Neue Zuschauerrekorde: Das sind die zehn größten Tennisturniere der Welt
Die Zuschauerzahlen bei den weltweit größten Tennisturnieren steigen von Jahr zu Jahr. Wo aber schauen die meisten Fans zu? Wir verraten es.
Die neueste Rekordmeldung kam zu Beginn der Woche aus der kalifornischen Wüste: Das Tennisturnier in Indian Wells, Spitzename „The fitfth Slam“ (also fünftes Grand Sam-Turnier), durchbrach erstmals die Schallgrenze von einer halben Million Tennisfans, die das Event während der zwölf Hauptfeld-Turniertage besuchten. Um genau zu sein: Es kamen insgesamt 504.268 Zuschauer ins „Tennis-Paradise“.
Der alte Rekord lag bei 493.440 Fans, aufgestellt im vergangenen Jahr. Das Turnier von Indian Wells gibt es seit 1974. Es wurde zunächst in einem Hotel-Komplex ausgetragen. 2000 zog es hinaus in die Wüste. 2008 machten Gerüchte die Runde, dass das Turnier nach China abwandern könnte.
Sonne inklusive: Tennis in Indian Wells zu erleben, ist mittlerweile zum Ziel vieler Tennisfans geworden.Bild: IMAGO / Imagn Images
Dann schlug die Stunde des amerikanischen Milliardärs und Tennisenthusiasten Larry Ellison, der das Event – inklusive der weitläufigen Anlage – 2009 für 100 Millionen Dollar kaufte. Seitdem pumpte der Gründer des US-Softwarekonzerns Oracle weitere Millionen Dollar in den Ausbau des „Indian Wells Tennis Garden“. Neben dem zweitgrößten Tennis-Stadion der Welt (Kapazität: 16.100 Plätze) entstanden unter anderem ein zweiter Centre Court (Kapazität: 8.000 Plätze) sowie weitere Außen- und Trainingscourts. 417 Palmen wurden in dem Areal gepflanzt.
Australian Open: Nummer 1 der größten Tennisturniere
Indian Wells ist aber längst nicht das einzige Tennis-Großevent, das Jahr für Jahr neue Zuschauerrekorde vermeldet und stetig wächst. Fast alle großen Tennisturniere bejubeln im Jahresrhythmus neue Besucher-Bestwerte. tennis MAGAZIN hat die zehn größten Tennisturniere anhand der Besucherzahlen zusammengetragen, zeigt deren Entwicklungen auf und wirft einen Blick in die nähere Zukunft.
Auf Platz eins in dieser Liste thronen die Australian Open. Dort freute man sich nach dem 2025er-Turnier ebenfalls über neue Bestwerte. Während der 15 Hauptfeld-Turniertage strömten 1.102.303 Fans in den Melbourne-Park – so viele wie noch nie.
Fan-Hochburg Australian Open: kein anderes Tennisevent hat mehr Zuschauer.Bild: IMAGO / AAP
Weil die Macher der Australian Open in der Vorwoche des Hauptturniers parallel zur Einzel-Qualifikation inzwischen Show-Events und On-Court-Happenings veranstalten („Australian Open Opening Week“), kamen zusätzliche 116.528 Fans auf die Anlage. Für die kompletten drei Wochen ergibt sich ein Gesamtwert von 1.218.831 Zuschauern. Aktuell erreicht kein anderes Tennisturnier der Welt derart hohe Zahlen.
US Open: Nummer 2 der größten Tennisturniere
Die US Open können immerhin noch Kontakt halten und kamen 2024 während der drei Turnier-Wochen auf 1.048.669 Fans – für New York ein neuer Besucherrekord. Erstmals wurde die Eine-Million-Marke geknackt. Großen Anteil daran hatte die vorgeschaltete „US Open Fan Week“, die jedes Jahr weiter ausgebaut wird, und zu der sich 2024 insgesamt 219.000 Besucher einfanden. 2025 wird die „US Open Fan Week“ noch mehr an Bedeutung gewinnen, weil dann der Mixed-Wettbewerb dorthin ausgelagert wird. An zwei Tagen wird in einem schmalen und schnellen Format das Sieger-Duo ausgespielt.
Während die Australian Open und die US Open künftig also fest mit siebenstelligen Besucherzahlen kalkulieren, sind die anderen beiden Grand Sam-Turniere von solchen Werten noch weit entfernt. In Wimbledon und Roland Garros lassen die vergleichsweise engen Anlagen kaum noch große Besuchersprünge zu. Aber selbst dort steigen die Fanzahlen.
