Match des Tages am Freitag: Kyrgios gegen Gasquet
Wer gegen wen? Australiens Heißsporn Nick Kyrgios, 21, gegen Frankreichs Schönspieler Richard Gasquet, 29.
Wo und wann? Natürlich auf dem Court Philippe-Chatrier, dem größten Platz in Paris. Angesetzt ist es als dritte Partie nach 11 Uhr. Zuvor gibt es noch zwei Damenmatches: erst Wickmayer/Muguruza, dann Stosur/Safarova. Eurosport wird live drauf sein.
Wer führt im direkten Vergleich? Gasquet. Von den bisherigen sechs Partien in den letzten zweieinhalb Jahren gewann er vier. Kyrgios gegen Gasquet – da war doch mal was? Richtig, Wimbledon 2014, zweite Runde: Kyrgios lag 0:2 Sätze zurück und gewann am Ende noch 10:8 im fünften Satz. Er wehrte damals neun (9!) Matchbälle ab und die Medien feierten ihn als zukünftigen Top-Star, weil er danach auch noch Rafael Nadal schlug. Auch das letzte Match (im Februar 2016 in Marseille) gewann Kyrgios 6:0, 6:4. Auf Sand allerdings gab Gasquet bislang keinen Satz gegen den Australier ab: 2014 im Davis Cup und 2015 in Estoril gewann er jeweils locker.
Wird es wieder so spannend wie 2014 in Wimbledon? Das ist durchaus vorstellbar. Die Rahmenbedingungen jedenfalls passen: große Bühne, Grand Slam-Level, hohe Erwartungen auf beiden Seiten. Grundsätzlich agieren beide aggressiv von hinten, aber die Explosivität der Schläge und der Drang nach vorne ans Netz ist bei Kyrgios jeweils höher ausgeprägt. Zudem tendiert Gasquet dazu, sich zu schnell in die Defensive drängen zu lassen. Aus dieser Gesamtkonstellation heraus könnte sich ein höchst unterhaltsamer Schlagabtausch entwickeln. Hinzukommt die Rolle des Publikums: Es wird natürlich hinter Gasquet stehen, aber Kyrgios liebt es in hitzigen Momenten den „Bad Boy“ zu geben und die Zuschauer durch Sprüche und Gesten zusätzlich zu provozieren. Dadurch könnte sich das Match zusätzlich aufheizen.
Ist Gasquet eigentlich wieder topfit? Es sieht so aus. Wegen einer Rückenverletzung verpasste er den Saisonstart, inklusive der Australian Open. Bei seiner Rückkehr holte er auf Anhieb den Titel in Montpellier. Danach spielte er recht solide, verlor allerdings bei den Masters-Events auf Sand in Madrid und Rom jeweils glatt gegen Kei Nishikori. Stark war sein Auftritt in Runde eins von Paris gegen Tomasz Bellucci, den er glatt schlug.
Wie hat sich Nick Kyrgios in den letzten Wochen entwickelt? Erstaunlich gut. Klar, ein Großteil der „Fans“ wird ihn immer in Verbindung mit seinen verbalen Entgleisungen (Stichwort: Wawrinka) bringen, aber Kyrgios hat sich spielerisch stabilisiert – insbesondere auf Sand. In den ersten zwei Runden von Paris war gut zu beobachten, wie er sein druckvolles und zuweilen sehr risikoreiches Spiel auch auf roter Asche aufzieht.
Wer ist der bessere Sandplatzspieler? Eigentlich Gasquet. Er wuchs auf Sand auf, stand in den letzten fünf Jahren viermal im Achtelfinale von Paris (zuletzt 2015). Allerdings ist er nie so richtig warm geworden mit seinem „Home-Slam“. Gerade in den ersten Jahren als Profi hatte er große Probleme, in Roland Garros überhaupt mal ein Match zu gewinnen. So unterstützend das Heim-Publikum auch sein mag: Die Franzosen warten seit 1983 (Yannick Noah!) auf einen einheimischen French Open-Sieger. Diese Erwartungshaltung ist durchaus zu seiner Belastung für das ehemalige Wunderkind Gasquet geworden. Kyrgios hingegen kann relativ frei aufspielen, er hat bereits sein Vorjahresergebnis bestätigt (2015 verlor er in Runde frei gegen Andy Murray) und einen guten Rhythmus auf europäischem Sand gefunden.
Wer ist denn nun der Favorit? Schwierig, aber die Vorteile liegen ganz leicht bei Kyrgios. Er hat das druckvollere Spiel, das er bei den heutigen Bedingungen (trocken und warm!) sehr gut auf dem Court umsetzen kann. Von großer Bedeutung wird der Aufschlag sein, der bei Kyrgios wesentlich gefährlicher ist als bei Gasquet. Der Australier wird dadurch mehr freie Punkte kriegen, Gasquet hingegen wird oft noch zwei, drei Bälle nach dem Service spielen müssen. Zumal Kyrgios sich insbesondere beim Returnspiel zuletzt stark verbessert hat.
Wie lautet der Tipp? Es wird ein Match mit Höhen und Tiefen auf beiden Seiten mit dem besseren Ende für Kyrgios. Er wird in einem emotionalen „Fivesetter“ gewinnen – 6:7, 6:4, 7:5, 3:6, 6:4.
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