Kiefers Bauchmuskeln stoppen Rekordjagd
Eine Bauchmuskelverletzung bei Nicolas Kiefer hat die deutsche Rekordjagd in Halle gestoppt: Durch die Niederlagen von „Dauerbrenner“ Kiefer und Philipp Petzschner im Achtelfinale der Gerry Weber Open haben die deutschen Tennisprofis am Donnerstag die Einstellung einer 36 Jahre alten deutschen Bestmarke verpasst. Denn durch den Erfolg von Andreas Beck stehen jetzt „nur“ fünf Deutsche unter den letzten Acht.
1973 hatten beim ATP-Turnier in Berlin in Ulrich Pinner, Hans-Jürgen Pohmann, Karl Meiler, Attila Korpas, Jürgen Fassbender und Harald Elschenbroich zum bislang einzigen Mal sechs deutsche Spieler ein Viertelfinale erreicht. Immerhin wird in Halle auf jeden Fall ein Deutscher auch am Sonntag im Finale stehen.
„Probleme schon beim Aufwachen bemerkt“
Publikumsliebling und Rekordstarter Kiefer musste bei seiner 13. Teilnahme in Halle im Achtelfinale gegen Jürgen Melzer (Österreich/Nr. 7) verletzt aufgeben. Beim Stand von 1:4 ließ sich der 31-Jährige aus Hannover minutenlang am Bauch behandeln, spielte dann den Satz zu Ende, um nach dem 1:6 das Match doch vorzeitig zu beenden. „Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß, denn ich hatte mir viel vorgenommen“, sagte Kiefer: „Ich hatte die Probleme schon beim Aufwachen bemerkt. Sie bestehen seit Paris. Ich habe alles versucht, aber es ging nicht.“
Das fünfte deutsche Viertelfinal-Ticket war zuvor an Youngster Beck gegangen. Der 23-Jährige aus Ravensburg gewann sein Achtelfinale gegen den nach dem Verzicht von Roger Federer nachgerückten „lucky loser“ Lukas Lacko aus der Slowakei 7:5, 7:6 (7:5). Anschließend riss die deutsche Erfolgsserie durch die 7:5, 5:7, 2:6-Niederlage von Philipp Petzschner (Bayreuth) gegen den Qualifikanten Olivier Rochus.
Am Mittwoch hatten bereits Tommy Haas (Sarasota-USA), Philipp Kohlschreiber (Augsburg), Benjamin Becker (Orscholz) und Mischa Zverev (Hamburg) die bisherige Halle-Bestmarke von drei deutschen Teilnehmern in der Runde der letzten Acht geknackt.
Aufbauende Worte von Melzer
Nachdem ihm Kiefer vorzeitig zum Sieg gratulieren musste, konnte sich Melzer nicht recht über das Erreichen des Viertelfinales freuen. „Es tut mir leid für Nicolas. Ich hoffe, er wird rechtzeitig wieder fit für Wimbledon“, sagte der Österreicher nach der Partie mit Blick auf das Grand-Slam-Turnier (22. Juni bis 5. Juli).
Zuvor hätte das Turnier beinahe seinen in der Weltrangliste am besten notierten Spieler und Mitfavoriten auf den Titel verloren. Novak Djokovic, Nummer vier der Welt, stand gegen den Franzosen Florent Serra vor dem Aus, bewies dann aber Nerven aus Stahl und wehrte beim Stand von 3:5 im zweiten Satz fünf Matchbälle ab – um das Spiel am Ende 5:7, 7:5, 6:1 für sich zu entscheiden.
„Natürlich hätte ich auch mal gerne gegen Roger gespielt“, gestand Beck nach seinem Erfolg gegen den Nachrücker Lacko. Auch wenn ihm das verlockende erste Duell mit dem Schweizer Superstar entging, freute er sich doch riesig über seinen zweiten Viertelfinaleinzug in Folge im „deutschen Wimbledon“ und war mit seinem Auftritt rundum zufrieden: „Ich habe heute richtig gutes Rasentennis gezeigt.“
In der nächsten Runde trifft Beck nun auf die deutsche Nummer 1, seinen guten Freund Kohlschreiber. „Das wird natürlich ein schönes Erlebnis“, sagte Beck schmunzelnd, wohlwissend, dass er im Duell mit dem 24. der Weltrangliste die Außenseiterrolle einnimmt. Entsprechend lautete seine Maxime: „Ich werde auf den Platz gehen, Spaß haben und alles geben.“
Dass mindestens ein Deutscher das Finale bestreiten wird, steht bereits fest. In der oberen Hälfte des Tableaus werden nur noch die deutschen Duelle zwischen Beck und Kohlschreiber sowie zwischen Haas und Zverev ausgetragen. In der unteren Hälfte bekommt es Benjamin Becker außerdem mit Rochus zu tun.
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