Roland Garros: Nummer 3 der größten Tennisturniere
Roland Garros führte als erstes Grand Slam-Turnier einen 15. Hauptfeld-Spieltag ein. Seit 2006 startet man in Paris sonntags. Und seit 2021 gibt es bei den French Open auch Night-Sessions, die bis dahin ausschließlich den Majors in New York und Melbourne vorbehalten waren. Außerdem investierte der französische Tennisverband FFT viel Geld, um die Anlage moderner und luftiger zu gestalten.
Inzwischen haben zwei Courts ausfahrbare Dächer. Auch das gab es länger nur bei den Grand Slam-Turnieren in Melbourne und New York. All diese Bestrebungen führen dazu, dass auch in Roland Garros die Besucherzahlen steigen. 2024 waren es 675.080 Zuschauer – ebenfalls ein neuer Rekord. Zum Vergleich: 2019 kamen mit 520.000 Fans erstmals mehr als eine halbe Million Zuschauer auf die Turnieranlage am Bois de Boulogne. 2017 waren es nur 472.000 Fans.
Wimbledon: Nummer 4 der größten Tennisturniere
Wimbledon gilt zwar weiterhin als das bedeutendste Tennisturnier der Welt, doch im Bezug auf die Besucherzahlen ist es das kleinste Grand Slam-Event. 2024 hatte Wimbledon „nur“ 526.455 Gäste auf seiner altehrwürdigen Anlage. Der Rekordwert von 532.651 Besuchern stammt aus dem Jahr 2023. Der große Nachteil für Wimbledon: „Night-Sessions“ sind dort nicht möglich, weil es ab 23 Uhr eine Sperrstunde gibt.
Der Wimbledon-Club liegt mitten in einem Wohngebiet und Matches müssen spätestens um 23 Uhr enden bzw. abgebrochen werden. Immerhin: 2022 schaffte Wimbledon den spielfreien „Middle-Sunday“ ab, so dass man die Anzahl der Spieltage von 13 auf 14 steigerte. Einen 15. Spieltag gibt es in Wimbledon indes nicht – Paris, Melbourne und ab 2025 auch New York haben ihn bereits eingeführt.
Die große Hoffnung in Wimbledon heißt: Expansion. Auf der anderen Seite der legendären Church Road möchte der All England Club seine Fläche von aktuell 17 auf 46 Hektar vergrößern. 39 neue Rasenplätze sollen entstehen, samt neuem Stadion für 8.000 Zuschauer, dem „Parkland Show Court“.
Zukunftsvision. So soll die weitläufige neue Anlage von Wimbledon irgendwann aussehen.Bild: AELTC
Das Qualifikationsturnier, das noch immer in Roehampton ausgetragen wird, soll endlich auf der Wimbledon-Anlage integriert werden. Bei keinem anderen Major findet eine derartige Trennung zwischen Quali und Main-Draw statt. Im September 2024 stimmte die „Greater London Authority“ den Erweiterungsplänen zwar zu, aber das Projekt bleibt bei Anwohnern und Naturschützern umstritten.
Indian Wells & Miami: Auf Rang 5 & 6 der größten Tennisturniere
Sollte die Erweiterung nicht bald in Angriff genommen werden können, ist es durchaus möglich, dass Indian Wells Wimbledon den Rang abläuft – zumindest in Sachen Besucherzahlen. Indian Wells selbst wiederum hat großen Vorsprung vor seinen Verfolgern. Die Miami Open stellten 2024 zwar mit 395.683 Fans einen neuen Besucherrekord auf, liegen aber mehr als 100.000 Besucher hinter Indian Wells. 2025 hoffen die Veranstalter von Miami darauf, erstmals die 400.000er-Hürde zu nehmen.
Diese magische Grenze will auch das Groß-Turnier in Madrid in ihrer „Caja Magica“ durchbrechen. 2024 gab es in der spanischen Hauptstadt den nächsten Besucherrekord mit 380.077 Fans. Hinter Madrid folgt das Turnier in Rom, wo 2024 mit 358.396 Zuschauern ebenfalls ein neuer Bestwert aufgestellt wurde.
