Krawietz und Pütz unterliegen im Doppel in drei Sätzen

Kevin Krawietz (l.) und Tim Pütz (r.) müssen sich durch die neuen Teilnahmeregelungen keine Sorgen machen.Bild: AFP/SID/MAURO PIMENTEL

Tennis Madrid: Fruchten die neuen Doppelregeln?

Bei den Mutua Madrid Open kommen erstmalig die vor kurzem vorgestellten neuen Doppelregelungen der ATP zur Anwendung. Die Meldeliste zeigt: So richtig ist der Lockruf bei den Topspielern wohl noch nicht angekommen. Trotzdem bleiben einige Doppelspezialisten außen vor.

Die neuen Doppelregeln im Überblick

Zum einen wird der gesamte Doppelwettbewerb in fünf Tagen durchgezogen (von Dienstag bis Samstag der zweiten Turnierwoche in Madrid). Die Shot Clock reduziert die Zeit zwischen den Ballwechseln mit weniger als vier Schlägen auf nur noch 15 Sekunden (bei vier und mehr Schlägen weiterhin 25 Sekunden). Auch die Pausen beim Seitenwechsel werden verkürzt und Fans dürfen sich unabhängig vom Spielstand frei auf den Tribünen bewegen. Weiterhin sind 16 der 32 Startplätze sind für Duos vorbehalten, für deren Spieler ausschließlich das Ranking in der Einzel-Weltrangliste ausschlaggebend ist.

Neue Doppelregeln: Weniger Top-32-Spieler als in Indian Wells, Miami & Monte Carlo

Im Draw für den Doppelwettbewerb in der spanischen Hauptstadt finden sich mit Tallon Griekspoor, Sebastian Korda, Stefanos Tsitsipas, Alex de Minaur, Alexander Bublik sowie den Teams Taylor Fritz/Ben Shelton und Daniil Medvedev/Tommy Paul insgesamt neun Spieler aus den Top-32 der Einzelrangliste. Im ersten Moment mag sich das viel anhören. In der Realität sind das allerdings weniger als bei allen drei vorherigen Masters-Turnieren in diesem Jahr. In Monte Carlo waren es 17, in Miami zwölf und in Indian Wells sogar 20. Das Masters in Madrid als Feuertaufe für die neuen Regeln ist in dieser Hinsicht also schon mal nach hinten losgegangen. Eine erhoffte hohe Anzahl prominenter Einzelspieler bleibt aus. Mit Tallon Griekspoor/Hubert Hurkacz und Nicolas Jarry haben drei weitere Akteure ihre Teilnahme zurückgezogen. Für die ATP dürfte es eine Enttäuschung auf dem Weg sein, das Doppel attraktiver zu machen.

Doppelspezialisten schauen in die Röhre

Die Befürchtung vieler Doppelspieler, bei den kommenden Turnieren außenvor gelassen zu werden, hat sich zumindest in Teilen bestätigt. Doppelspezialisten wie Harri Heliovaara/Henry Patten (kombiniertes Doppelranking von 93) oder Matwe Middelkoop/Sander Arends (kombiniertes Doppelranking von 119) wurden nicht für das Hauptfeld berücksichtigt. Taylor Fritz/Ben Shelton dürfen dagegen mit einem kombinierten Doppelranking von 240 antreten. Ihre Teilnahme ist über das Einzelranking gesichert, wo Fritz auf 13 und Shelton auf 15 steht (kombiniert 28). Auch Daniil Medvedev/Tommy Paul gehen über die Einzelrangliste (kombiniert 20) an den Start. Ein Doppelranking haben die beiden nicht.

Für die auf Doppel spezialisierten Spieler ein Problem und auch ein Stück weit unfair. Die Preisgelder sind deutlich geringer als im Einzel, weshalb sich nur mit Doppel über Wasser halten, schon schwierig genug ist. Und jetzt sollen 16 der 32 Startplätze auch noch vorrangig an Top-Einzelspieler gehen, die sich um ihre Finanzen ohnehin keine Sorgen machen müssen? Das beste deutsche Duo Kevin Krawietz/Tim Pütz hat keine Mühe sich für die großen Turniere zu qualifizieren, da sie zu den besten der Welt gehören. Andere, wie Krawietz‘ ehemaliger Partner Andreas Mies, müssen auf Wildcards oder Absagen anderer Teams hoffen, um im Hauptfeld anzutreten.

