Taylor Fritz, Frances Tiafoe

Taylor Fritz und Frances Tiafoe spielen bei den US Open um einen Platz im Finale. ©Imago

US Open: Fritz und Tiafoe wollen US-Titeldürre beenden

Seit 2003 wartet die USA als große Grand-Slam-Nation auf einen Herrensieger bei den Grand Slams. Bei den US Open stehen Taylor Fritz und Frances Tiafoe kurz davor, die lange Wartezeit zu beenden.

Es ist ein ungewohntes Bild bei den US Open: In New York stehen in der Herrenkonkurrenz mit Taylor Fritz und Frances Tiafoe gleich zwei US-Amerikaner im Halbfinale – und treffen dabei aufeinander. Das letzte Mal, dass zwei US-Profis beim Heim-Grand-Slam-Turnier im Halbfinale standen, liegt schon 19 Jahre zurück. Damals duellierten sich Andre Agassi und Robby Ginepri um einen Platz im Endspiel. Dass Fritz und Tiafoe gegeneinander spielen, bedeutet gleichzeitig, dass es den ersten US-Amerikaner im Finale eines Grand-Slam-Turniers seit 2009 gibt. Damals erreichte Andy Roddick das Endspiel in Wimbledon und verlor dieses in einer epischen Nervenschlacht gegen Roger Federer mit 14:16 im fünften Satz.

Seit 2003 kein Grand-Slam-Titel der USA

Apropos Roddick: Der inzwischen 42-Jährige ist auch der letzte Grand-Slam-Sieger aus den USA im Herrentennis. 2003 gewann Roddick bei den US Open seinen einzigen Grand-Slam-Titel. Seitdem wartet die große Tennisnation auf einen Coup – mittlerweile sind es 21 Jahre. Kaum zu glauben, dass die Durststrecke bereits so lange ist. Denn bis zum Grand-Slam-Sieg von Roddick im Jahr 2003 war die USA die dominierende Nation im Herrentennis. Kein Land gewann in der Profiära seit Einführung im Jahr 1968 mehr Grand-Slam-Titel im Herreneinzel als die USA: 52 Triumphe von 13 Spielern, darunter die Seriensieger Pete Sampras, Jimmy Connors, Andre Agassi und John McEnroe.

„Ich glaube, dass wir Amerikaner meilenweit zurückliegen, und ich weiß keine Antwort darauf. Die anderen sind besser geworden – durch das Internet, weltweites TV. Es wird Tennis in Ländern gespielt, in denen vor zehn, fünfzehn Jahren kein Mensch Bälle geschlagen hat. In einem Land wie Serbien wäre Novak Djokovic vielleicht ein Fußballstar geworden, aber plötzlich wurde Tennis populär“, sagte Pete Sampras 2013 im Interview mit tennis MAGAZIN. 2013 war auch erstmals seit Einführung des ATP-Rankings kein US-Amerikaner in den Top 20 platziert. 2021 stand sogar zeitweise kein Ami in den Top 30.

ATP-Ranking: Fünf US-Amerikaner in den Top 20

Doch ein Ende der Titeldürre scheint in Sicht zu sein, vielleicht schon bei diesen US Open, wo entweder Fritz oder Tiafoe um den US-Open-Sieg spielen wird. „Jeder von uns will derjenige sein, der das beenden möchte. Aber wir reden nicht darüber. Wir reden darüber, dass wir fünf Spieler in den Top 20 haben“, sagte Fritz am Rande der US Open über die lange Wartezeit seit 2003. „Ich glaube, dass der nächste US-Grand-Slam-Sieger aus unserer aktuellen Gruppe von Spitzenspielern kommen wird. Wir alle haben das Potenzial und die Entschlossenheit, diesen Meilenstein zu erreichen“, sagte Ben Shelton, Halbfinalist bei den US Open im Vorjahr, gegenüber tennis MAGAZIN.

Neun US-Amerikaner stehen derzeit in den Top 100, fünf davon sogar in den Top 20: Taylor Fritz, Ben Shelton, Tommy Paul, Sebastian Korda und Frances Tiafoe. Den ersten US-Titel bei einem Grand-Slam-Turnier können jetzt nur noch Jannik Sinner oder Jack Draper verhindern, die neben Fritz und Tiafoe das andere Halbfinale bestreiten. Ein Titelgewinn von Fritz oder Tiafoe im Endspiel gegen Sinner, die aktuelle Nummer eins der Welt, würde dem US-Herrentennis nochmals einen zusätzlichen Push geben. „Wir stehen sportlich so gut da wie nie seit Mitte der 90er Jahre. Jeder unserer Jungs aus den Top 20 kann einen großen Titel holen. Sie stacheln sich gegenseitig an“, sagte Martin Blackmann, der beim US-Verband für Spielerentwicklung verantwortlich ist.

So lange warten die anderen Grand-Slam-Nationen auf einen Herrensieger

Australien
Letzter Grand-Slam-Sieger: Lleyton Hewitt (Wimbledon 2002)
Letzter Sieger beim Heimspiel Australian Open: Mark Edmondson (1976)

Frankreich
Letzter Grand-Slam-Sieger: Yannick Noah (French Open 1983)
Letzter Sieger beim Heimspiel French Open: Yannick Noah (1983)

Großbritannien

Letzter Grand-Slam-Sieger: Andy Murray (Wimbledon 2016)
Letzter Grand-Slam-Sieger beim Heimspiel Wimbledon: Andy Murray (2016)