Kohlschreiber bringt Deutschland in Führung
Philipp Kohlschreiber kann doch noch gewinnen. Der 26-jährige Augsburger holte beim Arag World Team Cup in Düsseldorf mit dem 6:3, 6:4 gegen den Argentinier Horacio Zeballos die 1:0-Führung für die deutsche Mannschaft heraus und bekam anschließend Unterstützung aus berufenem Munde. „Philipp hat das ganze Jahr bisher sehr gut gespielt, ich sehe ihn nicht in einer Krise“, sagte der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker als Gast im Rochusclub: „Eine Krise hat man, wenn man ein halbes Jahr lang bei jedem Turnier in der ersten Runde verliert, davon ist Philipp weit entfernt.“
Erst am Mittwoch entscheidet sich, ob Gastgeber Deutschland mit einem Sieg gegen die Argentinier die Hoffnungen auf eine erneute Finalteilnahme im Rochusclub am Leben halten kann. Ab 13.00 Uhr spielt dann der Stuttgarter Andreas Beck das zweite Einzel gegen Eduardo Schwank, danach steht wie üblich das Doppel auf dem Programm. Letzter deutscher Gruppengegner ist Titelverteidiger Serbien, die Neuauflage des letztjährigen Endspiels findet am Donnerstag und Freitag statt.
Kohlschreiber sieht sich nach dem Sieg gegen Zeballos viel besser für die kommenden Aufgaben gerüstet als noch tags zuvor für den Einsatz gegen Frankreich. „Siege machen immer mehr Spaß als Niederlagen“, sagte er mit einem deutlich entspannteren Gesichtsausdruck als nach der Pleite gegen den Franzosen Jeremy Chardy. Ein Sieg hat offenbar ausgereicht, um fast alle Probleme auf einen Schlag zu lösen. „Es geht in die richtige Richtung, aber es ist natürlich noch Luft nach oben“, sagte Kohlschreiber.
„Kohli“ lernt aus Krise
Aus dem kleinen Tief, in dem er sich nach eigener Aussage zuletzt befand, hat „Kohli“ immerhin einige wichtige Erkenntnisse mitgenommen. „Ich verhalte mich vielleicht falsch, wenn ich gut drauf bin“, sagte er: „Dann bin ich wahrscheinlich oft zu fahrlässig und denke, es geht automatisch so weiter. Aber man muss auch hart arbeiten, wenn es gut läuft, gerade dann muss man dranbleiben, um das Niveau zu halten.“
Mit Boris Becker hat er nicht persönlich gesprochen, wohl aber die aufmunternden Worte des Altmeisters vernommen. Dass er künftig öfter auf die Ratschläge von Becker hoffen darf, schloss dieser kategorisch aus. „Ich habe nicht meine Spielerkarriere beendet, um dann als Trainer und Ratgeber weiter von Woche zu Woche um die Welt zu reisen. Das wird ganz sicher nie passieren“, sagte er.
Deutschland läuft gegen den Trend
Nach Düsseldorf kommt er aber immer, und er kommt immer gerne: „Früher als Spieler und jetzt halt als Gast.“ Sehr wichtig sei das Turnier für Deutschland, zumal es im Moment so scheint, „als sei das deutsche Tennis in einem Tal der Tränen, und das ist ja auch teilweise richtig“. Dabei sei Tennis weltweit nach wie vor eine boomende Sportart, nur in Deutschland laufe es derzeit ein wenig gegen den Trend: „Das hat auch mit Politik zu tun, mit dem Deutschen Tennis Bund, mit den Strukturen. Ein schwieriges Thema.“
Becker selbst möchte sich da zurzeit nicht einbringen, er spielt lieber mal hin und wieder eine Partie Poker („Aber auch das nicht jede Woche“). Immerhin kann er dabei seine im Tennis bis zur Perfektion veredelten Fähigkeiten hervorragend nutzen: „Auch im Tennis muss man in vielen Situationen bluffen, es ist wie Poker ein höchst kompliziertes Spiel der Strategie und der Positionen.“
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