Emma Raducanu

Emma Raducanu trifft bei den US Open in der ersten Runde auf die Grand Slam-Siegerin Sofia Kenin. @Imago

Kracher bei US Open: Zwei Erstrundenduelle zwischen Grand Slam-Champions

Naomi Osaka gegen Jelena Ostapenko und Emma Raducanu gegen Sofia Kenin. Bei den US Open gibt es gleich zwei Erstrundenduelle zwischen Grand Slam-Siegerinnen. Eine Rarität ist dies aber nicht.

Es ist ein spannender Moment, auf den viele Tennisfans immer wieder hinfiebern: die Auslosung bei den Grand Slam-Turnieren. Ist die Auslosung erfolgt, kann es auch so richtig losgehen bei den Grand Slams. Inzwischen wird das sogenannte Draw von Tennisfans bis ins kleinste Teil analysiert. Wer sind die Gewinner und Verlierer der Auslosung? Welche sogenannten Popcorn-Matches gibt es bereits in den ersten Runden?

Die Auslosung der US Open 2024 ergab sogar zwei Erstrundenduelle zwischen amtierenden Grand Slam-Siegerinnen. So trifft Emma Raducanu, sensationelle US Open-Siegerin von 2021, auf Sofia Kenin, die 2020 überraschend die Australian Open gewann. Im zweiten „Blockbuster“-Duell stehen sich die viermalige Grand Slam-Siegerin und ehemalige Nummer eins der Welt, Naomi Osaka, und Jelena Ostapenko, French Open-Siegerin von 2017, gegenüber.

Man mag glauben, dass Erstrundenduelle zwischen Grand Slam-Siegern bei den vier Major-Turnieren eine Rarität sind. Doch so selten sind solche Aufeinandertreffen gar nicht. Auch bei den French Open, in Wimbledon sowie bei Olympia in Paris in diesem Jahr gab es bereits solche Matches. Wir listen auf, wann und wo es Erstrundenmatches bei den vier Grand Slam-Turnieren sowie Olympia zwischen Grand Slam-Siegern gab.

Erstrundenduelle zwischen zwei Grand Slam-Champions

French Open 1992
Michael Stich vs. Jimmy Connors 7:5, 3:6, 6:7, 6:1, 6:2

Für Michael Stich war sein Erstrundenduell bei den French Open 1992 als Wimbledonsieger von 1991 ziemlich schwierig. Gegen den 39-jährigen Altmeister Jimmy Connors erwarteten alle einen klaren Sieg des Deutschen. Stich spielte gegen das Pariser Publikum, das klar auf der Seite von Connors war. Ihm kam letztlich zugute, dass über drei Gewinnsätze gespielt wurde und Connors mit Laufe der Spielzeit immer mehr die Energie ausging.

French Open 1994
Andre Agassi vs. Mats Wilander 6:2, 7:5, 6:1

Andre Agassi war bei den French Open 1994 als Nummer 19 der Welt nicht gesetzt, da es damals noch eine 16er-Setzliste gab; seit Wimbledon 2001 werden 32 Spieler und Spielerinnen bei den Majors gesetzt. Erstrundengegner des Wimbledonsiegers von 1992 war ein großer Name der Tennisszene: Mats Wilander, ehemalige Nummer eins der Welt und siebenmaliger Grand Slam-Sieger. Wilander, damals 29 Jahre alt, war jedoch seit einigen Jahren weit von seiner Bestform entfernt. Agassi hatte keine Mühe in diesem Duell.

US Open 1996
Stefan Edberg vs. Richard Krajicek 6:3, 6:3, 6:3

Stefan Edberg kündigte vor Saisonbeginn 1996 an, dass dieses sein letztes Jahr auf der ATP-Tour sein würde. Die US Open 1996 waren sein letztes Grand Slam-Turnier. Edberg verließ mit einem großen Knall die Grand Slam-Bühne. In der ersten Runde traf der ungesetzte Schwede auf den frisch gebackenen Wimbledonsieger Richard Krajicek. Der klare Erfolg von Edberg gegen den Niederländer war eine fette Überraschung. „Es ist mein letzten Grand Slam-Turnier. Jedes Match ist ein toller Sieg, aber gegen Richard zu gewinnen, bedeutet noch mal mehr als Sieg gegen andere Spieler“, sagte Edberg, der bei den US Open 1996 sogar bis ins Viertelfinale vorstieß.

