Serena Williams: Warum ihr Superbowl Halftime-Dance so viel Aufsehen erregt
Serena Williams trat an der Seite von Kendrick Lamar ein paar Sekunden in der Halftime-Show beim Super Bowl 2025 auf und ist nun wieder in aller Munde.
Mit ihr hatte niemand gerechnet: Die Superstars der Super Bowl 2025 waren alle vorher angekündigt worden – bis auf Serena Williams. Sie tauchte völlig überraschend am Ende einer jetzt schon legendären Halftime-Show des US-Rappers Kendrick Lamar auf. Es waren nur ein paar Sekunden, in denen Serena Williams tanzend auf der Bühne zu sehen war. Doch ihr Auftritt ist zum großen Thema im Nachgang des Super Bowl geworden.
Serena Williams had to pop off with Kendrick during „Not Like Us“
Compton’s finest 😤 pic.twitter.com/9OIvVcmNnR
— espnW (@espnW) February 10, 2025
Es gibt keine größere Bühne für den US-Sport und für die US-Unterhaltungsbranche als den Super Bowl, der allein in den USA von mehr als 120 Millionen Zuschauern vor den Bildschirmen verfolgt wird. Das Finale der nordamerikanischen Football-Liga schafft damit jedes Jahr aufs Neue popkulturelle Momente, die noch Tage später die Schlagzeilen prägen.
Serena Williams mit einem Crip-Dance wie bei Olympia 2012
Über die Show von Kendrick Lamar, die die Süddeutsche Zeitung mit einer „hoch gehaltenen Faust“ als Symbol des Widerstands verglich, wird jedenfalls noch lange gesprochen werden. Natürlich ist dafür in erster Linie die künstlerische Performance mit etlichen Anspielungen gegen den neuen US-Präsidenten Donald Trump verantwortlich, der die Super Bowl als erster amtierender US-Präsident live im Caesars Superdome von New Orleans verfolgte. Als Kendrick gleich zu Beginn eine Majestätsbeleidigung rappte („The revolution about to be televised / you picked the right time but the wrong guy“), war der Ton gesetzt. Es war nur eine von etlichen Spitzen gegen Trump.
Als Lamar schließlich seinen gefeierten und mit fünf Grammys ausgezeichneten Song „Not Like Us“ anstimmte, fing die TV-Kamera plötzlich Serena Williams beim Crip-Walking ein – einem Tanz, mit dem sie 2012 ihren Olympiasieg in Wimbledon feierte, nachdem sie im Goldmedaillen-Match gegen Maria Sharapova gewonnen hatte. Damals sorgte ihre Einlage für Diskussionen. Angeblich würde sie so die Banden-Kriminalität in den USA verherrlichen, weil dieser US-Tanzstil seinen Ursprung in der Gangszene von Los Angeles hat. Serena Williams sagte damals: „Es war nur ein Tanz.“
Serena Williams: „Oh, ich hätte bestraft werden können“
Serena Williams wuchs wie Kendrick Lamar im Compton auf, einem berüchtigten Vorort von L.A. Im September 2003 wurde ihre Halbschwester Yetunde Price im Alter von 31 Jahren in Compton niedergeschossen – von einem Mitglied der Crip-Gang. Nun, nach Serenas Auftritt beim Super Bowl 2025, textete Schwester Venus auf Instagram: „Lil sister killing it!“ Frei übersetzt: Die kleine Schwester macht alle platt. Später, in einem Behind-The-Scenes-Video, scherzte Serena Williams: „Mann, so bin ich in Wimbledon nicht gelaufen. Oh, ich hätte bestraft werden können!“ Den Crip-Dance sehen die Williams-Sisters als Teil ihrer Kultur, der auch seinen Platz auf einer der größten Bühnen der Welt verdient hat.
Super Bowl halftime show babyyyyyyyyy pic.twitter.com/zufoSNdNhe
— Serena Williams (@serenawilliams) February 10, 2025
Die vielen versteckten Anspielungen lassen natürlich Raum für Spekulationen. Aber das ist gewünscht und Teil des Spiels im US-Rap. Genauso wie der Dauerstreit zwischen Kendrick Lamar und dem kanadischen Rapper Drake. Auch dabei kommt Serena Williams eine besondere Rolle zu. Angeblich haben sich Serena Williams und Drake 2015 gedatet. Er soll sie damals bei mehreren Turnieren besucht haben, etwa in Wimbledon, schrieb jüngst Ben Rothenberg, ein bekannter US-Tennisjournalist. Sein Fazit aus dieser Zeit: „Drake war eindeutig schwer in Serena verliebt, aber es war nie klar, wie ernst es Serena mit ihm war.“
Serena Williams mit einem Racheakt gegen US-Rapper Drake
Nicht besonders jedenfalls. Während Drake seinem Schwarm um die halbe Welt hinterherreiste, lernte Serena in dieser Zeit ihren späteren Ehemann Alexis Ohanian kennen. Mit ihm zeigte sie sich Ende 2015 öffentlich, etwa bei der Ehrung zur „Sports Illustrated Sportsperson of the Year“. In einem späteren Song lästerte Drake über Ohanian und nannte ihn „Groupie“.
Die Fehde zwischen Lamar und Drake wird nun insbesondere im Song „Not Like Us“ auf die Spitze getrieben. Der Song wimmelt nur so von doppelt codierten Zoten und Provokationen, inklusive Pädophilen-Vorwurf („Say, Drake, I hear you like ‘em young“). Dass an Lamars Seite nun ausgerechnet Serena Williams mit einem Crip-Dance auftaucht, soll den Beef natürlich noch weiter eskalieren lassen. Vorausahnend schickte Lamar dem Song eine entsprechende Massage mit („They love to sue“) und erntete dafür besonders viel Applaus.
Let’s go Super Bowl halftime??! I died a little! 💃🏿 pic.twitter.com/MxEZTl7NUv
— Serena Williams (@serenawilliams) February 10, 2025
Die Tanzeinlage von Serena Williams wird in den US-Medien nun heftig diskutiert. Tenor: Das war ihr Racheakt gegen Drake, eingebettet in einen Song von Drakes Erzfeind Kendrick Lamar. Für Coco Gauff war das ein echter Boss-Move. „Serena ist der GOAT! Eine Ikone, die ikonische Dinge tut“, schrieb sie auf X.
Serena Williams: „Ich liebe dich Taylor Swift“
Pete Blackburn, ein US-Eishockey-Podcaster, textete: „Serenas Crip-Dance ging vier Sekunden und gewann mehr Yards als die Chiefs in der gesamten ersten Hälfte!“ Hintergrund: Die Kansas City Chiefs verloren den Super Bowl mit 22:40 gegen die Philadelphia Eagles und lagen zur Halbzeit schon mit 0:24 hinten.
Und noch ein popkultureller Moment muss erwähnt werden. Als Pop-Superstar Taylor Swift, die Freundin des Chiefs-Spielers Travis Kelce, auf der Leinwand im Stadion eingeblendet wurde, schallten Buhrufe durch die riesige Arena. Vermutlich kamen diese hauptsächlich von Eagles-Fans und Trump-Anhängern. Swift hatte sich im US-Wahlkampf klar gegen Trump positioniert und Kamala Harris unterstützt. Serena Williams schrieb dazu auf X: „Ich liebe dich Taylor Swift, höre nicht auf die Buhrufe!“