Nach Sieg in Ungarn: Keine Heimspiele 2024 für deutsches Davis Cup-Team
In der Davis Cup-Qualifikationspartie gegen Ungarn setzte sich das deutsche Team mit 3:2 durch und hat sich damit für die Gruppenphase qualifiziert, die aber nicht in Deutschland stattfinden wird.
Dass es ein doch so klarer Sieg des deutschen Teams werden würde, zeichnete sich am Freitag, dem ersten Spieltag, noch nicht ab. Zuerst stand Dominik Koepfer auf dem Platz, was zu Beginn der Trainingswoche längst nicht feststand. „Wir werden es sehen“, sagte er im Gespräch mit tennis MAGAZIN. Der Grund für die Unsicherheit: Es war nicht sicher, ob die deutsche Nummer eins, Alexander Zverev, anreisen würde. Am Mittwoch herrschte dann Klarheit. Zverev fiel aus, er kurierte noch immer den Infekt aus, den er sich bei den Australian Open zugezogen hatte. Schließlich rückte Maximilian Marterer als Ersatzspieler nach und Koepfer spielte.
Als deutsche Nummer zwei bekam er es mit Fabian Marozsan zu tun. Marozsan, 24 Jahre alt, aktuell Nummer 58 im ATP-Ranking, ging als leichter Favorit in die Partie. Zwei Plätze stand er vor dem Deutschen in der Weltrangliste, erreichte in Australien die dritte Runde. „Marozsan ist ein junger Spieler, der im vergangenen Jahr und den letzten Wochen gut gespielt hat“, sagte Koepfer noch vor dem Aufeinandertreffen. Davon, wer auf der anderen Seite steht, ließ sich Koepfer aber nicht beirren. Der Linkshänder zog sein Spiel souverän durch, spielte aggressiv und sicherte sich den ersten Satz mit 6:2. Im zweiten Durchgang kam auch Marozsan besser in die Partie. Genau wie Koepfer brachte er seine Aufschlagspiele deutlich durch. Im Tiebreak zog der 29-Jährige aus dem Schwarzwald dann aber doch deutlich vorne weg. Sein 6:2, 7:6-Sieg brachte die 1:0-Führung für Deutschland in Tatabánya.
Jan-Lennard Struff nach Niederlage: „Das ist bitter!“
„Ich bin am Anfang ein bisschen nervös gewesen, was bei einem Davis Cup-Match normal ist. Aber ich habe ihn laufen gelassen und dazu gezwungen, defensiv zu spielen“, sagte Koepfer im Anschluss an sein Match. „Die Stimmung war großartig, das hat hier eine Menge Spaß gemacht!“
An Koepfers Leistung konnte Jan-Lennard Struff im zweiten Match des Tages nicht anknüpfen. Insgesamt elf Breakbälle konnte Struff gegen Marton Fucsovics erkämpfen, allerdings keinen davon nutzen. Souveräner und nicht ganz so fehleranfällig agierte Fucsovics und sicherte sich einen 6:3, 7:5-Sieg zum 1:1-Ausgleich. „Ich habe mir im Laufe des Matches super viele Breakbälle erarbeitet, aber eine Quote von null Prozent. Das ist bitter. Auch bei eigenem Aufschlag war ich nicht so konstant wie sonst“, analysierte Struff im Anschluss enttäuscht.
Mit einem Zwischenstand von 1:1 startete das deutsche Davis Cup-Team also in den zweiten Spieltag. Das Davis-Cup-Erfolgsdoppel Kevin Krawietz und Tim Pütz machte den Anfang gegen Marozsan und Mate Valkusz. Das deutsche Doppel startete stark, zog im ersten Satz schnell davon und beendete den Durchgang schließlich mit 6:3. Etwas enger wurde dann der zweite Satz, den Krawietz/Pütz dann aber im Tiebreak mit 7:3 für sich entschieden. Endergebnis also: 6:3, 7:6 und der insgesamt zehnte Davis-Cup-Sieg für das deutsche Doppel in ihrer elften Partie.