Wimbledon 1997
Michael Stich vs. Jim Courier 7:6, 7:5, 7:6

Für Michael Stich war das Wimbledonturnier 1997, so wie es bei Stefan Edberg bei den US Open 1996 der Fall war, sein letztes Grand Slam-Turnier. Allerdings wusste die Öffentlichkeit nichts davon, dass Stich nach Wimbledon aufhören würde. Er spielte in seinem letzten Turnier noch mal groß auf. In der ersten Runde siegte er im Duell der ungesetzten Grand Slam-Sieger gegen Jim Courier und spielte sich bis ins Halbfinale vor.

Olympia 2016
Juan Martin del Potro vs. Novak Djokovic 7:6, 7:6

Dieses Match endete mit Tränen auf beiden Seiten. Der Traum von Olympiagold platzte für Novak Djokovic bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro bereits in der ersten Runde. Djokovic hätte keinen schwereren Erstrundengegner zugelost bekommen können als Juan Martin del Potro. Der Argentinier war zum damaligen Zeitpunkt nach Rückkehr von Verletzungen zwar nur die Nummer 141 der Welt, doch er spielte weiterhin wie ein Champion. Das bekam auch Djokovic zu spüren, der nach der Niederlage beim Verlassen des Platzes weinte. „Das war eine der bittersten Niederlage meiner Karriere“, sagte Djokovic. Del Potro vergoss indes Freudentränen über einen seiner schönsten Siege. Der Argentinier erreichte sogar das olympische Finale nach einem Sieg im Halbfinale gegen Rafael Nadal und verlor dann das Match um die Goldmedaille gegen Andy Murray.

US Open 2017
Maria Sharapova vs. Simona Halep 6:4, 4:6, 6:3

Dieses Duell bei den US Open 2017 zog nicht nur seine besondere Brisanz daraus, dass es ein Duell zweier Grand Slam-Siegerinnen und Nummer-eins-Spielerinnen ist, sondern auch, weil es für Maria Sharapova das erste Grand Slam-Turnier nach ihrer Rückkehr nach einer Dopingsperre war. Ihre Erstrundengegnerin war ausgerechnet Simona Halep, amtierende Nummer zwei der Welt. Dass Sharapova als Dopingsünderin eine Wildcard für die US Open bekam, wurde kontrovers diskutiert. Nach fast drei Stunden rang Sharapova die Rumänin nieder. „So ein Sieg zeigt dir, warum du das alles noch machst. Du willst wieder auf so einer Bühne stehen, mit solchem Tennis“, sagte Sharapova.

US Open 2019
Serena Williams vs. Maria Sharapova 6:1, 6:1

Und noch mal Maria Sharapova. Diesmal allerdings als klare Verliererin. Die ungesetzte Russin bekam es in der ersten Runde bei den US Open 2019 mit Serena Williams zu tun. Es war das 20. und letzte Duell zwischen den beiden. Nachdem Williams zwei der ersten drei Matches gegen Sharapova verlor, entwickelte sich die Russin zu ihrer Lieblingsgegnerin. 18-mal in Folge gewann Williams gegen ihre Dauerrivalin – und das meist sehr deutlich, wie auch beim finalen Akt bei den US Open.

French Open 2020
Stan Wawrinka vs. Andy Murray 6:1, 6:3, 6:2
Dominic Thiem vs. Marin Cilic 6:4, 6:3, 6:3

Die French Open 2020 waren besonders. Denn sie fanden wegen der Corona-Pandemie im Herbst im Anschluss an die US Open statt. Und es gab gleich zwei Erstrundenduelle zwischen Grand Slam-Siegern. Dominic Thiem hatte wenige Wochen zuvor die US Open gewonnen und traf auf Marin Cilic, US Open-Sieger von 2014. Thiems Sieg gegen Cilic war ebenso klar wie der von Stan Wawrinka gegen Andy Murray, der nur dank einer Wildcard ins Hauptfeld kam.