Schmuckstück: Das Nicola Pietrangeli Stadium von Rom gilt als schönster Tennisplatz der Welt.Bild: Imago
Rom: Nummer 8 der größten Tennisturniere
Die Wachstumsraten in Rom sind absurd. 2023 kamen noch weniger als 300.000 Besucher ins „Foro Italico“, vor zehn Jahren lag die Gesamtbesucherzahl nur bei 175.697 Fans. Für 2025 rechnen die Veranstalter fest damit, dass weit mehr als 400.000 Zuschauer kommen werden. Die Nummer eins der Herren-Weltrangliste, Jannik Sinner, wird in Rom sein Comeback nach der abgesessenen Doping-Sperre geben. Angesichts dieser Entwicklung strebt der italienische Verband für sein Turnier in Rom den Grand Slam-Status an. Dafür will er die Turnierlizenz von Madrid kaufen. Klingt erstmal komplett illusorisch, aber im italienischen Tennis traut man sich aktuell alles zu.
Feststeht: Schon 2025 wird die Anlage in Rom weiter ausgebaut und in einem benachbarten Leichtathletik-Stadion, dem „Stadio Marmi“, sollen drei neue Courts entstehen, darunter die „Super Tennis Arena“ mit 3.000 Sitzplätzen. Die beiden Nachbar-Courts sollen jeweils eine Kapazität für 800 Zuschauer haben. Es gibt sogar Pläne, Tenniscourts im nahegelegenen historischen Olympiastadion zu verlegen, wenn anläßlich der UEFA Euro 2032 in Italien neue Fußballarenen entstehen.
Expansionspläne in Rom: Schon für das 2025er-Turnier sollen neue Courts in einem Leichtathletikstadion entstehen.Bild: FITP
„Wir werden die Größe des Turnier-Areals von 10 auf 20 Hektar verdoppeln. Wir werden insgesamt 34.500 Sitzplätze haben, 7.500 mehr als 2024. Darüber hinaus wird es 2025 21 Courts geben, also vier mehr als im letzten Jahr“, frohlockte jüngst der Präsident der italienischen Tennisverbands, Angelo Binaghi. „Diese Erweiterung ist für uns absolut notwendig. Abgesehen von den zwei Covid-Jahren war unser Wachstum kontinuierlich und konstant. Von 2014 bis 2024 hat sich unsere Besucherzahl mehr als verdoppelt und in Zukunft werden wir weiter wachsen.“
Montreal/Toronto: Platz 9 der größten Tennisturniere
Hinter den großen Sandplatzevents in Europa folgen mit einigem Abstand weitere Hartplatz-Großevents in Nordamerika. Die Entwicklung in Kanada ist dabei etwas schwierig zu vergleichen, weil sich Montreal und Toronto jedes Jahr mit der Ausrichtung von Herren- und Damenturnier abwechseln. Das heißt: Es finden in Kanada jedes Jahr zwei voneinander unabhängige Top-Turniere parallel statt.
2024 kamen 150.729 Fans zu den Damen nach Toronto – neuer Rekord für das kanadische WTA-Turnier. Das ATP-Turnier in Montreal verzeichnete mit 226.839 Fans trotz widriger Wetterbedingungen die zweitbeste Zuschauerzahl in ihrer Geschichte. Wichtig zu wissen: Beide kanadischen Turniere fanden 2024 noch innerhalb von einer Woche statt!
Cincinnati: Platz 10 der größten Tennisturniere
Genauso wie das „combined event“ von Cincinnati. Auch hier gab es 2024 einen neuen Besucherrekord mit 205.068 Fans. 2025 werden die Felder in Cincinnati und bei den kanadischen Turnieren jeweils von 56 auf 96 Spieler bzw. Spielerinnen vergrößert und die Turniere dauern dann zwei Wochen – so wie es bereits in Indian Wells, Miami, Madrid, Rom, Peking und Shanghai üblich ist.
Die Cincinnati Open im Lindner Family Tennis Center werden bis zur Premiere als „Mega-Event“ weit mehr als 250 Millionen Dollar in den Komplettumbau ihrer Anlage investiert haben. Es entstehen allein zehn neue Courts. Einer davon wird der „Champions Court“ sein, der 2.000 Fans fasst und in der Erde versenkt ist. Ein neues zweistöckiges Clubhaus mit Blick auf die Courts wird ebenfalls gebaut. „Früher wurde unser Turnier als Auftakt für die US Open vermarktet“, sagt Bob Moran, Turnierdirektor von Cincinnati. „Aber wir haben unsere Marketingstrategie geändert. Es geht nur noch um Cincinnati. Ich meine das nicht negativ, aber wir sind kein Sprungbrett mehr für die US Open.“
Neuer Show-Court in Cincinnati: Auf dem in die Erde eingelassenen „Champions Court“ wird schon 2025 gespielt.Bild: Cincy Open
Cincinnati strebt eine Identität als eigenständiges Mega-Event an. Als Vorbild dürfte Indian Wells dienen. Wie in der kalifornischen Wüste mit Larry Ellison steht auch im Mittleren Westen der USA ein potenter Geldgeber im Hintergrund. Es ist Benjamin Navarro, ein milliardenschwerer US-Finanzinvestor und Vater von Top 10-Spielerin Emma Navarro. Über seine Firma Beemok Capitol kaufte Navarro dem US-Tennisverband die Turnierlizenz von Cincinnati für 275 Millionen Dollar 2022 ab. Ein Umzug von der Metropole im Tri-State Ohio, Indiana, Kentucky nach Charlotte, North Carolina, ist vom Tisch. Nun will er die „Cincy Open“ in der angestammten Heimat aus ihrem Dornröschenschlaf holen.
