Mail aus Prag: Hilfe, der Boden ist zu schnell!
Am Freitagmittag fand die Auslosung im Rathaus statt. Sensationen gab es keine. Oder doch eine kleine?
Der offizielle Part des großen Fed Cup-Finals hat begonnen. Er wurde würdevoll im Alten Rathaus zelebriert (der mit der Astronomischen Uhr, siehe Mail aus Prag von gestern). Ein riesiger Raum. Stuck an der 20 Meter hohen Decke, viel Gold, riesige Gemälde, edles Parkett, schwere Teppiche, sieben Reihen lederbezogene Stühle vor den Tischen, an denen die Teams flankiert von kleinen deutschen und tschechischen Fähnchen Platz genommen haben – alles passend zum großen Anlass. Dazu überall Kameras, Scheinwerfer, 40, 50 Journalisten, Hostessen im kleinen Schwarzen, die die Gäste bitten, Platz zu nehmen.
„Cesco vs. Nemecko“ steht auf den Plakaten, die überall ausliegen. Das Bild dazu: Tschechische Hände mit in den Landesfarben lackierten Fingernägeln, die den Pokal mit der Gravur „Ladies International Team Competition“ anfassen. Klar, sie wollen ihn wiedergewinnen.
Jetzt steht der monströse Cup vor dem Pult, an dem die Offiziellen sitzen. Der unvermeidliche Francesco Ricci Bitti (ITF-Präsident), der baumlange Oberschiedsrichter Stefan Fransson, Vertreter der beiden Verbände und der Bürgermeister von Prag, der eine nette, kleine Rede hält und das Fair Play von Roger Federer lobt, an das sich doch bitte alle halten sollen.
Von Fair Play ist auszugehen. Zumindest unter den Spielerinnen. Sie kennen sich ja schon zig Jahre, die Deutschen pflegen freundschaftlichen Umgang mit Kvitova & Co. In der ausverkauften Halle (knapp 11.000 Zuschauer) dürfte es weniger freundschaftlich zugehen. Die tschechische Fankultur ist berühmt-berüchtigt.
Die reine Zeremonie dauert nur wenige Sekunden. Der Bürgermeister zieht eine Kugel, öffnet das Überraschungs-Ei und nennt den Namen Petkovic. Dann ist alles klar. Also am Samstag: Petko vs. Kvitova, dann Kerber vs. Safarova. Am Sonntag beginnen Kerber und Kvitova. Im Doppel spielen Lisicki/Görges gegen Hlavackova/Hradecka. Aber das kann ja noch alles geändert werden.
Anschließend Fragen an die Kapitäne und Spielerinnen. Rittner sagt, dass alle ihre Mädels Einzel UND Doppel spielen können (ein tschechischer Kollege hatte gefragt, warum sie denn mit den Einzelspielerinnen Kerber, Petkovic und Lisicki antrete, während die Tschechinnen ein klassisches Doppel haben). Petkovic erzählte noch einmal von ihren Erlebnissen aus Sofia – „hat mir unglaubliches Selbstvertrauen gegeben“, „Ich stand vorher mit dem Rücken zur Wand“. Ansonsten werden Nettigkeiten über den Gegner vorgetragen.
Ist der Bodenbelag nicht regulär?
Dann kommt die Frage zum Bodenbelag. Getuschel bei den deutschen Spielerinnen. Görges sitzt neben Petkovic (die bis dahin die ganze Pressekonferenz fast im Alleingang bestritten hat). Sie flüstert so etwas wie: Soll ich das wirklich raushauen? Petkovic nickt und Görges sagt: Der Bodenbelag sei unglaublich schnell. Und ja: Er entspreche nicht den ITF-Regularien. Rumms, dann ist die Zeremonie auch schon beendet.
Die Antwort liegt wie schweres Parfüm in dem Jahrhunderte alten Raum. Die Auflösung des Bodenbelag-Themas: Es gibt offenbar einen Grenzwert, wie schnell so ein Untergrund sein darf. Den hat man vor vielen Jahren eingeführt, als die Herren Becker und Ivanisevic so schnell auf Teppich spielten, dass man die Sportart eigentlich nicht mehr Tennis nennen konnte. Dieser Grenzwert ist ein Mix aus Schnelligkeit und Absprungverhalten. Die magische Zahl, von der niemand die Einheit kennt: 50. Angeblich betrage der Wert in der O2-Arena 52. Aber erst über 60 sei es kritisch.
Was heißt das? Die tschechische Mannschaft könnte eine saftige Strafe zahlen. Oder auch nicht. Und das deutsche Team? Man hat nicht das Gefühl, dass es sich wegen läppischer Dinge wie der Schnelligkeit des Bodens aus dem Konzept bringen lassen würde.nike air force 1 uv color change da8301 100 101 release date | air jordan 1 mid light smoke grey