Nadal, Zverev, Engel & Co.: Erfolgreiche Teenager bei den Hamburg Open
Die Hamburg Open sind ein gutes Pflaster für Teenager. Am Rothenbaum reihte sich Justin Engel in die Liste von Spielern ein, die in jungen Jahren in Hamburg für Furore sorgten.
Justin Engel sorgt bei den Hamburg Open für Furore. Der 17-Jährige siegte in der ersten Runde beim ATP-500-Turnier am Rothenbaum im deutschen Duell gegen Jan-Lennard Struff mit 7:6, 7:6. Für Engel war es der zweite Hauptfeldsieg auf der ATP-Tour, nachdem er im Vorjahr beim ATP-250-Turnier in Astana in der ersten Runde Coleman Wong (Hongkong) besiegte hatte und als erster Spieler des Jahrgangs 2007 ein Hauptfeldmatch auf der ATP-Tour gewann.
„Das war mein bestes Level bisher. Ich habe wirklich wenig Fehler gemacht, vor allem in den engen Situationen. Das war mein solidestes Match bislang“, sagte Engel nach dem Sieg gegen Struff. Der 17-Jährige aus Nürnberg reiht sich damit ein in die Liste der Teenager, die am Hamburger Rothenbaum groß aufspielten. Die Hamburg Open, das traditionsreichste Tennisturnier in Deutschland, sind ein sehr gutes Pflaster für talentierte Nachwuchsspieler. Einige von ihnen starteten nach ihren furiosen Auftritten am Rothenbaum eine Weltkarriere, andere konnten an ihrem Coup in jungen Jahren nicht weiter anknüpfen. Wir geben einen Überblick über die erfolgreichen Teenager bei den Hamburg Open.
Rafael Nadal
Wie gut Rafael Nadal bereits im Alter von 16 Jahren ist, bekamen die Zuschauer am Hamburger Rothenbaum im Jahr 2003 eindrucksvoll zu spüren. Wenige Wochen vor seinem 17. Geburtstag erreichte Nadal beim damaligen Masters-Turnier das Achtelfinale. Unvergessen ist sein Sieg in der zweiten Runde gegen den damaligen Weltranglistenvierten Carlos Moya, das große Vorbild von Nadal – 7:5, 6:4. „Es war die erste von vielen Niederlagen gegen ihn. Die Pleite in Hamburg schockierte mich etwas. Rafa war noch ein Kind und das Match war kurz vor seinem 17. Geburtstag. Ich habe als Nummer vier der Welt den Druck gespürt, gegen einen Teenager gewinnen zu müssen. Wir hatten die Jahre zuvor viel gemeinsam trainiert, weil wir beide aus Manacor stammen. Daher wusste ich, wie gut Rafa ist und dass er sich zu einem mehrfachen Grand-Slam-Champion entwickeln würde“, erinnert sich Moya gegenüber tennis MAGAZIN.
Für Nadal blieb der Rothenbaum ein besonderer Ort. Im Jahr 2007 endete hier im Finale gegen Roger Federer seine unfassbare Serie auf Sand nach 81 Siegen in Folge. Ein Jahr später revanchierte er sich bei Federer im Endspiel und gewann endlich den letzten großen Titel auf Sand, der ihm noch fehlte. 2015 siegte der Spanier ein weiteres Mal in Hamburg.
Alexander Zverev
Der Rothenbaum ist für Alexander Zverev der Ort, an dem für ihn alles begann mit seiner Profikarriere. Im Jahr 2013 erhielt der damals 16-jährige vom Turnierdirektor Michael Stich eine Wildcard für das Turnier und feierte seine Premiere auf der ATP-Tour. Nach dem 3:6, 2:6 gegen Roberto Bautista Agut war Zverev, obwohl er gegen den routinierten Spanier sehr gut mithielt, gefrustet. Es war damals schon ein Indiz dafür, welchen Ehrgeiz Zverev hat und welche Karriereziele er verfolgt.
Ein Jahr später folgte sein Durchbruch als Profi, als er am Rothenbaum als 17-Jähriger sensationell das Halbfinale erreichte. „Ich kann derzeit meine Emotionen nicht beschreiben. Ich weiß nicht, ob ich träume“, sagte der Teenager damals. Zverev war auf der großen Tennis-Bühne angekommen. Das Turniermärchen endete abrupt im Halbfinale, wo Zverev gegen David Ferrer beim 0:6, 1:6 chancenlos war. Der Hamburger wusste seine Leistungen realistisch einzuschätzen. „Habt ihr mal mein Geburtsdatum gesehen? Ich bin 17 und werde erst nächstes Jahr 18. Heute hat mir geholfen, auf dem Boden zu bleiben und nicht abzuheben“, sagte er nach seiner Niederlage gegen Ferrer, im ersten Match gegen einen aktuellen Top-10-Spieler.
