteil: Im Einklang mit dem Management wurde nur ein Bruchteil der Interviews umgesetzt, die der Belgier hätte umsetzen können. Mehr als einmal verwies er schriftlich darauf, dass der Fokus nun auf dem Kennenlernen, dem Training oder dem nächsten Turnier liege. Und im Moment ihres größten Erfolges präsentierte sich Fissette öffentlich zwar stolz, aber niemals überschwänglich oder mit falschem Maß.
Es muss die Frage gestellt werden: Muss ein Familienvater, der als unterdurchschnittlicher Ex-Profi nie Millionen verdiente, zwei Wochen vor Saisonschluss nicht auch eine gewisse Planungssicherheit haben? Ist es nicht verständlich, dass er sich umhört, wenn man sich intern noch nicht auf eine Weiterarbeit einigen konnte? Der Vergleich hinkt etwas, aber: Im Fußball dürfen Spieler ein halbes Jahr vor Vertragsende offen mit anderen potentiellen Arbeitgebern verhandeln, Trainer ebenfalls. Im Tennis herrscht kaum Kenntnis darüber, wie Verträge zwischen Spieler-Trainer, Physiotherapeut-Trainer gestaltet sind, einfach, weil kaum jemand darüber spricht.
Fakt ist offenbar: Es ging bei Kerber und Fissette bei einer möglichen Vertragsverlängerung vor allem ums Geld. Was nicht verwunderlich ist. Schließlich befinden wir uns im Profisport. Und irgendwo in diesem Prozess hat es gekracht. Die Kommunikation intern lief am Ende falsch. Wenn das Vertrauen erschüttert ist, war die Entscheidung folgerichtig, wenngleich die Vorbereitung auf das letzte Saison-Highlight hätte besser sein können. Darüber sind sich alle einig: Fans, Beobachter und Experten.Air Jordan 4 Retro Off – CV9388 – White Sail – 100 – Jordan Brand quietly slipped in a new rendition of the low-top | air jordan outlet app