Olympia 2024: Diese Profis haben Medaillenchancen
Am 27. Juli startet der olympische Tenniswettbewerb in Paris. Aus deutscher Sicht sind zehn Tennis-Profis dabei. Haben sie bei Olympia 2024 eine Chance eine Medaille zu gewinnen?
Olympia 2024: Wer sind die Favoriten im Einzel?
Alcaraz & Zverev mit Top-Chancen; Nadal Außenseiter
Im Einzel-Wettbewerb der Herren wäre Jannik Sinner als amtierende Nummer eins der Weltrangliste als Top-Favorit ins Rennen gegangen. Sinner glänzt bereits seit Ende 2023 mit konstanten Leistungen. Zwar hat er nach seinem Australian Open-Sieg im Januar keinen weiteren Grand Slam-Titel gewonnen. Dennoch erreichte er bei den French Open das Halbfinale und in Wimbledon das Viertelfinale. Am Mittwoch vor Turnierbeginn zog Sinner jedoch seine Teilnahme aufgrund einer Mandelentzündung zurück.
Carlos Alcaraz, Nummer zwei der Setzliste bei den Olympischen Spielen, ist gerade in Top-Form. Er gewann sowohl den Titel bei den French Open als auch in Wimbledon. Der Spanier ist für sein überragendes Sandplatz-Tennis bekannt und daher ein großer Favorit auf die Goldmedaille.
Aber auch Novak Djokovic scheint sich langsam wieder in Form zu spielen. Trotz vieler fragwürdiger Auftritte in der laufenden Saison und seiner Knie-Verletzung bei den French Open überraschte der Serbe in Wimbledon mit dem Einzug ins Endspiel. Im Finale gegen Alcaraz blieb er allerdings chancenlos.
Olympia 2024: Zählen Zverev und Nadal zu den Top-Favoriten?
Der Gold-Medaillen-Gewinner von 2021 in Tokio, Alexander Zverev, zählt natürlich auch zum engsten Favoritenkreis. Für den Deutschen war der Triumph 2021 sein wohl größter Karriereerfolg. Nach seiner Knie-Verletzung in Wimbledon trat Zverev noch in seiner Heimat in Hamburg beim Turnier der 500er-Kategorie an. Obwohl Zverev unter großen Zweifeln und nicht zu 100 Prozent fit die ersten Runden bestritt, kämpfte sich der 27-Jährige ins Endspiel. Dieses musste er aber nach hartem Kampf an den Franzosen Arthur Fils abgeben. Dennoch habe der Finaleinzug Zverev reichlich Selbstvertrauen gegeben. Und: Sein angeschlagenes Knie hat den Test bestanden.
Rafael Nadal hingegen zählt trotz seinem Finaleinzug in Bastad/Schweden nicht zum Kreis der Top-Favoriten. Er selbst war nicht zufrieden mit seiner Perfomance und den engen Matches beim 250er-Turnier. Nadal müsste in wenigen Tagen auf eine riesige Leistungssteigerung hoffen, um mit den anderen Profis auf höchstem Niveau mithalten zu können.
Klare Favoritin bei den Damen – wer könnte die Party sprengen?
Bei den Damen sieht das ganze Favoriten-Szenario wieder anders aus. Denn hier geht Iga Swiatek, Nummer eins der Weltrangliste, als absolute Top-Favoritin ins Rennen. Abgesehen von ihrer Halbfinal-Niederlage beim WTA-500-Turnier in Stuttgart hat die Polin in diesem Jahr noch kein Match auf Sand verloren. Sie war sowohl bei dem Masters-Turnier in Madrid als auch in Rom erfolgreich und krönte das Ende der Sandplatzsaison Anfang Juni mit ihrem vierten French Open-Titel. Im Stade Roland Garros fühlt sich Swiatek also pudelwohl. Außerdem will die 23-Jährige in diesem Jahr eine familiäre Angelegenheit klären: eine Medaille bei den Olympischen Spielen gewinnen. Denn ihr Vater war als Ruderer bereits bei Olympia 1988 dabei, verpasste aber einen Platz auf dem Siegertreppchen.