Andreas Mies: Auf „gut Glück“ nach Madrid

Im Gespräch mit tennis MAGAZIN erzählt Mies über die Schwierigkeiten für das Turnier in Madrid: „Ich bemühe mich, überhaupt dabei zu sein“, sagte er vergangene Woche. „Außerdem bin ich gespannt, wie die Einzelspieler das Angebot annehmen, wenn sie die zweite Woche im Einzelwettbewerb erreichten.“ Mies war erst am Samstag „auf gut Glück“ nach Madrid geflogen und hoffte, irgendwie am Wettbewerb teilnehmen zu können. An der Seite von Nicolas Barrientos, einem kolumbianischen Doppelspieler, ist er nun ins Feld gerutscht.

Entgegen der Erwartungen des deutschen Doppelspezialisten sagten aber auch einige Einzelspieler, die in Madrid bereits ausgeschieden waren, im Doppel zu. Die Rede ist beispielsweise von Stefanos Tsitsipas, der mit seinem Bruder an den Start gehen wird. Auch Alex de Minaur aus Australien hätte bereits abreisen können, bleibt aber zum Doppelspielen in Madrid.

 

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Challenger als Alternative

Jetzt könnte man natürlich denken, viele Topspieler haben einfach keine Lust Doppel zu spielen. Sei es, weil sie die Zweifachbelastung vermeiden, oder nach einer frühen Niederlage im Einzel schnell den Ort des Geschehens verlassen wollen. Anstatt Doppel zu spielen, finden sich aktuell überraschend viele Topspieler in den Meldelisten von Challengern, der eher unterklassigen Turnierserie der ATP. Parallel zur zweiten Turnierwoche in Madrid finden solche Events in Cagliari/Italien und Aix-en-Provence/Frankreich statt.

Mit Frances Tiafoe und Lorenzo Musetti in Italien, sowie Adrian Mannarino und Tomas Martin Etcheverry in Frankreich, gehen jeweils zwei Top 32-Spieler an den Start. Mit Christopher Eubanks, Stan Wawrinka, Lorenzo Sonego, Marton Fucsovics oder Marcos Giron sind weitere prominente Namen dabei. Solche hochkarätig besetzten Teilnehmerfelder finden sich zum Teil nicht mal bei Turnieren der 250er-Klasse.

 

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Olympia-Qualifikation als Knackpunkt

Viele Spieler wollen sicherlich einfach lieber Matchpraxis im Einzel sammeln und sich somit auf die anstehenden French Open vorbereiten. Dazu spielen sie vielleicht sowieso nicht gerne Doppel. Dazu gibt es noch einen weiteren Grund für die Teilnahme an Challengern: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Spieler wollen, sofern ihre Teilnahme noch nicht feststeht, logischerweise eher Punkte für das „Race to Olympia“ sammeln, als unnötig Zeit im Doppel zu vergeuden. Selbst die vergleichsweise wenigen 175 Punkte für den Gewinn eines Challengers können am Ende entscheidend dafür sein, ob es für eine Olympiateilnahme reicht oder nicht.

Ob sich die Situation nach Olympia ändert und mehr Topspieler auf einen für sie reservierten Platz in der Doppelkonkurrenz zurückgreifen, bleibt abzuwarten. Belastungssteuerung ist für die Akteure nach wie vor ein immer bedeutenderes Thema. Viele lassen daher lieber das Doppel aus, um sich auf das nächste Einzelturnier vorzubereiten. Finanziell gesehen könnte ein 175er-Challenger sogar lukrativer sein als die Doppelkonkurrenz bei einem Masters. Gewinnt man den Challenger, gibt es 30.000 Euro, bei dem 1000er müsste für die gleiche Summe mindestens das Viertelfinale erreicht werden. Für viele Einzelspieler eine recht schwierige Aufgabe, da sie wenig Matchpraxis im Doppel haben. In den ersten Runden müssen sie bereits gegen gesetzte Duos antreten, die sich bestens im Teamwettbewerb auskennen.