Trotz 2:0-Satzführung: Zverev verliert Finale der US Open gegen Thiem
Alexander Zverevs Titel-Traum bei den US Open ist im hochdramatischen „Kumpel-Duell“ geplatzt, Deutschland muss weiter auf den ersten Grand-Slam-Sieger im Herren-Einzel seit 24 Jahren warten: Zverev verlor in seinem ersten Major-Finale in New York gegen seinen Freund Dominic Thiem trotz 2:0-Satzführung in 4:01 Stunden mit 6:2, 6:4, 4:6, 3:6, 6:7 (6:8).
„Es war ein harter Kampf. Ich wünschte, du hättest ein paar Fehler mehr gemacht, damit ich diese Trophäe in die Höhe halten kann“, sagte Zverev in Thiems Richtung, kurz darauf brach er in Tränen aus. „Ich bin sicher“, fügte er an, „dass meine Eltern daheim stolz auf mich sind, auch wenn ich verloren habe. Eines Tages werde ich die Trophäe mitbringen.“
Während der Österreicher erstmals bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere triumphierte, bleibt der bislang letzte deutsche Grand-Slam-Sieg Boris Beckers Erfolg bei den Australian Open 1996. „Ich habe Tausende Tennismatches gesehen, sowas habe ich noch nie erlebt“, sagte Becker als Eurosport-Experte: „Keine hat verdient, dieses Match zu verlieren. Thiem ist der Houdini des Tennissports.“
In der Ära des Profitennis seit 1968 war es bislang nur vier Spielern gelungen, ein Grand-Slam-Finale nach 0:2-Satzrückstand noch zu gewinnen – bei den US Open noch nie. Dennoch darf der Weltranglisten-Siebte Zverev den Finaleinzug in Flushing Meadows als größten Erfolg seiner jungen Karriere verbuchen, das zuvor beste Major-Ergebnis des 23-Jährigen war das Halbfinale bei den Australian Open Anfang des Jahres. Auch damals war Thiem eine Nummer zu groß.
Der 27 Jahre alte Thiem, Nummer drei der Welt, krönte sich nach drei verlorenen Finals zum ersten Grand-Slam-Champion, der in den 90er Jahren geboren wurde. Gleichzeitig durchbrach er die vier Jahre andauernde Erfolgsserie von Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer: Seit den US Open 2016 hatten die drei Superstars die Titel bei Grand-Slam-Turnieren stets unter sich ausgemacht.
Die Zahlen sprachen im Vorfeld klar für Thiem. Von den neun vorherigen Duellen mit Zverev hatte er sieben gewonnen, zudem blickte der Deutsche auf eine schwarze Bilanz bei Grand-Slam-Turnieren zurück: In sämtlichen sieben Matches gegen Top-10-Spieler ging er als Verlierer vom Platz. Dennoch war sich Becker sicher: „Es gibt keinen Grund, warum er dieses Match nicht gewinnen kann.“
Anders als noch in den beiden vorherigen Runden war Zverev sofort hellwach. Der Aufschlag funktionierte und er dominierte die Ballwechsel gegen den passiven Österreicher, der nervös wirkte. Folgerichtig schnappte Zverev sich ein frühes Break zum 2:1. Der Deutsche kontrollierte das Match nach Belieben, nach genau einer halben Stunde nutzte er seinen ersten Satzball.
Thiem stand freilich unter großem Druck, schließlich war er nach der Disqualifikation des Weltranglistenersten Djokovic im Achtelfinale zum Topfavoriten aufgestiegen. War er zuvor souverän durchs Turnier geprescht, fand er im Finale auch aufgrund Zverevs Aggressivität einfach nicht zu seinem Spiel.
„Das ist bärenstark“, lobte Becker nach einem weiteren Longline-Winner, gleich danach holte Zverev wieder das Break zum 2:1. Egal, was Thiem auch versuchte, Zverev hatte stets eine Antwort parat. Schnell stand es 5:1 – und dann wackelte auf einmal Zverev. Drei Satzbälle vergab er bei eigenem Service, einen weiteren im folgenden Spiel. Thiem, der sich im Halbfinale an der Achillessehne verletzt hatte, tankte immer mehr Selbstvertrauen, trotzdem rettete Zverev Satz zwei ins Ziel.
Doch nun war Thiem im Match angekommen. Zwar gab er erneut seinen Aufschlag zum 1:2 ab, anders als zuvor gelang ihm aber sofort das Rebreak. Der 27-Jährige ging volles Risiko und wurde belohnt – nach einem weiteren Break erzwang er den vierten Satz.
Es war bis dahin beileibe kein hochklassiges Match, doch es nahm an Fahrt auf – was auch daran lag, dass Thiem sich immer mehr in die Partie biss und den Druck von der Grundlinie erhöhte, Zverev wurde passiver und wich zurück. Thiems Break zum 5:3 ebnete den Weg in den Entscheidungssatz.
Dieser dauerte nur zwei Minuten, dann lag Zverev schon mit Break zurück, doch Thiem gab den Vorteil mit einem Doppelfehler sofort wieder ab. Trotz des immensen Drucks zeigten die Kontrahenten hochklassiges Tennis, und Zverev holte sich sogar das Break zum 5:3.
„Die nächsten vier Punkte sind die schwierigsten seines Lebens“, sagte Becker, und er sollte Recht behalten. Zverev schaffte es nicht, zum Titel auszuservieren, Thiem kämpfte sich wieder zurück. Das Match war an Dramatik nicht mehr zu überbieten und hatte weitere Wendungen parat. Thiem nahm Zverev den Aufschlag zum 6:5 ab, der Deutsche schlug zurück und kämpfte sich in den Tiebreak. Thiem humpelte nur noch, biss aber auf die Zähne. Zverev gelang es noch, zwei Matchbälle abzuwehren, den dritten verwandelte Thiem.air jordan 1 mid outlet | mens jordan release dates