Olympia 2024: Geringe Medaillenchancen für die deutschen Damen
Weitere Spielerinnen, die man im Auge behalten sollte, sind Coco Gauff, die Anfang Juni noch im Halbfinale von Roland Garros stand, Elena Rybakina, die über die ganze Saison konstant spielte, sowie Barbora Krejcikova, die überraschende Wimbledon-Siegerin 2024 und French Open Siegerin 2021.
Zwar sind die Gold- und Silbermedaillen-Gewinnerinnen von 2021, Belinda Bencic und Marketa Vondrousova, in Paris nicht am Start und auch die Top-3-Spielerin Aryna Sabalenka verzichtet auf die Teilnahme bei Olympia 2024, dennoch stehen die Chancen für die deutschen Spielerinnen im Einzel nicht besonders gut. Weder Angelique Kerber noch Laura Siegemund, Tatjana Maria oder Tamara Korpatsch glänzten in dieser Saison mit überragenden Leistungen in der Einzelkonkurrenz. Aber wie sagt man so schön: Dabei sein ist alles.
So stehen die Chancen der Deutschen im Einzel
Für die deutschen Damen, die im Einzel in dieser Saison bislang nicht überzeugt haben, wird es schwer weit zu kommen. Angelique Kerber nutzte ihr Protected Ranking, um überhaupt bei Olympia dabei sein zu können. Zwar wirkt die 36-Jährige nach ihrer Schwangerschaft top-fit, für einen konstant-guten Auftritt hat es für sie in diesem Jahr aber noch nicht gereicht. Auch für Siegemund, Maria und Korpatsch (die lange verletzt gefehlt hatte) sieht die Saison-Bilanz im Einzel bislang eher ernüchternd aus. Dafür konnte Siegemund aber mit fast perfekten Auftritten im Doppel und Mixed überzeugen.
Bei den deutschen Herren gehen neben Zverev auch Jan-Lennard Struff, Dominik Koepfer und Maximilian Marterer an den Start. Wie gut „Struffi“ auf Sand performen kann, bewies er bei den BMW Open in München im April, als er seinen ersten Tour-Titel feierte. Knapp 1,5 Wochen vor Start der Olympischen Spiele zog der 34-Jährige auch ins Halbfinale von Gstaad ein. Der zweifache Familienvater kann mit Sicherheit für die ein oder andere Überraschung sorgen – besonders als Underdog, auf dem wenig Druck lastet.
Koepfer hingegen hat seit dem Turnier in Eastbourne mit einer Verletzung am Fuß zu kämpfen. Beim Training war er umgeknickt und musste schließlich seine Teilnahme in Wimbledon absagen. Bei den Hamburg Open kehrte der 30-Jährige dann auf den Tennisplatz zurück, verlor allerdings sowohl sein erstes Match im Einzel als auch im Doppel. „Ich habe zwar keine Schmerzen mehr, aber im Kopf noch eine Hemmung meinem Fuß zu 100 Prozent zu vertrauen“, sagte er am Hamburger Rothenbaum. Zwischenzeitlich trat Koepfer noch für seinen Bundesliga-Verein GW Mannheim an und feierte dort einen Sieg im Einzel gegen Top-100-Spieler Federico Coria.
Nach einigen Absagen war Maximilian Marterer für die Olympischen Spiele im Einzel nachgerückt. In der aktuellen Saison konnte sich der 29-jährige Nürnberger allerdings noch nicht über konstante Leistungen auf der Challenger- und ATP-Tour freuen.
Wie stehen die Chancen der Deutschen im Doppel & Mixed?
Im Doppel sind besonders die deutschen Herren gut aufgestellt. Hier startet nämlich das deutsche Top-Doppel Kevin Krawietz/Tim Pütz. Gerade haben die beiden bei den Hamburg Open souverän ihren Titel verteidigt. Der Vorteil des deutschen Duos: Sie spielen auch regulär auf der Tour das ganze Jahr zusammen. Und auch im Davis Cup stehen sie meist gemeinsam auf dem Court. Anders sieht das bei vielen anderen Nationen aus, die häufig keine eingespielten nationalen Doppel-Paarungen auf der Tour haben. Krawietz/Pütz müssen also keine Anpassungen oder Umstellungen vornehmen. Außerdem: Beide Spieler haben bewiesen, wie wohl sie sich im Stade Roland Garros fühlen. Zweimal gewann Kevin Krawietz hier den Doppeltitel (2019 & 2020 an der Seite von Andreas Mies). Tim Pütz war bei den French Open 2023 im Mixed an der Seite von Miyu Kato erfolgreich. Für das deutsche Doppel könnte man sich also Medaillen-Chancen ausrechnen.
