Rafael Nadal: Alles dreht sich um „La Decima“
Djokovic – Weltranglistenerster, Dauersieger – ist der hohe Favorit. Mit Melbourne, Miami und Indian Wells gewann er die bedeutendsten Turniere des Jahres. In Madrid siegte er auf Sand, im Finale von Rom unterlag er etwas überraschend seinem Trauzeugen Andy Murray, gegen den er zuvor von den letzten 13 Partien nur eine verloren hatte. Eigentlich schien es, als habe er das fehlende Puzzlestück schon 2015 sicher. Nadal hatte er im Viertelfinale besiegt, im Finale scheiterte Djokovic aber überraschend an Stan Wawrinka.
Djokovics fehlendes Puzzle-Stück
Jetzt sagt Djokovic: „Es ist natürlich eines der größten Saisonziele. Ich will endlich diesen Pokal gewinnen.“ Aber er jage dieses Ziel „nicht mit Verbissenheit“. Das muss er sagen. Um sich den Druck zu nehmen. Djokovic mag als Roboter erscheinen, aber wer erlebt, wie nervös er manchmal vor scheinbar einfachen Aufgaben ist, mag sich vorstellen, wie tonnenschwer der Sand von Paris auf seinen Schultern lastet.
Untröstlich war der Serbe vor zwölf Monaten. Nach sechs Niederlagen gegen Nadal in Paris hatte er den Mallorquiner aus dem Weg geräumt und verlor am Ende doch. Djokovic sagt: „Es war mit der schlimmste Moment meiner Karriere.“ Dass er anschließend in Wimbledon siegte, war fast ein kleines Wunder bei der ganzen Tristesse.
Warum schreibe ich so viel über Djokovic, wenn es eigentlich um Rafael Nadal geht? Weil der eine zum anderen gehört. Vor allem im Pariser Sandkasten. Kein Spielfilm ohne Gegensätze: Perfektion gegen Emotion, Strategie gegen Herzblut. Die Djokovic-Story, die geglückte Suche nach dem fehlenden Kleeblatt, sie wäre fantastisch, ohne Frage. Ich würde es „Nole“ gönnen, weil ich ein Faible für Rekorde habe. Aber meine Lieblingsgeschichte von Paris 2016 hieße: La Decima!