US Open-Tagebuch: Regen & ein großer Kampf von Siegemund!
In seinem US Open-Tagebuch berichtet unser Reporter Felix Grewe vom letzten Grand Slam-Turnier des Jahres aus New York.
Das Leben als US Open-Reporter kann wirklich gefährlich sein. Sie erinnern sich als aufmerksame Leser: der Bodycheck von Stan Wawrinka gestern. Heute morgen nun die nächste Herausforderung auf der 42. Straße in Manhattan. Man muss wissen, dass der New Yorker an sich schon bei leichtem Pieselregen lieber zum Schirm greift, um das gestylte Haupthaar und den Businessdress zu schützen. Gleichzeitig kämpft er sich so seinen Weg durch die gestresste Menschenmasse frei. Ohne eine solche Waffe – ja, als Nordlicht jucken einen die paar Tropfen halt nicht – ist man chancenlos.
Hupen war früher verboten
Die Fahrt nach Flushing Meadows dauert bei dem Dreckswetter fast eine halbe Stunde länger als sonst. Das reinste Chaos auf den Straßen, verstopfte Kreuzungen, pfeifende und fuchtelnde Politessen, ein dröhnendes Hupkonzert. Bis vor drei Jahren gab es dafür in New York übrigens noch saftige Strafen – hat mir neulich ein „Local“ erzählt. Damals mussten sich cholerische Autofahrer, die sich nicht an die „No honking“-Anweisung hielten, 350 Dollar blechen. Sogar Verbotsschilder gab es – „Don’t honk!“ 2013 wurden sie entfernt. Der Bürgermeister hatte eingesehen, dass es der größte Schwachsinn war, seinen New Yorkern, die von Natur aus Autos, Fußgänger, Radfahrer aber zur Not auch Hunde oder rote Ampeln anhupen, solche Vorschriften zu machen. Soweit meine Randanekdote des Tages.
Endlich kommt das Dach zum Einsatz
Ein wohliger, warmer Sommerregen ist natürlich ganz wunderbar, wenn man über dem Arthur Ashe Stadium gerade ein Dach für 150 Millionen Dollar errichtet hat. Mittwochabend, bei der Nightsession zwischen Rafael Nadal und Andreas Seppi, wurde es um 22:38 Uhr zum ersten Mal während eines Matches geschlossen. Das war den Turnier-Organisatoren sogar eine Pressemitteilung wert.
Die Atmosphäre ist bei geschlossenem Dach speziell – und so gar nicht vergleichbar mit normalen Verhältnissen. Die Geräuschkulisse der Klimaanlage vermittelt ein wenig das Gefühl, man säße in einem Flugzeug. Als Andy Murray gegen Marcel Granollers spielt und der Regen Anfang des zweiten Satzes fast schon monsunartig auf das Dach prasselt, steht der Schotte verzweifelt unten auf dem Court. Erst vermutet er, die Zuschauer würden den Lärm verursachen. Dann versteht weder der Weltranglistenzweite noch irgendeiner auf den Rängen die Ansage der Schiedsrichterin. Das plopp, plopp des Balles hört man genauso wenig. Gewöhnungsbedürftig sind die US Open als Indoor-Event definitiv – mal wieder ein Vorteil für die Stars, die regelmäßig im Arthur Ashe Stadium aufschlagen.