Gefährliche Konkurrenz für Krawietz/Pütz
Allerdings bekommen Krawietz/Pütz auch große Konkurrenz, die man nicht unterschätzen sollte oder wie es Dominik Koepfer sagen würde: „Im Doppel ist immer alles möglich.“ Koepfer spielt an der Seite von Jan-Lennard Struff. Eingespielt miteinander sind sie zwar aktuell nicht, jedoch haben beide schon mehrfach bewiesen, wie gut sie auch im Doppelwettbewerb performen können. Koepfer stand Anfang diesen Jahres im Halbfinale der Australian Open an der Seite von Yannick Hanfmann und Struff hat bereits vier ATP-Doppel-Titel inne.
Ebenfalls im Doppel am Start ist Rafael Nadal an der Seite von Carlos Alcaraz, das australische Top-Doppel Matthew Ebden/John Peers, die Briten Joa Salisbury/Neal Skupski sowie die Amerikaner Rajeev Ram/Austin Krajicek. Sie alle könnten für Krawietz/Pütz durchaus gefährliche Konkurrenten werden.
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Egypt’s table tennis teen prodigy @HanaGoda_ snags a photo with Carlos Alcaraz and Rafael Nadal at the Olympic Village#Paris2024 pic.twitter.com/iBmTMkcYX9
— Reem Abulleil (@ReemAbulleil) July 22, 2024
Doppel: Wie spielen sich die deutschen Damen ein?
Bei den deutschen Damen gehen Laura Siegemund und Tatjana Maria als erfahrene Doppelspielerinnen an den Start. Allerdings spielen die beiden nicht zusammen. Siegemund wird an der Seite von Angelique Kerber aufschlagen, Maria an der Seite von Tamara Korpatsch. Gemeinsam standen beide deutschen Doppel beim Billie Jean King Cup noch nie auf dem Court. Bedeutet also: Anders als bei Krawietz/Pütz brauchen sie eine gewisse Eingewöhnungsphase.
Aber immerhin: Wie unkompliziert sich Siegemund im Doppel und Mixed anpassen kann, stellte die 36-Jährige in der Vergangenheit mehrfach unter Beweis. Zuletzt gewann Siegemund die French Open im Mixed-Wettbewerb. Zuvor war sie bei den WTA-Finals in Cancun Ende 2023 mit Vera Zvonareva erfolgreich. Auch einen US-Open Titel im Doppel hat Siegemund bereits inne. Tatjana Maria stehen bislang vier WTA-Titel im Doppel zu Buche, der letzte allerdings im September 2019. Es bleibt also abzuwarten, wie gut sich die deutschen Damen aufeinander einstellen werden. Denn mit Top-Doppeln wie Pegula/Gauff, die bereits fünf Titel zusammen gewonnen haben, Errani/Paolini (French Open-Finalistinnen 2024) oder Siniakova/Krejcikova (Goldmedaillen-Siegerinnen 2021) warten unangenehme Gegnerinnen auf sie.
Mixed: Da geht was für Siegemund/Zverev!
Eingespielt hingegen sind Laura Siegemund und Alexander Zverev im Mixed. Nicht nur, dass Siegemund sowieso eine Top-Mixed-Spielerin ist, sie stand bereits mit Zverev im Mixed auf dem Court. Anfang des Jahres, als Team Deutschland den United Cup gewann, traten die beiden in drei Partien gemeinsam an. Die Bilanz: 3:0. Dabei besiegten sie unter anderem Iga Swiatek und Hubert Hurkacz und Storm Hunter und Matthew Ebden.
Aufgrund der Absage von Hurkacz für Olympia 2024 bekommen es Siegemund/Zverev auf jeden Fall nicht mit ihnen zu tun. Welche weiteren Teams im Mixed an den Start gehen werden, wird am 24. Juli bekannt gegeben.