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„Petkorazzi“ tanzt in Melbourne ins Viertelfinale

Als sie da nach dem verwandelten Matchball auf dem Centre Court den „Petkorazzi-Dance“ tanzte, strahlend über das ganze Gesicht, da ahnte man das vollkommene Glück. Andrea Petkovic hat sich bei den Australian Open in Melbourne einen Traum erfüllt. Durch den überraschend klaren 6:2, 6:3-Erfolg über die große Maria Scharapowa erreichte die 23-Jährige erstmals in ihrer Karriere das Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier. Die Chinesin Li Na, an Nummer neun gesetzt, ist am Dienstag ihre nächste Gegnerin.

„Ich bin wirklich sehr glücklich“, sagte die Darmstädterin, „ich kann nicht mit Worten beschreiben, welche Last nach dem Match von mir abgefallen ist.“ Was für eine tolle Geschichte das aber auch ist. Ihr Vater Zoran, ein ehemaliger Profi, wollte eigentlich, dass sie nach dem Abitur was „Ordentliches“ lernt. „Leute, hört nicht auf eure Eltern, dann landet ihr in der Rod-Laver-Arena“, sagte Petkovic unter dem Jubel der Fans.

Eine Stunde nach Ende des nur 79 Minuten langen Spiels war sie dann schon wieder – typisch – ganz kontrolliert. „Das Turnier ist noch nicht zu Ende“, sagte sie, „und ich möchte auch nicht sagen, dass dies der größte Erfolg meiner Karriere war, es sollen noch mehr kommen.“

„Nicht Marias bester Tag“

Die 16.000 in der ausverkauften Arena unterstützten die junge Deutsche, die die meisten von ihnen eigentlich noch gar nicht kannten. Welcher Maßstab war schon das Drittrundenmatch gegen Venus Williams, das die Amerikanerin nach sechs Minuten verletzt aufgeben musste? Mit ihrem druckvollen, mutigen Spiel gegen die ehemalige Weltranglisten-Erste aus Russland und mit ihrer extrovertierten Persönlichkeit hat Andrea Petkovic nun auch die Herzen der „Aussies“ erobert.

Scharapowa war jedenfalls anschließend bedient: „Es lief bei mir nur wenig zusammen“, sagte die Blondine, „ich konnte einfach keinen Druck auf sie ausüben.“ Petkovic stimmte fair zu, „dass es nicht Marias bester Tag war“. Allerdings: „Man spielt nur so gut, wie der andere es zulässt, und ich habe ein sehr gutes Match gespielt.“

Gegen Scharapowa hat sie im Grunde beendet, was ihre Freundin Julia Görges zwei Tage zuvor begonnen hatte. Die Bad Oldesloerin hatte bei ihrer knappen Niederlage gegen die blonde Russin die Vorlage zum Erfolg gegeben: „Ich muss Jule im Nachhinein dankbar sein, sie hat mir den Weg zum Sieg gezeigt.“ Scharapowa unter Druck setzen, nicht zu Entfaltung kommen lassen: „Gegen sie muss man das Spiel diktieren, sonst hat man keine Chance.“

Da die dreimalige Grand-Slam-Siegerin außerdem noch mit über 30 unerzwungenen Fehlern half (Petkovic nur neun) passte alles. Die Reifeprüfung wurde beeindruckend bestanden, ein weiterer Schritt nach oben ist geschafft. Die Top 20 sind „Petkos“ Ziel für dieses Jahr.

Kreuzbandriss als Denkpause

2008 gewann Maria Scharapowa die Australian Open und damit ihren bislang letzten Major-Titel. Beim gleichen Turnier riss Petkovic in Runde eins nach dem ersten Ballwechsel gegen Anna Tschakwetadse das Kreuzband. Was damals als Super-Gau erschien, hat ihr den Weg an die Spitze ermöglicht, sagt die Einser-Abiturientin Petkovic heute: „In der Reha hatte ich sechs Monate Zeit, um darüber nachzudenken, was ich wirklich will. Vorher war ich mir nicht so sicher gewesen, ob es wirklich die Tenniskarriere sein soll.“

Sollte es. Sie machte nun ernst mit dem Sport. Trotz der zahlreichen anderen Aktivitäten wie verrückte Videoblogs auf ihrer Web-Site, wo ihr Alter Ego „Petkorazzi“ allen möglichen Blödsinn macht. Trotz des Twitter-Gewitters, das sie über alles und jeden abfeuert. Platz 56 belegte sie Ende 2009, auf 33 steht sie zurzeit. Andrea Petkovic ist eine der fittesten Spielerinnen auf der Tour, und mit der körperlichen Frische kommt auch das Vertrauen ins Spiel: „Durch die Fitness bin ich auch mental besser.“

Dienstag gegen Li Na wird Vater Zoran wieder das grüne Glücks-T-Shirt tragen müssen, wie bei jedem Sieg bisher. Alle Routinen werden eingehalten, denn Petkovic ist abergläubisch. Vor Li Na hat sie großen Respekt, die Chinesin ist in diesem Jahr noch ungeschlagen und hat in Sydney Kim Clijsters besiegt. „Aber wenn ich so gut spiele wie am Sonntag, dann werde ich meine Chancen bekommen“, sagt „Petkorazzi“, „mein Job ist es, die dann auch zu nutzen.“

Schiavone gewinnt Rekordmatch

Die Italienerin Francesca Schiavone gewann am Sonntag das längste Damenmatch der Grand-Slam-Geschichte. Die French-Open-Siegerin bezwang im Achtelfinale die Russin Swetlana Kusnezowa nach 4:44 Stunden Spielzeit mit 6:4, 1:6, 16:14, allein der dritte Satz dauerte genau drei Stunden. Die bis dato längste Grand-Slam-Partie im Dameneinzel hatten 2010 in Melbourne Barbora Zahlavova Strycova und Regina Kulikova gespielt, nach 4:19 Stunden hatte Zahlavova den Matchball verwandelt.

Den Rekord im Herreneinzel halten John Isner und Nicolas Mahut, die sich in Wimbledon 2010 in der ersten Runde über drei Tage hinweg insgesamt 11:05 Stunden duellierten. Isner gewann schließlich den fünften Satz mit 70:68.

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