French Open 2024
Stan Wawrinka vs. Andy Murray 6:4, 6:4, 6:2

Bei den French Open 2024 kam es zum zweiten Teil im Erstrundenduell zwischen Stan Wawrinka und Andy Murray. Wie schon 2020 trafen die beiden Grand Slam-Sieger in der ersten Runde aufeinander. Und wie schon 2020 war es eine klare Angelegenheit für Wawrinka. Im Rückblick ist dieses Match besonders, da es das letzte Grand Slam-Match im Einzel in der Karriere von Murray war.

Wimbledon 2024
Iga Swiatek vs. Sofia Kenin 6:3, 6:4

Die Auslosung zum Wimbledonturnier 2024 brachte für die Weltranglistenerste Iga Swiatek ein Duell gegen eine andere Grand Slam-Siegerin. Sofia Kenin, Australian Open-Siegerin von 2020, hieß die Gegnerin von Swiatek.

Olympia 2024
Angelique Kerber vs. Naomi Osaka 7:5, 6:3

Emotionale Momente für Angelique Kerber bei Olympia 2024 in Paris. Die Deutsche kündigte kurz vor dem olympischen Turnier an, dass sie danach ihre Karriere vorbei sei. Als die Auslosung ausgerechnet ein Erstrundenduell mit der viermaligen Grand Slam-Siegerin Naomi Osaka ergab, rechneten die meisten damit, dass dieses Match das letzte in Kerbers Karriere sein würde. Doch die 36-Jährige spielte noch einmal groß auf, bezwang nicht nur Osaka, sondern zog ins Viertelfinale ein, wo sie nur hauchdünn der späteren Olympiasiegerin Qinwen Zheng unterlag.

Zwei weitere nennenswerte Erstrundenduelle bei Grand Slam-Turnieren

Australian Open 2011
Kim Clijsters vs. Dinara Safina 6:0, 6:0

Dieses Match war zwar kein Duell zweier Grand Slam-Siegerinnen, sondern zwischen zwei Nummer-eins-Spielerinnen. Dinara Safina, 2009 noch die Nummer eins der Welt, wurde in der ersten Runde der Australian Open 2011 von Kim Clijsters vorgeführt. 48 Minuten dauerte das ungleiche Duell, das historischen Charakter hatte. Zum ersten Mal in der Grand-Slam-Geschichte verlor eine Spielerin, die einst die Nummer eins der Welt war, mit 0:6, 0:6. „Ich wusste nicht, wie ich einen Punkt gewinnen kann. Ich kratze mir meinen Kopf und denke darüber nach, was zur Hölle ich getan habe“, sagte die enttäuschte Safina, die drei Monate später ihr letztes Karrierematch spielte – kurz nach ihrem 25. Geburtstag.

French Open 2024
Alexander Zverev vs. Rafael Nadal 6:3, 7:6, 6:3

Diese Auslosung zu den French Open 2024 wurde mit Spannung erwartet. Denn der 14-malige French Open-Sieger Rafael Nadal war aufgrund seiner Weltranglistenposition nicht gesetzt. Gegen wen würde Nadal in der ersten Runde als ungesetzter Spieler treffen, war die entscheidende Frage. Es wurde ausgerechnet Alexander Zverev. Dieses Duell hatte eine Vorgeschichte. Im Halbfinale der French Open 2022 lieferten sich Zverev und Nadal einen packenden Abnutzungskampf, der böse endete. Nach drei Stunden Spielzeit war gerade mal der Tiebreak des zweiten Satzes erreicht, als Zverev wegknickte, vor Schmerzen schrie und dann das Match aufgeben musste. Zwei Jahre später war es ein Duell mit völlig anderen Vorzeichen. Zverev ging als klarer Favorit in das Match gegen Nadal, hinter dessen Fitnesszustand viele Fragzeichen waren. Die Niederlage gegen Zverev könnte sogar das letzte Match von Nadal bei den French Open gewesen sein.