Struff: „Hatten ein schweres Auswärtsspiel, aber die anderen haben mich inspiriert“
„Unser Doppel hat uns schon so häufig getragen. Mit einem guten ersten Satz haben die beiden für Ruhe in der Halle gesorgt. Der Sieg im Doppel hat Struffi dann Rückenwind für sein Match gegeben“, so Teamkapitän Michael Kohlmann im Anschluss an die Partie. Als nächstes musste also Jan-Lennard Struff nachziehen. Nur wenige Minuten vor Matchbeginn kam dann eine kurzfristige Planänderung. Statt Fabian Marozsan ging Mate Valkusz, die Nummer 211 der Herren-Weltrangliste, im Einzel an den Start. Von dem Wechsel zeigte Struff sich unbeeindruckt und gewann klar mit 6:3, 6:2.
„Gegen Ungarn und 6.500 Zuschauern in der Halle hatten wir ein schweres Auswärtsspiel. Dominik, Kevin und Tim haben überragend gespielt. Das inspiriert einen ein bisschen. Meine Aufschlagquote und das Nutzen von Breakchancen war gestern nicht so gut, das habe ich heute deutlich besser gemacht. Deswegen bin ich sehr glücklich“, freute sich Struff über seinen Sieg.
Davis Cup: Gruppenphase im September
3:1 für Deutschland also. Obwohl der Auswärtssieg bereits feststand, traten im vierten Einzel noch Kevin Krawietz und Zsombor Piros gegeneinander an. Der sogenannte „Dead Rubber“ war für Krawietz das Davis Cup-Debüt im Einzel. Piros gewann das Match mit 7:6, 6:3.
Mit dem 3:2-Sieg gegen Ungarn hat das deutsche Davis Cup-Team sich also für die Davis Cup-Gruppenphase im September qualifiziert. An vier verschiedenen Orten wird die „Group Stage“ in Europa ausgetragen. „Ich bin glücklich und wir freuen uns, wieder in der Gruppenphase zu sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dahin gehören. Jetzt schauen wir mal, was die Auslosung ergibt“, so Team-Kapitän Michael Kohlmann. Im vergangenen Jahr hatten die deutschen Tennisspieler die Gruppenphase nach einer bitteren 2:3-Niederlage gegen die Schweiz in Trier verpasst. In der Relegation gegen Bosnien und Herzegowina hatten sie aber den Klassenerhalt in der Weltgruppe gesichert. Den letzten Titel im Davis Cup gab es für das deutsche Team 1993.
Für die Gruppenphase 2024 haben sich neben Deutschland qualifiziert: Titelverteidiger Italien, Vorjahresfinalist Australien, Spanien, Großbritannien (beide per Wildcard), Kanada, Niederlande, Tschechien, USA, Finnland, Frankreich, Chile, Belgien, Argentinien, Slowakei und Brasilien. Gespielt wird in vier Vierergruppen. Der Gruppenerste und der Gruppenzweite qualifizieren sich dann für die Davis Cup-Finals 2024 in Malaga.
Davis Cup 2024: Keine Heimspiele für das deutsche Team
An welchen vier Standorten die Gruppenphase stattfinden wird, ist noch nicht entschieden. Allerdings ist klar, dass das deutsche Team nicht in der Heimat spielen wird. Denn: Der Deutsche Tennis Bund will sich in diesem Jahr nicht für die Austragung von Gruppenspielen im Davis Cup bewerben. „Wir haben im Endeffekt keine Halle gefunden. Die Kurzfristigkeit ist das große Problem bei dem Thema“, sagte der DTB-Präsident Dietloff von Arnim in Tatabanya der Hamburger Morgenpost. „Die zweite Hürde wäre dann die finanzielle, aber wir sind nicht so weit gekommen.“ 2022 hatten die Deutschen die Gruppenphase vor heimischer Kulisse am Hamburger Rothenbaum absolviert.