Laura Siegemund: „Die US Open degradieren das Mixed zum Showevent“
Laura Siegemund kritisiert die US Open für deren geplante Veränderungen des Mixed-Wettbewerbs. Die 36-Jährige hatte 2016 den Mixed-Titel in New York geholt.
Die Kritik an den Veränderungen der US Open für die Mixed-Konkurrenz nimmt zu. Nachdem der US-Tennisverband USTA am Dienstag bestätigte, dass das Mixed schon 2025 in der Vorwoche des Hauptturniers mit nur noch 16 Startplätzen und Kurzsätzen ausgetragen wird, drückten insbesondere die Doppelspezialisten der Tennisszene ihr Bedauern zum neuen Modus aus. Denn: Die US Open gestalten den Mixed-Wettbewerb vor allem deswegen derart drastisch um, damit mehr Einzelspieler und -spielerinnen an ihm teilnehmen können. Für die Spezialisten fallen damit Startplätze und auch Verdienstmöglichkeiten weg.
Die Italienerin Sara Errani und ihr Landsmann Andrea Vavassori, die 2024 in New York triumphierten, schrieben in einer gemeinsamen Erklärung in den Sozialen Medien von einer „zutiefst ungerechten“ Entwicklung. „Entscheidungen nur nach der Logik des Profits zu treffen, ist in manchen Situationen zutiefst falsch“, schrieb das Duo. Der Pole Jan Zielinski, vergangenes Jahr im Mixed in Melbourne und Wimbledon erfolgreich, bezeichnete die Veränderungen als traurig: „Keine Kommunikation mit den Spielern, kein Nachdenken darüber, was das für die Karriere einiger Leute bedeutet, kein Respekt vor der Geschichte und den Traditionen“, schrieb Zielinski auf X: „Traurig zu sehen.“
Da ist der Pott: Laura Siegemund holte mit Mate Pavic den Mixed-Titel bei den US Open 2016.Bild: IMAGO / Imagn Images
Auf Nachfrage von tennis MAGAZIN kritisiert nun auch Laura Siegemund die „Mixed-Revolution“ in New York massiv. Siegemund hatte das Mixedturnier 2016 in New York an der Seite des Kroaten Mate Pavic gewonnen. „Als ehemalige US Open-Mixed-Gewinnerin finde ich es sehr schade, was aus diesem Event werden soll. Ein ernsthafter Wettbewerb wird zu einem kurzen Showevent degradiert, dessen Zählsystem Gewinnen oder Verlieren eher zur Glückssache macht als zum Qualitätsmerkmal“, sagt Siegemund. Hintergrund der Kritik: Abgesehen vom Finale werden in den Mixedpartien bei den US Open künftig nur noch Sätze bis vier gespielt.
Siegemund: „USTA bestimmt selbst, wer spielt und wer nicht“
Ein weiterer Kritikpunkt von Siegemund ist der neue Termin in der Vorwoche der Einzel- und Doppelhauptfelder. Für Spieler und Spielerinnen, die im Einzel und Doppel starten – wie Siegemund selbst –, ist diese Woche wichtig für die Vorbereitung auf die US Open. „Wer aber beim Mixed mitten in der Vorwoche spielen will, wird bei Vorbereitungsturnieren nicht teilnehmen können“, folgert die WTA-Doppel-Weltmeisterin von 2023.
Die Frage wird allerdings sein, ob Spielerinnen wie Laura Siegemund künftig überhaupt noch in das Mixed-Feld der US Open kommen werden. Denn die Zugänge zum Mixed-Draw werden stark eingeschränkt. Starteten früher 32 Teams, sind es 2025 nur noch 16. Acht Duos qualifizieren sich über ihr Einzelranking, weitere acht Paarungen erhalten Wildcards. „Hier kreiert die USTA ein Event, in dem sie weitgehend selbst bestimmen kann, wer spielt und wer nicht, anstatt faire Teilnahmebedingungen für alle zu schaffen“, empört sich Siegemund. Zudem befürchtet sie, dass die acht Wildcards „hauptsächlich an US-amerikanische Paarungen“ vergeben werden.
Siegemund: „Wichtige Bühne für viele Profis geht verloren“
„Spieler und Spielerinnen, die hart dafür arbeiten, sich über das Jahr mit ihrem guten Doppelranking eine Teilnahme zu verdienen, gehen in diesem Format leer aus. Für diese Profis ist ein Mixed-Wettbewerb nicht nur eine zusätzliche Einnahmequelle, sondern auch eine wichtige Bühne, um ihre Doppel- und Mixed-Qualitäten unter Beweis zu stellen und vielleicht sogar den Traum von einem Grand Slam-Titel zu verwirklichen. Sie können nun nicht einmal mehr teilnehmen“, erklärt Siegemund.
Was die 36-Jährige letztlich am traurigsten findet: „Sämtliche Änderungen wurden einfach so beschlossen, ohne die betroffenen Spieler und Spielerinnen auch nur im Ansatz mit einzubeziehen. Jene Profis, für die der Mixed-Wettbewerb in erster Linie geschaffen ist, wurden einfach übergangen. Gerade in den USA, wo Doppel- und Mixed-Wettbewerbe von Clubniveau über College- bis zum Profitennis hohes Ansehen und eine lange Tradition haben, kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen.“