Serve & Drive in New York: Die außergewöhnliche Turnierdirektorin von New Haven
Ein Roadtrip in New York. In dieser Woche steuert tennis MAGAZIN die Tennis-Hotspots in der Stadt, die niemals schläft, an. Zu Beginn steht aber eine Location etwas außerhalb von New York auf dem Programm: das WTA-Premier-Turnier in New Haven.
Wer aus New York kommt und hochklassiges Damentennis bereits kurz vor Beginn der US Open sehen möchte, der muss nicht weite Wege fahren. Ein Trip zum WTA-Premier-Turnier in New Haven lohnt sich für den Tennisfan. 72 Meilen (umgerechnet 115 km) sind es von der Anlage der US Open, dem Billie Jean King National Tennis Center, bis zum Connecticut Tennis Center in New Haven. Allerdings: Aus dem normalerweise 80-minütigen Trip können schnell mehr als zwei Stunden werden. Der Verkehr in und um New York ist wahnwitzig. Geduld ist gefragt.
New Haven: Weltklassetennis und Yale University
New Haven ist eine idyllische und etwas verschlafene Kleinstadt im US-Bundesstaat Connecticut. Spitzname: The Elm City. Warum? Wegen der zahlreichen majestätischen Ulmen in der Stadt. Knapp zehn Prozent der 130.000 Einwohner von New Haven studieren an einer der renommiertesten Universitäten der USA: an der Yale University. Ein weiteres großes Aushängeschild der Stadt ist das WTA-Premier-Turnier, das traditionell eine Woche vor Hauptfeldbeginn bei den US Open stattfindet. Seit 1998 wird im Connecticut Tennis Center, unweit von der Yale University entfernt, Spitzendamentennis geboten. Die erste Siegerin des Turniers: keine Geringere als Steffi Graf. Alles, was Rang und Namen auf der WTA-Tour hat, schlug in New Haven auf. Venus Williams und Caroline Wozniacki sind mit jeweils vier Titeln Rekordsiegerin. Auch so illustre Namen wie Jennifer Capriati, Lindsay Davenport, Justine Henin und Simona Halep finden sich in der Siegerliste wieder.
Apropos Halep: Die Nummer eins der Welt wäre auch dieses Jahr in New Haven an den Start gegangen. Die Rumänin zog jedoch nach ihrer Finalniederlage in Cincinnati wegen einer Verletzung an der Achillessehne kurzfristig zurück. Während bei den Männern fast alle Topstars in der Woche vor den US Open kein Turnier spielen, kommen jedes Jahr immer wieder Spitzenspielerinnen nach New Haven. Ein Grund dafür ist die besondere Turnierdirektorin. Anne Worcester leitet das Event nun bereits im 21. Jahr. Die 58-Jährige ist gleichzeitig Powerfrau und die gute Seele des Turniers. Worcester hat sich bereits früh einen Namen auf der WTA-Tour gemacht. 1994 wurde sie im Alter von 34 Jahren die jüngste und bis dato erste Frau an der Spitze der WTA-Tour.
Anne Worcester macht New Haven zur Wohlfühloase
Unter Leitung von Worcester sind die Connecticut Open zu einem der Aushängeschilder auf der WTA-Tour geworden. „Hier in New Haven bieten wir den gleichen Bodenbelag, die gleichen Bälle, das gleiche Klima, die gleiche Zeitzone wie bei den US Open. Es ist die perfekte Vorbereitung. Petra Kvitova nennt das Turnier in Anlehnung an die Hektik in New York die Ruhe vor dem Sturm. Wir erleichtern den Spielerinnen viele Dinge – von ihrer Ankunft bis zu ihrer Abreise. Wenn die Spielerinnen hier fertig sind, werden sie mit einem Porsche direkt zu ihrem Hotel bei den US Open gefahren.“
Das Turnier hat seinen besonderen Charme auch deswegen, weil es ein gemeinnütziges Event ist. „Es gehört der Tennis Foundation von Connecticut. Unsere Mission ist es, Weltklassedamentennis wirksam dafür einzusetzen, damit es ökonomische Auswirkungen auf unsere Gemeinde hat. Unser Turnier erzeugt mehr als zehn Millionen US-Dollar für die Region“, berichtet Worcester stolz. Nur drei WTA-Events, die nicht als kombiniertes Turnier mit den Herren gespielt werden, haben mehr Zuschauer als New Haven (mehr als 50.000 Zuschauer): der Porsche Tennis Grand Prix in Stutgart, Charleston und der Rogers Cup in Kanada.
Ein Gefühl von „Fomo” vermitteln
„In der heutigen Welt haben die Konsumenten so viele verschiedene Möglichkeiten. Sie können sich durch die digitalen Medien von zuhause aus oder in einem Cafe unterhalten lassen. Wir, die im Sportentertainment tätig sind, müssen sehr hart dafür arbeiten, dass die Erfahrung im Stadion und um das Stadion herum ein Gefühl von ‚Fomo“ (Fear of missing out, also, die Angst, etwas zu verpassen), erzeugt“, sagt die Turnierdirektorin. Spielraum für Verbesserungen und Anpassungen gebe es immer. „Unsere Fans lieben es, dass es hier Foodtrucks gibt, jeden Abend Live-Musik gespielt wird und auch Porsche-Modelle auf der Anlage ausgestellt sind. In diesem Jahr haben wir Pickleball ins Rahmenprogramm eingeführt. Wir denken immer darüber nach, wie wir frischer werden können, denn es sollte mehr als nur Tennis sein. Im Vordergrund steht aber immer der gemeinnützige Zweck, um unsere Gemeinde, Frauen und die Jugend zu unterstützen.“
Für die Zukunft hat Worcester einen Wunsch: mehr Frauen in leitenden Positionen im Tennis, nicht nur auf der WTA-Tour. „Ich bin immer überrascht, wie wenig Frauen in der Organisationsspitze im Damentennis tätig sind. Im Herrentennis sind es eigentlich gar keine. Als New Haven noch ein kombiniertes Damen- und Herrenturnier war, war ich auch Turnierdirektorin für das ATP-Turnier. Ich war die erste und bislang einzige weibliche Turnierdirektorin von einem Combined Event.“ Diese Tatsache soll ich in absehbarer Zeit ändern. Denn Tennis braucht mehr starke und außergewöhnliche Frauen wie Anne Worcester.cheap air jordan 1 mid | 1576 nike air jordan 1 grises y negras