Die zehn größten Tennisturniere der Welt
Turnier | Aktuellste Besucherzahl (2024/25) |
Australian Open | 1.218.831* |
US Open | 1.048.669* |
Roland Garros | 675.080 |
Wimbledon | 526.455 |
Indian Wells | 504.268 |
Miami | 395.683 |
Madrid | 380.077 |
Rom | 358.396 |
Kanada | 226.839** |
Cincinnati | 205.068** |
* inklusive Zuschauerzahlen der Vorwoche/Quali
** Turnier ging 2024 nur eine Woche, ab 2025 auch zweiwöchig
Noch bildet Cincinnati das Schlusslicht der Top 10 der größten Tennisturniere der Welt. Aber das wird sich in den nächsten Jahren vermutlich ändern. Im „Wettrüsten“ der Big Events hat Cincinnati – auch wenn es keine Weltstadt wie Madrid, Rom oder Miami ist – gute Aussichten.
Was ist mit den ATP-Finals in Italien?
Die ATP-Finals, die seit 2021 in Turin stattfinden, schaffen es nicht ganz in die Top Ten, obwohl es 2024 mit 183.000 Fans einen Rekordwert für das Saisonabschlussturnier in der italienischen Metropole gab. Allerdings: In den Hochzeiten der ATP-Finals in der O2-Arena von London kamen jeweils mehr als 250.000 Besucher innerhalb von acht Spieltagen zu den Matches der besten acht Spieler der Saison.
In die Turiner „Inalpi Arena“ passen „nur“ 12.000 Fans, in die Londoner O2-Arena dagegen knapp 18.000. Deswegen werden die ATP-Finals innerhalb Italiens auch bald umziehen – und zwar nach Mailand. Ab 2026 wird in der Mailänder „Santa Giulia Arena“ gespielt, die bis dahin eine Kapazität für 16.000 Fans haben soll.
Wie hoch ist das Zuschauerinteresse in China?
Aber was ist im Spiel der „Big Player“ eigentlich mit China? Für die Zuschauerzahlen der chinesischen Turniere gibt es widersprüchliche Angaben. Im Oktober 2024 vermeldeten chinesische News-Websites, dass es einen regelrechten Run auf die Events im eigenen Land gegeben hätte. Plötzlich war etwa die Rede von mehr als 300.000 Fans bei den China Open in Peking. Zum ATP-Masters-1000er in Shanghai sollen über 220.000 Besucher gekommen sein. In beiden Fällen sprachen chinesische Turnierdirektoren von märchenhaften Wachstumsraten.
Außerhalb der chinesischen Blase wurden die Zahlen aber nicht weiter aufgegriffen. Von WTA/ATP-Tour kam weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Stattdessen machten während der Turniere in China die üblichen Fotos mit gähnend leeren Tribünen die Runde in den sozialen Netzwerken – so wie eigentlich jedes Jahr.
Morning from Beijing, where nobody showed up so far to watch Shang vs. Bu, a match between two of the four Chinese players to ever make the ATP top 100.
Both players coming from the best week of their careers and sitting on a career high ranking… pic.twitter.com/bLFbN69R2v
— José Morgado (@josemorgado) September 27, 2024
Trotz der schwer einzuordnenden Zahlen aus China: Der Boom der Großturniere hält an. Acht der zehn größten Tennisturniere weltweit erzielten mit ihrer jüngsten Auflage jeweils neue Besucherrekorde. Dahinter steht aber auch der Wille der Tour-Organisationen: ATP und WTA pushen ihre Mega-Events, blähen sie regelrecht auf und dehnen sie immer öfter auf zwei Wochen aus. Das geht langfristig zu Lasten der kleinen Turniere.
„The bigger, the better“ lautet das Tour-Motto der Stunde.