So funktioniert die Setzliste in Wimbledon
Roger Federer wird in Wimbledon an Nummer zwei gesetzt sein, noch vor Rafael Nadal. Das liegt an der besonderen Setzlistenarithmetik, die in Wimbledon angewandt wird. Wir klären auf.
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Mittwoch wurden die Setzlisten in Wimbledon veröffentlicht. Während bei den Damen streng nach Weltrangliste gesetzt wird, ist die Lage bei den Herren anders. Bei der Setzung werden auch die Ergebnisse der Rasenturniere aus den vergangenen zwei Jahren berücksichtigt. Das hat zur Folge, dass Roger Federer dank des zehnten Titelgewinns beim ATP-Turnier in Halle/Westfalen in der Setzliste in Wimbledon an Rafael Nadal auf Platz zwei vorbeirückt.
Nadal: „Ich finde es einfach nicht richtig”
Eine Tatsache, die Nadal, der vor Wimbledon kein Rasenturnier bestritt, sauer aufstößt. „Es ist jedes Jahr das Gleiche. Ich finde es einfach nicht richtig, dass Wimbledon als einziges Turnier die Setzliste anders bestimmt. Es betrifft nicht nur mich. Man spielt das ganze Jahr stark auf verschiedenen Belägen und erarbeitet sich einen Status, der nicht respektiert wird“, sagte Nadal dem spanischen TV-Sender „Movistar“. Der Spanier schob jedoch hinterher. „Ob ich die Nummer zwei oder drei bin, ich muss sowieso mein bestes Tennis auspacken, wenn ich gewinnen will.“
Auch Djokovic übte leichte Kritik. „Es sind ihre Regeln. Das muss man respektieren, auch wenn es etwas überraschend ist, um ehrlich zu sein. Roger ist der Größte aller Zeiten und hat die meisten Wimbledontitel gewonnen. Wenn jemand das verdient, dann er. Aber gleichzeitig, dass er Nadal überholt, ist überraschend“, sagte Djokovic am Rande der Boodles Exhibition. Der Serbe hatte im Vorjahr selbst von der Setzung profitiert. Obwohl er damals nur die Nummer 21 im ATP-Ranking war, wurde er an Platz 12 gesetzt. Djokovic gewann schließlich in Wimbledon.
Wimbledon: Kuerten drohte mit Boykott
Bis zum Jahr 2000 wurde die Setzliste bei den Herren durch ein spezielles Komitee nach nicht immer nachvollziehbaren Kriterien festgelegt. Rasenspezialisten wurden deutlich bevorteilt, Sandplatzexperten hatten das Nachsehen. 2000 zum Beispiel wurde der ewige Angreifer Patrick Rafter an Position 12 gesetzt, obwohl er nur die Nummer 23 der Weltrangliste war. Er rückte dann bis ins Finale vor und verlor gegen Pete Sampras. Theoretisch hätte Rafter auch schon in Runde eins auf Sampras treffen können, hätten ihn die honorigen Clubmitglieder nicht derart protegiert. Denn: 2000 wurden nur 16 Spieler gesetzt, nicht 32 wie heute.
Viel Glück also für Rafter. Und viel Pech für seine spanischen Profikollegen: Alex Corretja und Albert Costa flogen von der Setzliste, obwohl sie damals in den Top 16 standen. Ihre Reaktion: Sie traten aus Protest in Wimbledon nicht an. Später erhielten sie populären Beistand, unter anderem durch Gustavo Kuerten, der 2000 die French Open gewann und am Jahresende die Nummer eins der Welt wurde. Er drohte mit einem Wimbledon-Boykott für 2001 und hatte eine ganze Armada spanischer Sandplatzspezialisten hinter sich.
Wimbledon: Seit 2001 besondere Formel für Setzliste
Wimbledon reagierte. 2001 führte es als erstes Grand Slam-Turnier 32 gesetzte Spieler ein. Und es sorgte für mehr Transparenz bei der Setzung. Wer sich die Mühe macht, kann sich seitdem selbst ausrechnen, wie die Setzliste aussehen wird. Die Reihenfolge ergibt sich aus einer dreistufigen Addition:
- Alle Weltranglistenpunkte vom Montag vor Turnierbeginn (2019 ist das also der 24. Juni).
- Alle Weltranglistenpunkte, die in den vergangenen zwölf Monaten auf Rasen erzielt wurden (2019 kommen dafür in Frage: Stuttgart/‘s-Hertogenbosch/Queen‘s/Halle 2019, Newport 2018, Wimbledon 2018, Antalya/Eastbourne 2018).
- 75 Prozent der Punkte für das beste Resultat auf Rasen in den davor liegenden zwölf Monaten (2019 sind das: Stuttgart/ ‘s-Hertogenbosch/Queen‘s/Halle 2018, Newport 2017, Wimbledon 2017, Antalya/Eastbourne 2017).
Alle Werte werden addiert und schon steht die neue Setzliste fest. Für 2019 ergibt sich folgendes Szenario:
- Novak Djokovic (ATP 1)
- Roger Federer (ATP 3)
- Rafael Nadal (ATP 2)
- Kevin Anderson (ATP 8)
- Dominic Thiem (ATP 4)
- Alexander Zverev (ATP 5)
- Stefanos Tsitsipas (ATP 6)
- Kei Nishikori (ATP 7)
- John Isner (ATP 12)
- Karen Khachanov (ATP 9)
- Daniil Medvedev (ATP 13)
- Fabio Fognini (ATP 10)
- Marin Cilic (ATP 18)
- Borna Coric (ATP 14)
- Milos Raonic (ATP 17)
- Gael Monfils (ATP 15)
- Matteo Berrettini (ATP 20)
- Nikoloz Basilashvili (ATP 16)
- Felix Auger-Aliassime (ATP 21)
- Gilles Simon (ATP 25)
- David Goffin (ATP 23)
- Stan Wawrinka (ATP 19)
- Roberto Bautista Agut (ATP 22)
- Diego Schwartzman (ATP 24)
- Alex de Minaur (ATP 29)
- Guido Pella (ATP 26)
- Lucas Pouille (ATP 28)
- Benoit Paire (ATP 32)
- Denis Shapovalov (ATP 27)
- Kyle Edmund (ATP 31)
- Laslo Djere (ATP 30)
- Dusan Lajovic (ATP 33)
Wimbledon: Kerber wäre die Nummer zwei der Setzliste
Übrigens: Die Rasenformel gilt nur für Spieler innerhalb der Top 32. Die Nummer 32 im ATP-Ranking zum Stichtag der Setzliste wird demnach auf jeden Fall gesetzt sein, auch wenn hinter ihm platzierte Spieler mit mehr Rasenpunkten hätten vorbeiziehen können. Da Juan Martin del Potro bereits für Wimbledon abgesagt hatte, rutschte Dusan Lajovic als Nummer 33 im ATP-Ranking noch in die Setzliste. Jan-Lennard Struff verpasste als Nummer 34 der Welt hauchdünn die erstmalige Setzung bei einem Grand Slam-Turnier.
Aufsteiger in der Setzliste in Wimbledon dank der Formel sind unter anderem Kevin Anderson (von 8 auf 4), Marin Cilic (von 18 auf 13) und Gilles Simon (von 25 auf 20). Würde die besonderen Setzlistenarithmetik in Wimbledon auch bei den Damen angewendet werden, würde Angelique Kerber sich im Vergleich zu ihrem aktuellen WTA-Ranking um drei Plätze verbessern und an Nummer zwei gesetzt sein. Auch Julia Görges würde Plätze gutmachen, von 18 auf 11.
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