Inzwischen gehört Zverev seit vielen Jahren zur Weltelite. 2023 erfüllte er sich einen Kindheitstraum und siegte bei seinem Heimturnier in Hamburg – als erster Deutscher seit 30 Jahren nach Michael Stich (1993). Im Vorjahr erreichte er erneut das Endspiel und verlor in einem der dramatischsten Finals der Turniergeschichte gegen den Franzosen Arthur Fils.
Mit 17 Jahren erreichte Alexander Zverev bei seinem Heimturnier in Hamburg das Halbfinale.Bild: Imago/KBS-Pictures
Tommy Haas
Im Jahr 1997 neigten sich die Karrieren von Boris Becker und Michael Stich dem Ende zu. Ganz Deutschland wartete auf einen Spieler, der in die Fußstapfen von Becker und Stich treten könnte. In Tommy Haas schien dieser Spieler gefunden zu sein. Haas, damals gerade 19 Jahre alt geworden, begeisterte am Rothenbaum und spielte sich als Weltranglisten-126. mit einer Wildcard ins Halbfinale vor. Auf dem Weg in die Vorschlussrunde setzte sich Haas gegen den späteren French-Open-Sieger Carlos Moya und den French-Open-Finalisten Alberto Berasategui durch. Auch im Halbfinale war Haas auf einem guten Weg. Er gewann gegen Felix Mantilla den ersten Satz, verlor das Match aber dann.
Für Haas war das Turnier in Hamburg immer etwas Besonderes. Er wurde in Hamburg geboren und verbrachte seine Kindheit nicht weit entfernt von der Anlage am Rothenbaum. Der Sensationsauftritt in Hamburg war Haas‘ Startschuss in eine erfolgreiche Karriere. 2012 erreichte Haas als erster Deutscher seit 1993 das Finale in Hamburg.
Tommy Haas feierte 1997 seinen Durchbruch als Profi mit dem Halbfinale bei den Hamburg Open.Bild: Imago/Claus Bergmann
Rudi Molleker
Ein sensationelles Debüt auf der ATP-Tour legte Rudi Molleker im Jahr 2017 hin. Im Alter von 16 Jahren trat er in Hamburg in der Qualifikation an und besiegte dort den späteren Topspieler Casper Ruud, damals 18 Jahre alt, und den Argentinier Leonardo Mayer. Der Berliner wurde damals der elfte Spieler seit 1990, der bei einem ATP-Turnier vor dem 17. Lebensjahr die Qualifikation erfolgreich meisterte – der drittjüngste seit 2000. Molleker verlor in der ersten Runde im Hauptfeld gegen Karen Khachanov. Besonders kurios: Leonardo Mayer, den Molleker im Quali-Finale besiegt hatte, rutschte als Lucky Loser ins Hauptfeld und gewann schließlich das Turnier.
Ein Jahr später sorgte Molleker am Rothenbaum erneut für einen Paukenschlag. Im Alter von 17 Jahren besiegte er in der ersten Runde im Hauptfeld den langjährigen Top-10-Spieler David Ferrer. „Ich habe in meiner Karriere größere Ziele, als David Ferrer zu schlagen. Deshalb möchte ich nicht nur an diesem Sieg gegen ihn festhalten“, sagte Molleker hinterher. Dem Berliner traute man die große Karriere zu. Doch er gewann insgesamt nur fünf Hauptfeldmatches auf der ATP-Tour – zwei davon in Hamburg.
Rudi Molleker sorgte zweimal für Furore am Hamburger Rothenbaum.Bild: Imago/KBS-Pictures
Louis Weßels
Im Jahr 2016 gewann der 17-jährige Louis Weßels aus Detmold am Hamburger Rothenbaum sein erstes Match bei einem ATP-Turnier – ohne Weltranglistenposition. Dank einer Wildcard kam der Teenager ins Hauptfeld und besiegte in der ersten Runde den Kanadier Steven Diez mit 5:7, 6:2, 6:1. „Ich habe mir gestern ein paar YouTube-Videos angeguckt, um zu sehen, wie er spielt. Er hat die guten Juniorenspieler immer recht klar geschlagen. Ich war der erste Junior, der ihn so richtig ins Schwitzen gebracht hat“, sagte Weßels nach seinem Coup. Der Start für eine gute Profikarriere war es allerdings nicht. Der Sieg in Hamburg blieb der einzige Matcherfolg von Weßels bei einem ATP-Turnier.
Andrei Medvedev
Nur Roger Federer hat in der Open Era mehr Titel in Hamburg (vier) gewonnen als Andrei Medvedev. Der Ukrainer ist einer der besten Sandplatzspieler ohne Titelgewinn bei den French Open. Am Rothenbaum siegte Medvedev hingegen dreimal. Im Jahr 1994 triumphierte er beim deutschen Sandplatz-Klassiker zum ersten Mal im Alter von 19 Jahren. Er ist damit immer noch der jüngste Sieger in der Turniergeschichte in Hamburg.
Andrei Medvedev ist mit 19 Jahren der jüngste Sieger bei den Hamburg Open.Bild: Imago/Claus Bergmann