US Open: Die besondere Geschichte von Renée Richards
Ihr Start sorgte für kontroverse Diskussionen und landete vor dem Obersten Gerichtshof in New York. 1977 trat Renée Richards bei den US Open als erste Transsexuelle an.
Die Höhepunkte in der Karriere der Profispielerin Renée Richards sind schnell erzählt. Die US-Amerikanerin trat bei den Grand-Slam-Turnieren nur bei den US Open an und schaffte im Jahr 1979 mit dem Erreichen der dritten Runde ihr bestes Ergebnis. Trotz keines WTA-Titels in ihrer Karriere und obwohl sie nicht allzu viele Matches gewann, schaffte sie es laut Aufzeichnungen der WTA in der Weltrangliste zwischenzeitlich auf Platz 20. All das wäre in all den Jahren im Profitennis nur eine Randnotiz wert gewesen, wenn die Geschichte von Renée Richards nicht eine besondere wäre.
Denn Richards kam nicht als Frau auf die Welt, sondern als Mann. Unter ihrem Geburtsnamen Richard Raskind wurde sie am 19. August 1934 geboren. Raskind nahm als Mann fünfmal bei den US Open teil und erreichte einmal die zweite Runde. Raskind sah sich schon immer als Frau und nannte sein weibliches Ich Renée, was im Französischen für „neugeboren“ steht.
Aus Richard Raskind wird Renée Richards
Raskind machte sich in den 1960er-Jahren Gedanken über eine Geschlechtsumwandlung, verwarf dieses Vorhaben zunächst, heiratete eine Frau und wurde Vater eines Sohnes. Im Jahr 1975 unterzog sich Raskind schließlich einer Geschlechtsoperation und wurde zu Renée Richards. Ihr großes Ziel war es nun, als Frau im Profitennis zu spielen.
Die Teilnahme an den US Open 1976 wurde ihr jedoch verweigert, da sie sich nicht einem Chromosomentest unterziehen wollte, um zweifelsfrei ihr Geschlecht zu klären. Daraufhin verklagte Richards den US-amerikanischen Tennisverband. Wenige Tage vor Beginn der US Open 1977 entschied der Oberste Gerichtshof von New York zugunsten von Richards und erlaubte ihr, am Grand-Slam-Turnier teilzunehmen.
Einige wenige Profispielerinnen rebellierten gegen die Entscheidung und kündigten an, nicht gegen Richards spielen zu wollen. So sagte Rosie Casals, mehrfache Wimbledonsiegerin im Doppel: „Richards ist physisch gesehen immer noch ein Mann und das gibt ihr einen erheblichen und unfairen Vorteil. Das muss gestoppt werden.“ Casals trat zu den Duellen gegen ihre Landsfrau aber trotzdem an.
Renée Richards erreicht Doppelfinale bei den US Open
Richards gab schließlich im Alter von 43 Jahren ihr Profidebüt im Damentennis – als erste Transsexuelle. Die Auslosung meinte es jedoch nicht gut mit Richards, die in der ersten Runde gegen die Britin Virginia Wade spielen musste, die wenige Wochen zuvor in Wimbledon gewonnen hatte. Die US-Amerikanerin verlor ihr Einzel mit 1:6, 4:6, glänzte aber in der Doppelkonkurrenz. An der Seite ihrer Landsfrau Betty-Ann Dent spielte sich Richards bis ins Endspiel verlor und verlor dort gegen das Duo Martina Navratilova und Betty Stöve.
„Ich bin ziemlich verbittert über die Leute, die sagen, dass ich dies mache, um Geld zu machen. So ist das nicht. Ich war eine ziemlich gute Ärztin, und bin eine ziemlich schlechte Profispielerin“, sagte die US-Amerikanerin ein Jahr nach ihrem Debüt im Damentennis. Richards war insgesamt vier Jahre als Profispielerin aktiv. Mit 47 Jahren beendete sie ihre Karriere und nahm ihren Beruf als Augenärztin wieder auf.
Kurz nach dem Ende ihrer Karriere holte Martina Navratilova ihre ehemalige Gegnerin in ihr Trainerteam. Mit Richards in ihrem Team gewann Navratilova unter anderem zweimal den Titel in Wimbledon. Auch wenn Navratilova mit Richards freundschaftlich verbunden blieb, äußerte sie im Jahr 2019 die Meinung, dass Transgender-Athleten im Frauensport nicht erlaubt sein sollten.
Navratilova gegen Transgender-Athleten im Tennis
„Ich bin froh, eine Transgender-Person mit ihrem gewollten Pronomen anzusprechen, möchte aber nicht im Sport gegen sie antreten. Das wäre nicht fair. Es ist wahnwitzig und es ist Betrug”, sagte Navratilova und begründete es wie folgt: „Ein Mann entwickelt von Kindesalter an mehr Muskeln, eine höhere Knochendichte und mehr sauerstofftransportierende rote Blutkörperchen. Das ist nicht fair. Es muss einige Standards geben, und einen Penis zu haben und als Frau anzutreten, würde diesem Standard nicht entsprechen.“
Wegen ihrer Aussagen verlor Navratilova ihre Botschafterfunktion der Organisation „Athlete Ally“, die sich für Gleichberechtigung im Sport einsetzt. Nach den Aussagen von Navratilova stellten die Verantwortlichen der WTA-Tour klar, dass sie offen für Transgender-Spielerinnen sind. „Die WTA war schon immer eine Organisation, basierend auf dem Grundsatz der Gleichberechtigung und darauf, Menschen die gleichen Chancen zu ermöglichen“, sagte WTA-Boss Steve Simon. Richards war als Transgenderathleten eine Pionierin im Frauensport und hat zwei Biografien über ihre Lebensgeschichte verfasst.
Aus dem Buch „100 spannende Fragen aus der Welt des Tennis”
The Global Destination For Modern Luxury | air jordan 1 high university blue release date