Thomas Enqvist

Thomas Enqvist und Björn Borg führten siebten Jahre lang das Team Europe beim Laver Cup. ©Imago/Action Plus

Thomas Enqvist: „Der Laver Cup ist das coolste Event”

Thomas Enqvist, ehemals die Nummer vier der Welt und zweimaliger Davis-Cup-Sieger, über die Bedeutung des Laver Cups und die Tennis-Misere in Schweden.

Herr Enqvist, Sie sind seit 2017 Co-Kapitän von Team Europe beim Laver Cup. Was macht den Laver Cup so reizvoll?

Wenn die größten Rivalen im Tennis plötzlich statt gegeneinander nun im Team beim Laver Cup miteinander spielen, ist es ein einzigartiges Event – und bleibt es auch. Der Laver Cup ist ein schnelles Format, verbindet Einzel und Doppel in einer unglaublichen Atmosphäre. Für mich ist der Laver Cup das coolste Event. Hinzukommt, dass die Kapitäne Legenden unseres Sports sind. Dass sich Björn Borg und John McEnroe nach ihren großartigen Matches nun jahrelang im Laver Cup als Kapitäne duellieren durften, ist unglaublich toll für unseren Sport.

Ihre Ära als Co-Kapitän ist beim Laver Cup in Berlin zu Ende gegangen. Was werden Sie vermissen?

Björn Borg war mein riesengroßes Idol. Seinetwegen habe ich angefangen mit Tennis. Dass ich beim Laver Cup jahrelang an seiner Seite das Team Europe führen durfte und all diese witzigen Momente mit solchen Legenden wie Federer, Nadal, Djokovic und Murray erleben durfte, ist fantastisch. Alle meine Teamkameraden sind nicht nur unglaubliche Spieler, sondern auch die tollsten Botschafter für unseren Sport.

Wer wäre zu Ihrer Zeit beim Laver Cup im Team Europe dabei gewesen?

Es wären auf jeden Fall Boris Becker, Stefan Edberg und Goran Ivanisevic dabei gewesen. Europa war generell immer sehr stark aufgestellt.

Wären Sie im Team Europe dabei gewesen?

Ich weiß nicht, ob ich es bei all den Giganten ins Team geschafft hätte.

Schweden war einst eine führende Nation im Herrentennis mit vielen Spitzenspielern und Davis-Cup-Titeln. Inzwischen spielt Schweden keine Rolle mehr. Was ist passiert?

Gute Frage, auf die ich keine perfekte Antwort habe. Wir haben trotz allem immer noch ein schöne Tennistradition in Schweden. Mit Bastad und Stockholm haben wir zwei ATP-Turniere. Es gibt derzeit viele gute Programme, damit es wieder aufwärts geht. Es gibt zahlreiche gute Trainer aus Schweden. Das Problem ist nur, dass  die Jugendlichen in Schweden keinen Björn Borg oder Stefan Edberg haben, denen sie nacheifern können, weil wie keine Topspieler wie frühe produzieren. Viele talentierte Jugendliche wandern zu anderen Sportarten ab und entscheiden sich nicht mehr für Tennis wie früher. Eishockey ist riesig in Schweden.

Wie stark sind Sie neben Ihrer Tätigkeit beim Laver Cup im Tennis involviert?

Ich bin seit 2020 Turnierdirektor in Stockholm. Das ist für mich eine feine Sache, denn ich bin Stockholm geboren, das Turnier findet nicht weit entfernt von meinem Zuhause statt. Ich habe in den 90ern dreimal den Titel in Stockholm gewonnen. Mit der Ernennung zum Turnierdirektor hat sich mein Stockholm-Kreis geschlossen.

Viele Leute haben Sie in Erinnerung, weil Sie einer von nur ganz wenigen Spielern in der Tennisgeschichte sind, die vor dem ersten Aufschlag den Ball nie aufgetippt haben. Wie kam es dazu?

Ich weiß es gar nicht mehr so genau. Den Ball nicht aufzutippen, war immer schon immer meine Angewohnheit. Ich habe es in meiner Karriere dabei belassen. Ich wollte offensichtlich keine Zeit verschwenden.

Die Frage nach dem größten und einflussreichsten Spieler ist eine beliebte. Gibt es den einen GOAT im Tennis?

Jeder Ära hat ihre eigenen Helden. Björn Borg und John McEnroe haben Tennis in den 70ern und 80ern auf eine andere Ebene geführt. Dann kam die Ära mit Boris Becker, Stefan Edberg, Pete Sampras und Andre Agassi. Was sie getan haben, war genauso legendär wie die Ära mit Federer, Nadal, Djokovic und Murray. Daher ist der Laver Cup so speziell, weil wir zusammenkommen, um all diese Legenden zu feiern – mit Rod Laver im Scheinwerferlicht.