Post aus Paris: Petra Kvitova hat dem Tennis gefehlt
Petra Kvitovas Comeback wurde von der WTA längst nicht so promotet wie Maria Sharapovas Rückkehr. Aber es ist die viel schönere Geschichte.
Petra Kvitova knallte ihr Racket auf den roten Sand der „Stierkampfarena“ im Stade Roland Garros. Per Doppelfehler hatte sie ihren 2:06 Stunden langen Zweitrunden-Fight gegen Bethanie Mattek-Sands beendet. 6:7 (5:7), 6:7 (5:7) hieß es am Ende in der Mittagshitze von Paris. „Yes, I was MAD!“, ja, sie sei wütend gewesen, sagte die 27-Jährige hinterher – und lachte. „Meinem Vater hat es überhaupt nicht gefallen, dass ich meinen Schläger geschmissen habe.“
Da ist die Tenniswelt wohl anderer Meinung als Jiří Kvita. Es ist einfach schön, Petra Kvitova zurück zu haben – und auch, sie wieder Schläger schmeißen zu sehen. „Es ist komisch, ich bin natürlich enttäuscht“, erzählte die Tschechin, „aber es fühlt sich nicht so schlimm an wie normalerweise, wenn ich verliere. Ich bin so glücklich, dass ich hier bin und wieder spielen kann.“ Ihre Gegnerin Mattek-Sands, die Doppelweltranglistenerste und Mode-Punkerin, nahm Kvitova minutenlang am Netz in den Arm. Nur gut fünf Monate, nachdem ihr am 20. Dezember ein Einbrecher in ihrer Wohnung in Prostejov die linke Schlaghand mit einem Messer zerschnitten hatte. Und nicht klar war, ob sie jemals wieder Tennisspielen würde. 3 Stunden und 45 Minuten musste die Hand operiert werden. Alle fünf Finger waren schwer verletzt.
Alle Kolleginnen freuen sich über ihr Comeback
Egal, wen man in Paris nach Petra Kvitova fragt, alle Kolleginnen sind emotional bewegt von ihrem Comeback. Die Australierin Samantha Stosur sagte am Mittwoch: „Ich habe sich ganz doll umarmt, als ich sie hier das erste Mal beim Training getroffen habe. Petra ist eine der nettesten Spielerinnen auf der Tour. Sie hat immer ein Lächeln im Gesicht.“ Die Amerikanerin Julia Boserup twitterte ein Bild von sich und Kvitova beim Handshake, nachdem sie ihr in der ersten Runde mit 2:6, 3:6 unterlegen war: „Herzlichen Glückwunsch an Petra – zu so viel mehr als einem gewonnenen Tennismatch.“
Congratulations to @Petra_Kvitova for so much more than winning a tennis match today. pic.twitter.com/rxPtVghEGS
— Julia Boserup (@juliaboserup) May 28, 2017
Kvitovas Team und ihre Familie trugen in ihrer Box in beiden Matches einheitliche schwarze Nike-Shirts mit den aufgedruckten Wörtern „Courage, Believe, Pojd“. Mut, Glaube – und „Pojd“ (mit einem Herz anstelle des O’s), was auf Tschechisch so viel heißt wie „Come on“. Das ist Kvitovas typischer Ausruf. In beiden Pressekonferenzen erschien sie selbst auch in diesem T-Shirt. Das tennis MAGAZIN fragte sie, ob sie das Shirt verkaufe wolle. „Haha, ja, wir haben schon darüber nachgedacht, weil mich jeder auf die Shirts anspricht.“
Im zweiten Match in den beiden Tiebreaks fehlte die Matchpraxis
Kvitova hatte sich ihren Start bei den French Open bis zum letzten Moment offen gehalten. Am vergangenen Donnerstag trainierte sie erstmals in aller Öffentlichkeit auf der Anlage, am Freitag gab sie dann bekannt, dass sie spielen wolle. Die ehemalige Weltranglistenzweite hatte geschildert, wie sie im März erstmals wieder versucht hatte, Tennis zu spielen: „Ich hatte damals das Gefühl, der Schläger gehört nicht zu mir.“ Mehr als 15 Minuten konnte sie das Racket nicht in der Hand halten, „die Narben taten zu sehr weh.“ Sie hatte in Paris eine Absprache mit ihrem Arzt: „Ich habe ihm versprochen, dass ich sofort aufhöre, wenn ich einen Schmerz in meiner Hand spüre.“ Aber ihre linke Hand hielt. Und Kvitova war am Ende „super überrascht“ darüber, wie gut sie auch ohne viel Training schon wieder spielen konnte.
Hitzeschlacht gegen Mattek-Sands
In ihrem ersten Match hatte sie gleich voller Adrenalin mit einem ersten Aufschlag-Hammer und einem darauffolgenden Vorhand-Winner angefangen, womit sie sich selbst überraschte („Ich habe zu mir selbst gesagt: Oh oh, das war wunderbar.“). Auf Twitter wurde nach ihrem starken ersten Auftritt gescherzt, sie habe in Wahrheit eine Doping-Sperre abgesessen. Kvitovas Zweitrundenpartie gegen Mattek-Sands war eine Hitzeschlacht, in der sie unglaublich mitreißend kämpfte und nach 1:3 im zweiten Satz und Breakbällen gegen sich noch einmal fast das Match drehte. Am Ende fehlte ihr in beiden Tiebreaks ein bisschen die Matchpraxis, wie sie sagte.
Was ihr schönster Moment in Roland Garros gewesen sei? „Als ich mein erstes Match gewonnen hatte, ganz sicher, das war sehr emotional „, sagte Kvitova. Sie hatte am Sonntag auf dem Court Philippe Chatrier das Turnier eröffnen dürfen. Und nach ihrem Sieg vor Glück geweint.
Jetzt freut sich die zweifache Wimbledon-Siegerin auf die Rasensaison
Jetzt sei der große Rummel um ihr Comeback erledigt, „das Märchen ist zu Ende. Jetzt wird es wieder Business as usual und darauf freue ich mich“, sagte sie mit etwas Erleichterung. „Der Plan war auch, dass ich hier in Roland Garros all die Aufmerksamkeit bekomme und es dann danach in Wimbledon viel entspannter sein wird. Roland Garros war also auch ein Teil der Vorbereitung für Wimby“, erlärte die zweifache Wimbledon-Siegerin. Welches Turnier sie vorher noch auf Rasen spielt, weiß sie noch nicht. „Wir wollten hier erst einmal abwarten, wie alles wird.“ Auf was sie sich denn am meisten freue, wenn IHRE Saison, die Rasensaison beginnt, wurde sie gefragt: „Ich freue mich auf meinen Linkshänderaufschlag von links weit nach außen. Yeah“, sagte sie. Petra Kvitovas Lächeln hat dem Tennis gefehlt.
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