Mail aus Monte: Lapentti Der Kämpfer aus Guayaquil
Klar, bei so einem Turnier achtet jeder nur auf die Big Names, die großen Stars. Hier in Monte Carlo spielen sie ja alle mit: Nadal, Federer, Murray, Djokovic und so weiter. Mit Verlaub: Wen interessiert da das Zweitrundenmatch zwischen Nicolas Lapentti und Marat Safin? Okay, Safin ist noch ein bekannter Name, der viele Fans anlockt. Aber Lapentti?
Wie man sich doch täuschen kann. Dieses Match auf dem zweitgrößten Platz der Anlage, dem Court des Princes, entwickelte sich gestern Abend zu einer Partie, die die Fans regelrecht von den Stühlen haute. Und das lag vor allem an dem Mann aus Ekuador: Nicolas Lapentti aus der Hafenstadt Guayaquil. Für den Fall, dass Sie diesen Spieler nicht so gut kennen: Der 31-Jährige ist seit 1995 auf der Tour und beendete zehn seiner letzten zwölf Profijahre unter den Top 100. 1999 war er der Aufsteiger des Jahres, schnellte von Platz 90 auf Rang 6 hoch, gewann zwei Turniere (Indianapolis, Lyon), kam ins Halbfinale bei den Australian Open und qualifizierte sich für das Masters der besten acht Spieler, das damals noch in Hannover ausgetragen wurde.Lapentti, in seiner Heimat längst ein Volksheld, ist einer jener Spieler, die man gerne als unscheinbare Mitläufer abstempelt. Doch der Ekuadorianer hat ein feines Händchen und ein unglaublich großes Kämpferherz. Mit dieser Mischung entnervte er gestern Marat Safin und eroberte die Sympathien des Publikums. Dritter Satz, Safin führt 4:0, das Match war eigentlich durch. Bei 5:2, 40:15 hat Safin zwei Matchbälle, Lapentti kontert, verkürzt auf 4:5. Dann der dritte Matchball für Safin, wieder hält Lapentti dagegen, 5:5. Nun nimmt der Südamerikaner dem Russen zu null den Aufschlag ab. Unglaublich der Punkt bei 0:40. Ewig lange Grundlinien-Ralley, dann ein Stopp von Safin, dem er ans Netz folgt. Lapentti gräbt den Ball aus und schlenzt ihn zart an Safin vorbei. Der Ball klatscht auf die Linie. Safin flippt aus, bricht seinen Schläger in zwei Teile. Der Stuhlschiedsrichter hatte Safin schon zuvor öfters ermahnt und verhängt nun eine Punktstrafe. Lapentti beginnt das nächste Spiel mit einem 15:0-Vorsprung, führt schnell 40:0, hat drei Matchbälle. Safin spielt alles oder nichts, trümmert auf die Bälle drauf, als gehe ihn das alles nichts mehr an. So rettet er sich in den Tiebreak was für ein Match.
Notfall auf der Tribüne
Zwischendurch kollabiert ein Zuschauer auf den Rängen. Das Spiel wird unterbrochen, ein Arzt eilt herbei, leistet erste Hilfe. Alles nicht so dramatisch, dem Mann geht es schnell besser. Nach wenigen Minuten geht es weiter.
Lapentti geht 5:1 im Tiebreak in Führung, dann steht es plötzlich nur noch 5:4, Safin kämpft. 6:4 Lapentti, die Matchbälle vier und fünf für ihn. Aber er verwertet keinen von ihnen, 6:6 die x-te Wendung in diesem Match. Und die nächste folgt sofort. Lapentti führt 7:6, sein sechster Matchball, er greift über Safins Rückhand an, der Passierball bleibt an der Netzkante hängen 7:6, 2:6, 7:6-Sieg für Lapentti nach drei Stunden und 30 Minuten. Ein echter Dogfight, wie die amerikanischen Kollegen solche verbissen geführte Begegnungen nennen.
Heute muss Lapentti gegen den Sandplatzkönig Nadal ran, falls es hier in Monte Carlo irgendwann aufhören sollte zu regnen. 2003 trafen die beiden auf Sand im schwedischen Bastad aufeinander. Lapentti gewann damals 7:6 im dritten Satz und wehrte dabei fünf Matchbälle ab. Nadal weiß also, was für ein Kämpfer dieser Nicolas Lapentti aus Guayaquil ist.
ant/timbö
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